KI-Update kompakt: Copilot+ PCs, DeepSeek-Coder, Butterflies, Holocaust-Leugner

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Auf der Computermesse Computex in Taipeh Anfang Juni 2024 zeigte sich, dass Qualcomms neuer ARM-Chip Snapdragon X zusammen mit Microsofts Marketingprogramm Copilot+ den Notebookmarkt auf den Kopf stellt. So schickten die Hersteller den Snapdragon X zum gestrigen Verkaufsstart in über einem Dutzend edler Oberklassengeräte zu Preisen ab 1200 Euro ins Rennen. Die Notebookhersteller scheinen von Qualcomms Performanceversprechen überzeugt zu sein.

Ein Vorseriennotebook mit dem kleinsten Snapdragon X Elite (X1E-78-100) zeigte in nativen Benchmarks für x86 und ARM eine Rechenleistung auf dem hohen Niveau von AMDs Ryzen 7040/8040U und Intels Core Ultra 100. Damit haben sie die M-CPUs von Apple hinsichtlich der CPU-Performance eingefangen.

Allerdings wurde die bei der Ankündigung als Top-Anwendung vorgestellte Funktion "Recall" aufgrund von Sicherheitsbedenken vorerst wieder entfernt. Stattdessen soll Recall nur noch für spezielle Insider zum Testen zur Verfügung stehen und erst später nach Verbesserungen wieder integriert werden.

Nvidia hat Microsoft als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von 3,34 Billionen Dollar überholt, Apple liegt auf Platz drei. Zusammen repräsentieren die drei Tech-Riesen über 20 Prozent des Börsenwertes der 500 größten US-Unternehmen im S&P 500 Index. Nvidia profitiert enorm vom KI-Boom, da seine Chips eine Schlüsselrolle beim Training und Betrieb von KI-Software spielen.

Auch Microsoft und Apple setzen auf KI, was deren Aktienkurse zuletzt ebenfalls beflügelte. Der enorme Kursanstieg bei einigen wenigen Aktien liegt jedoch nicht nur am KI-Hype, sondern auch am Trend zu passiven Indexfonds. Diese führen zu überproportionalen Preisanstiegen bei den größten Konzernen und lassen deren Kurse volatiler werden als die kleinerer Unternehmen. Experten sehen darin eine bedenkliche Entwicklung.

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DeepSeek-AI hat das Open-Source-Sprachmodell DeepSeek-Coder-V2 veröffentlicht. Es soll in Sachen Programmcode-Generierung mit führenden kommerziellen Modellen wie GPT-4, Claude oder Gemini mithalten können.

DeepSeek-Coder-V2 unterstützt 338 Programmiersprachen und kann Kontexte von bis zu 128.000 Token verarbeiten. Es wurde mit insgesamt 10,2 Billionen Token trainiert, davon 60 Prozent Quellcode, 10 Prozent mathematische Daten und 30 Prozent natürliche Sprache. In Benchmarks für Code-Generierung, Mathematik und Sprache erreicht DeepSeek-Coder-V2 ähnlich gute Ergebnisse wie die besten kommerziellen Modelle – und übertrifft sie in einigen Fällen. So schnitt es im Durchschnitt zwar etwas schlechter ab als GPT-4o, aber besser als GPT-4 oder Claude 3 Opus.

Das Modell wird in zwei Varianten mit 16 und 236 Milliarden Parametern angeboten. Es steht auf der Plattform Hugging Face unter einer Open-Source-Lizenz zum Download bereit. Es ist außerdem über eine API verfügbar. Die Entwickler sehen noch Verbesserungsbedarf bei der Fähigkeit, Instruktionen zu befolgen, um in der realen Welt mit komplexen Programmierszenarien umgehen zu können. Daran will DeepSeek-AI in Zukunft arbeiten.

Apple hat 20 neue Core ML-Modelle sowie 4 Datensätze auf der Plattform Hugging Face veröffentlicht. Damit möchte das Unternehmen Entwicklerinnen und Entwickler bei der Erstellung von KI-Anwendungen unterstützen, die direkt auf Apple-Geräten ausgeführt werden können, ohne eine Netzwerkverbindung zu benötigen.

