Japanischer Mobilfunk-Riese drängt auf Europa-Netz

Mitte Juli hatte NTT DoCoMo eine weit gehende Partnerschaftmit mit KPN und Hutchison Whampoa geschlossen - nun drängt der japanische Konzern auf den schnellen Aufbau eines europaweiten Mobilfunknetzes.

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Von
  • Jürgen Kuri

Mitte Juli erst hatte sich der japanische Mobiltelefonriese NTT DoCoMo auf eine weit gehende Partnerschaft mit der niederländischen KPN und Hutchison Whampoa, einem Mischkonzern aus Hongkong eingelassen. Ziel: Ein gewichtiges Wörtchen beim Mobilfunk in Europa mitzureden. Nun macht NTT DoCoMo Dampf. Der Konzern drängt seinen niederländischen Partner KPN zum raschen Aufbau eines europaweiten Netzes. Dies geht aus einem am Montag veröffentlichten Interview des Wirtschaftsblatts Het financieele Dagblad mit NTT Docomo-Präsident Keiji Tachikawa hervor. Das japanische Unternehmen, das 15 Prozent der Anteile an KPNs Mobiltelefontochter KPN Mobile hält, will darüber sein Internet-Handy i-mode vermarkten. Wenn die dritte Generation der Mobiltelefonfrequenzen (UMTS) in zwei bis drei Jahren überall in Betrieb seien, sollte KPN in Europa zu den drei größten Betrieben der Sparte gehören, machte er deutlich.

Über E-Plus habe KPN Zugang zum deutschen Markt. Zugang zum belgischen Markt sei vorhanden und zusammen mit Hutchison Whampoa könne man auch in Großbritannien operieren. In Kürze könne auch ein französischer Partner vorgestellt werden, sagte Tachikawa nach Angaben des Blattes, ohne allerdings nähere Angaben zu machen. Lediglich in Italien und Spanien müsse KPN noch Fuß fassen. Falls KPN nicht rasch genug das europäische Netz aufbaue, werde NTT Docomo nach anderen Partnern suchen müssen. "Aber im Prinzip wollen wir mit KPN Mobile vorankommen", zitierte das niederländische Blatt.

Durch die Kooperationsvereinbarung mit KPN und Hutchison Whampoa konnte NTT DoCoMo immerhin einen globalen Verbund erreichen: DoCoMo und Hutchison Whampoa decken den asiatischen Raum ab, KPN hat Beteiligungen in ganz Europa und ist über die Zusammenarbeit mit Qwest in dem Joint-Venture KPNQwest auch in den USA vertreten. In Großbritannien erwarb DoCoMo für 1,2 Milliarden Pfund einen Anteil von 20 Prozent an der britischen Hutchison-Tochter Hutchison 3G, über die Hutchison Whampoa zusammen mit der kanadischen Gesellschaft Telesystem International Wireless (TIW) die umfangreichste UMTS-Lizenz in Großbritannien für 4,4 Milliarden Pfund ersteigert hatte. In Deutschland arbeiten Hutchison Whampoa und KPN Mobile als E-Plus-Hutchison zusammen und beteiligen sich an der Versteigerung der UMTS-Lizenzen.

Die als i-mode bekannt gewordene Technik des japanischen Unternehmens für Internet per Handy werde in Japan bereits von zehn Millionen Kunden angewendet, erklärte Tachikawa laut dpa. Ende des Jahres sollen es mindestens 17 Millionen sein. Nun will DoCoMo seine Kooperationen offensichtlich nutzen, um die Technik auch auf außerjapanischen Märkten zu etablieren.

Nach Darstellung der niederländischen Finanzzeitung hat KPN allerdings den Börsengang seiner Mobiltelefontochter erneut verschoben. Die Börsennotierung der KPN-Tochter sei jetzt für das zweite Quartal 2001 geplant, meldete das Blatt unter Berufung auf die Financial Times. KPN-Mobile sollte ursprünglich in diesem Sommer an die Amsterdamer Börse gebracht werden. Dann war ein Termin zum Jahresende in Aussicht gestellt worden. (jk)