KI-Startup-Landkarte 2022: Berlin und München für Gründer weniger attraktiv
Über die Hälfte der 2021 gegründeten KI-Firmen starten außerhalb der bisherigen Hochburgen Berlin und München. Das meiste Venture-Kapital gibt es in Sachsen.
Das deutsche KI-Start-up-Ökosystem verzeichnet in diesem Jahr einen Zuwachs. Das ergab die aktuelle Auswertung von mehr als 1000 Unternehmen durch appliedAI, eine an der TU München angesiedelte Initiative zur Förderung der Künstlichen Intelligenz. Von den untersuchten Start-ups schafften es 304 auf die KI-Startup-Landkarte, neun Prozent mehr als im letzten Jahr. Auf der Karte werden die vielversprechendsten Start-ups mit einem Fokus auf Machine Learning abgebildet. Die meisten abgebildeten Unternehmen verfolgen ein B2B-Geschäftsmodell und agieren in den Brachen Gesundheit, Produktion und Transportwesen. Die Auswahl trifft eine Jury, an der neben appliedAI auch Nvidia, Google und diverse Venture-Capital-Firmen beteiligt sind.
Sachsen auf Platz 1 bei der Finanzierung
Am besten finanziert sind in der aktuellen Umfragerunde Start-ups aus Sachsen, gefolgt von Bayern und Brandenburg. Zwar liegt Berlin bei der Zahl der repräsentierten Unternehmen vorne, die dortigen Unternehmen erhalten jedoch deutlich weniger Venture-Kapital. Am meisten Geld zur Verfügung habe die jüngsten Start-ups aus 2021 oder diejenigen, die bereits 2014 gegründet wurden.
Von den 304 abgebildeten Start-ups verfolgen 284 ein B2B-Geschäftsmodell, 18 ein B2C-Modell und zwei konzentrieren sich auf das Geschäft mit Behörden. Dabei verfügen die Business-to-Business-Unternehmen über 88 Prozent des Venture-Kapitals. Die Projekte der meisten Unternehmen sind dabei auf eine bestimmte Branche ausgerichtet. Nur 14 Prozent der vielversprechenden Start-ups entwickelt für den KI-Tech-Stack.
Berlin verliert an Relevanz für Start-ups
In diesem Jahr kamen auf der KI-Startup-Landkarte 76 neue Unternehmen hinzu, während 50 ältere Start-ups verschwanden, weil sie entweder mit einem Alter von 10 Jahren nicht mehr der appliedAIs-Definition eines Start-ups entsprachen oder übernommen beziehungsweise verkauft wurden. Im Durchschnitt erreicht ein KI-Startup vor der Übernahme ein Alter von sechs Jahren. Als eine Überraschung sieht appliedAI die Gründungsorte. 44 Prozent aller abgebildeten Start-ups kommt nicht aus den bisherigen Hochburgen Berlin und München, aber insbesondere bei den Neugründungen in den letzten 12 Monaten liegen andere Städte in der Summe inzwischen vorn. Auch der Vorsprung der Start-up-Zahlen von Berlin zu München ist rückläufig und beträgt statt der 35 Prozent des Vorjahres nur noch 13 Prozent.
Startup-Gründung erholt sich nach der Pandemie
Im Vergleich zu den Vorjahren ging die Startup-Gründung seit 2018 stark zurück. Die höchste Zahl an Gründungen gab es 2014, wo es laut appliedAI einen besonders starken Hype um KI gab. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) spricht in einer aktuellen Untersuchung ebenfalls von einem Boom zwischen 2014 und 2018, dessen Höhepunkt 450 jährliche Gründungen in 2017 und 2018 waren. 2020 fiel die Zahl der Gründungen auf weniger als 350 jährlich. Laut aktuellen Schätzungen geht das BMWK davon aus, dass der Gründungsrückgang 2021 aufgehalten wurde.
Weitere Informationen finden sich in der Untersuchung des BMWK und der Webseite der KI-Startup-Landkarte.
(pst)