Die neuen Modelle decken verschiedene Bereiche ab, darunter Bildklassifikation, Tiefensegmentierung und semantische Segmentierung. Sie wurden speziell für den Einsatz auf Apple-Geräten optimiert. Apple arbeitet seit einiger Zeit eng mit Hugging Face zusammen, um Initiativen wie die MLX-Community, die KI-Modelle in Apples KI-Framework MLX portiert und die Integration von Open-Source-KI in Apple Intelligence-Funktionen voranzutreiben.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Das neue soziale Netzwerk Butterflies verbindet die Welt der Menschen mit der von KI-Avataren. Nutzer können eigene KI-Charaktere erschaffen, die dann autonom Inhalte posten, mit anderen interagieren und sogar mit ihren Schöpfern chatten. Dabei ist für andere oft nicht erkennbar, ob sie es gerade mit einem Menschen oder einer KI zu tun haben.

Das von einem Ex-Snapchat-Manager gegründete Start-up sieht sich als Vorreiter für die KI-Zukunft der sozialen Medien. Auch etablierte Plattformen wie Facebook, Instagram und Tiktok experimentieren bereits mit KI-Avataren, etwa für Werbezwecke. Butterflies geht noch einen Schritt weiter und lässt die KI-Charaktere frei agieren. Die Inhalte weisen zwar noch viele typische KI-Schwächen auf, zeigen aber das Potenzial dieser Technologie. Inwieweit sich das Konzept durchsetzt und welche Folgen es für die Kommunikation in sozialen Netzen hat, bleibt abzuwarten.

Die Unesco und der Jüdische Weltkongress warnen davor, dass Künstliche Intelligenz zur Leugnung und Verfälschung der Geschichte des Holocaust missbraucht werden könnte. Da KI-Systeme auch irreführende Inhalte und menschliche Voreingenommenheit aus dem Internet übernehmen, könnte dies zu falschen Darstellungen und der Verstärkung von Vorurteilen führen.

Zudem könnten böswillige Akteure mit KI Deepfakes von historischen Aufzeichnungen erstellen, die gerade für junge Menschen in sozialen Medien überzeugend wirken. Die Unesco fordert eine ethische Steuerung der KI-Technologie anhand der bereits erarbeiteten Leitlinien. Entwickler müssten auf die Einhaltung der Menschenrechte achten, Politiker entsprechende Regeln aufstellen und Bildung stärker auf den kompetenten Umgang mit KI setzen. So soll verhindert werden, dass der Holocaust durch den unverantwortlichen Einsatz von KI verharmlost wird und Antisemitismus sich ausbreitet.

Google Deepmind hat ein Video-to-Audio (V2A) Modell entwickelt, das Tonspuren für stumme Videos generieren kann. Das Modell kann auf Basis der visuellen Informationen passende Dialoge, Soundeffekte und Musik erzeugen. Die Technologie ist mit gängigen Videogenerierungsmodellen kompatibel und ermöglicht so die Vertonung beliebiger Videos, auch von Archivmaterial und Stummfilmen. Durch positive und negative Text-Prompts lässt sich die Audioausgabe weiter lenken und an die gewünschte Stimmung anpassen. In den Beispielen von Deepmind wird ein Gitarrenvideo vertont, ein Radfahrer keucht und tritt in die Pedale, ein Weltraumvideo wird von geheimnisvoller Musik begleitet und eine Knetfigurenfamilie unterhält sich über den Truthahn auf dem Tisch. Das System hat jedoch auch seine Grenzen: Die Audioqualität ist abhängig von der Videoqualität und die Lippensynchronisation bei Sprache ist nicht perfekt. V2A ist wie von Google gewohnt aktuell nicht verfügbar und befindet sich derzeit in einer Testphase mit ausgewählten Kreativen.

Snap, das Unternehmen hinter Snapchat, kündigt neue generative KI-Tools für Augmented Reality in Videokonferenzen an. Mit der "GenAI Suite" als Teil des Lens Studio 5.0 sollen Entwickler KI-gestützte AR-Effekte wie Webcam-Avatare, Hintergründe oder virtuelle Haustiere nicht nur für Snapchat, sondern auch für andere Apps und Websites anbieten können.

Snap arbeitet dazu etwa mit Microsoft zusammen, um AR-Filter in Teams zu integrieren. Laut Snap laufen die KI-Modelle optimiert in Echtzeit auf Mobilgeräten und reduzieren die Entwicklungszeit von AR-Effekten enorm. Damit werden realistischere Darstellungen wie die Anpassung von 3D-Modellen an Kopfbewegungen und Beleuchtung möglich. Ganzkörper-AR in Videos sei aktuell aber noch sehr schwierig. Mit den KI-AR-Tools für Anwendungen wie virtuelle Anproben will sich Snap von der Konkurrenz abheben.

(igr)