Peinlichkeitsfaktor KI: Sind Angestellte plötzlich faul und inkompetent?

Führungskräfte wollen laut einer Umfrage dringend KI in den Betrieb bringen, doch die Akzeptanz bei den Angestellten kühlt sich eher ab.

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(Bild: SFIO CRACHO/Shutterstock.com)

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Während Führungskräfte mehrheitlich ins Trendthema KI investieren wollen, sinkt die Begeisterung über die Technik bei den Angestellten. Das legt zumindest eine weltweite Umfrage des zu Salesforce gehörenden Kollaborationssoftware-Anbieters Slack unter Wissensarbeitern nahe. Von den Managern hätten 99 Prozent der Befragten gesagt, dass sie in diesem Jahr in KI investieren werden, 72 Prozent hätten sogar von größeren Ausgaben gesprochen. 97 Prozent hätten auch angegeben, dass sie es für dringlich halten, KI in den Geschäftsbetrieb zu integrieren.

Die empfundene Dringlichkeit und der Investitionswille spiegelten sich aber nicht in dem wider, was sich laut Umfrage auf Mitarbeiterebene abspiele. Zum ersten Mal seit Marktaufkommen generativer KI-Tools will Slack nämlich in seinen Umfragen eine abgekühlte Stimmung und ein lahmendes Wachstum bei der Akzeptanz unter den Wissensarbeitern bemerkt haben.

So sei noch von September 2023 bis März 2024 die KI-Akzeptanz von rund 20 Prozent auf 32 Prozent geklettert. Doch bis zum Befragungszeitraum im August sei das Wachstum ins Stocken geraten: In den USA etwa sei der Anteil der Schreibtischarbeiter, die KI ausprobieren, nur noch von 32 Prozent auf 33 Prozent gestiegen, in Frankreich von 31 Prozent auf 33 Prozent. Im länderübergreifenden Schnitt habe es noch Wachstum um vier Prozentpunkte auf 36 Prozent gegeben.

Zugleich verliere die Nutzung der Technik auch an Reiz für die Angestellten. Besonders stark sei das in Frankreich gewesen, wo die Begeisterung für die Nutzung der Technik um 12 Prozentpunkte gesunken sei, von 53 Prozent auf 41 Prozent. Und in den USA sei die Rate um 9 Prozentpunkte gefallen, von 45 Prozent auf 36 Prozent. Länderübergreifend sei der Wert von 47 Prozent auf 41 Prozent abgesackt.

FĂĽr das Stimmungsbild befragt wurden nach Angaben von Slack rund 17.000 Wissensarbeiter unterschiedlicher Hierarchieebenen in Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, den Niederlanden, Singapur, Spanien, Schweden, die Schweiz, GroĂźbritannien und den USA.

Die Slack-Studie sieht unter anderem soziale Faktoren als Grund für die kühlere Stimmung in den Belegschaften. Es fehle an sozialen Normen in der Nutzung, sodass zahlreichen Angestellten gegenüber ihren Führungskräften das Eingeständnis unangenehm sei, für bestimmte Aufgaben KI genutzt zu haben. Länderübergreifend hätten das 48 Prozent angegeben. Zentrale Gründe für das Unbehagen seien das Gefühl, Nutzung generativer KI fühle sich wie Mogeln an (47 Prozent), sowie Ängste, als weniger kompetent (46 Prozent) oder gar faul gesehen zu werden (46 Prozent).

In Deutschland waren es hauptsächlich Nachrichten an Chef (31 Prozent) oder an Kollegen auf der gleichen Hierarchiestufe (27 Prozent), Leistungsbeurteilungen (24 Prozent) oder Ideen-Brainstormings (22 Prozent), bei denen Befragte keine KI-Nutzung eingestehen mochten. Sich beim Coden von der KI helfen zu lassen, wäre hingegen nur neun Prozent peinlich.

Ebenfalls sehen die Schreibtischarbeiter eine Kluft zwischen den Wünschen an die Technik und den erwarteten Auswirkungen auf ihr Berufsleben, heißt es in der Studie. Die meisten wünschten sich eine Erleichterung, die ihnen mehr Zeit für sinnvolle Tätigkeiten verschaffe. Sie vermuteten aber, dass die KI-Tools zu höheren Arbeitsanforderungen und mehr Belastung führten. Überdies fehle es auch an Schulungen im Umgang mit KI: 61 Prozent hätten weniger als 5 Stunden darauf verwendet, die Nutzung der Tools zu erlernen.

(axk)