KI-Beschleuniger: Warum Broadcom Nvidia neue Konkurrenten bescheren könnte
Nvidia beliefert führende Hyperscaler mit KI-Chips, doch die jüngsten Umsatzzahlen von Broadcom könnten für das Unternehmen nichts Gutes verheißen.
Big-Tech-Unternehmen wie Google, Meta oder Bytedance versuchen offenbar zunehmend, ihre Lieferketten für KI-Hardware vom Chipzulieferer-Giganten Nvidia unabhängig zu machen. Was mittlerweile viele Experten vermuten, stützt sich auf die Geschäfte des Halbleiterunternehmens Broadcom – und dessen Gespräche mit einem großen Nvidia-Zulieferer.
Wie Broadcom-CEO Hock Tan in der Konferenz zu den Finanzergebnissen des vierten Quartals 2024 berichtete, planen drei Hyperscaler unter der Broadcom-Kundschaft bis 2027 jeweils eine Million XPU-Cluster in ihren Rechenzentren einzusetzen. Zudem liefen Gespräche mit zwei weiteren Hyperscalern, die eigene KI-XPUs in der Entwicklung haben. Konkrete Namen fielen in der Konferenz nicht – doch es gibt Spekulationen, dass es sich hier um Google, Meta, Bytedance, OpenAI und Apple handelt.
KI-Chips: Broadcom-Umsatz schießt in die Höhe
Zumindest wäre das eine Erklärung für den massiv angestiegenen Umsatz von Broadcom bei Halbleiterprodukten in der KI-Sparte. Das Portal The Next Platform hat sich die Entwicklung der vergangenen drei Jahre angeschaut: Im Geschäftsjahr 2022 lagen die Umsätze hier bei 1,94 Milliarden, darunter Netzwerkchips und Compute-Engine-Chips, welche die Kunden von Broadcom selbst entwickelt und dann bei einem Auftragsfertiger herstellen ließen. Broadcom wiederum arbeitet bei der Herstellung mit Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) zusammen, ihres Zeichens der größte Chip-Hersteller weltweit.
2023 machte Broadcom im selben Bereich schon fast doppelt so viel Umsatz: 3,8 Milliarden Dollar. Und die Zahl, die Tan in der jüngsten Ergebniskonferenz nannte, ließ nun viele aufhorchen: 12,2 Milliarden Dollar, also mehr als das dreifache, verdiente Broadcom 2024 im Segment der KI-Chips.
Zahlen lassen Auftraggeber vermuten
Zwar macht Broadcom aus den Namen seiner Kunden ein Geheimnis, spricht stattdessen zum Beispiel nur von "drei Hyperscalern." Klar ist allerdings, dass diese Kunden über ein so massives Budget verfügen müssen, dass sie eigene Chips entwickeln können, die Broadcom dann im Auftrag fertigt. Da der Kreis dieser Unternehmen nicht allzu groß ausfällt, fallen die Spekulationen schnell auf Google, Meta und Co. zurück. Sie werden in diesem Bereich noch vielfach von Nvidia beliefert.
Nach der spekulativen Lesart der Broadcom-Zahlen könnten aus Nvidia-Kunden aber bald Nvidia-Konkurrenten werden. Denn statt auf die Chips des Grafikkarten-Herstellers zurückzugreifen, entwickeln die Hyperscaler lieber ihre eigenen und lassen sie dann von Broadcom und TSMC fertigen.
Broadcom-Gespräche mit SK Hynix
Es wäre alles andere als eine erfreuliche Entwicklung für Nvidia. Genauso wenig, dass Broadcom laut einem Medienbericht schon an SK Hynix herangetreten ist, welcher die High Bandwidth Memory-Komopnenten (HBM) der KI-Chips liefern soll. Der südkoreanische Chip-Gigant ist Samsungs größter Konkurrent auf dem Markt für Speicherchips und beliefert auch Nvidia mit HBM. Demnach muss SK Hynix für den Broadcom-Auftrag bereits seine Produktionskapazitäten anpassen, sodass es zu Verzögerungen bei der nächsten Generation des 1c-DRAM von SK Hynix kommen könnte.
Nvidias größter Abnehmer von KI-Beschleunigern ist Microsoft, doch auch hier gibt es laut The Next Platform eine ähnliche Entwicklung. Microsoft und Amazon Web Services wenden sich demnach zunehmend dem US-Chiphersteller Marvell zu. So könnte sich der Druck auf das Unternehmen Nvidia, welches auch mit den US-Exportbeschränkungen für den chinesischen Markt zu kämpfen hat, 2025 deutlich erhöhen.
(nen)