Nvidia ist jetzt das wertvollste börsennotierte Unternehmen – dank KI-Boom

Nvidia ist nun das wertvollste Unternehmen der Welt, übertrifft Microsoft dank KI-Erfolgen und Börsenarithmetik. Der Börsenwert stieg auf 3,34 Billionen Dollar.

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Nvidia mit Begrünung

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Nvidia hat Microsoft als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt überholt. Zum New Yorker Börsenschluss am Dienstag hat der Chip-Konzern einen Börsenwert von 3,34 Billionen US-Dollar erreicht und damit Microsoft überflügelt, das auf 3,32 Billionen Dollar kommt. Apple liegt mit 3,29 Billionen Dollar auf Platz drei.

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Abschnitt "Enorme Konzentration auf wenige Aktien" hinzugefügt, Börsenbewertungen anhand der Schlusskurse aktualisiert

Damit stellen diese drei Unternehmen gut 20 Prozent des Börsenwertes der 500 wertvollsten US-börsennotierten Unternehmen, die im Index S&P 500 zusammengefasst sind. Der Index hat am Dienstag einen neuen Allzeitrekord aufgestellt. Mit anderen Worten: Wer 100 Euro in einen vermeintlich breit gestreuten S&P-500-Index-Fonds investiert, kauft tatsächlich für rund 20 Euro nur diese drei Aktien; die restlichen 80 Euro verteilen sich dann auf 497 weitere Aktiengesellschaften. Selbst der Datenkonzern Meta Platforms bringt nicht einmal halb so viel auf die Waage, wie einer der drei Megakonzerne alleine.

Nvidia ist einer der größten Profiteure des KI-Booms. Die Chips des Unternehmens spielen eine entscheidende Rolle beim Training und Betrieb von KI-Software. Große Tech-Konzerne wie Microsoft, Google und Meta setzen auf tausende teure Nvidia-Chipsysteme für ihre KI-Anwendungen. Konkurrenten wie Intel oder AMD konnten Nvidia in diesem Markt bisher keine nennenswerte Konkurrenz machen.

Der Kurssprung am Dienstag folgte auf die Ankündigung einer Kooperation mit Hewlett Packard Enterprise für KI-Technik in Unternehmen. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert der Aktie von Nvidia bereits um gut 180 Prozent erhöht, im Jahresabstand mehr als verdreifacht. Im vergangenen Quartal machte der Konzern 26 Milliarden Dollar Umsatz, 262 Prozent mehr als im gleichen Quartal des Vorjahres.

Microsoft arbeitet an der Integration von KI in seine Produkte durch einen milliardenschweren Pakt mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI. Der iPhone-Hersteller Apple hat vergangene Woche ebenfalls neue KI-Funktionen angekündigt, was der Aktie einen Schub verlieh. Apple verlor am Dienstag allerdings 1,1 Prozent und blieb hinter Microsoft (-0.45%) und Nvidia (+3.51%) zurück.

Erst Anfang Juni hat Nvidia Apple kurzzeitig als zweitwertvollstes Unternehmen überholt. Dank der Bekanntgabe seiner KI-Strategie konnte sich Apple aber wieder an Nvidia vorbei auf Platz zwei schieben. Anleger honorierten vor allem den Plan, KI unter Wahrung der Privatsphäre in die eigenen Plattformen zu integrieren sowie die Kooperation mit KI-Firmen wie OpenAI bei gleichzeitig eigenen Sprachmodellen.

Allerdings wird Apples "Apple Intelligence" erst ab Herbst verfügbar sein, zunächst nur auf Englisch. Auch wird die volle KI-Unterstützung auf neuere Geräte wie das iPhone 15 Pro beschränkt sein. Die Wall Street erhofft sich dadurch einen "Super Cycle", bei dem viele Nutzer ihr Smartphone gegen ein neues, KI-fähiges iPhone 16 austauschen.

Die großen Tech-Konzerne betrachten KI als Schlüsseltechnik der Zukunft. Mit Nvidias Sprung an die Weltspitze der Börsen zeigt sich, wie groß die Erwartungen an die Potenziale Künstlicher Intelligenz inzwischen sind.

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Der in letzter Zeit zu beobachtende enorme Preisanstieg bei wenigen Aktien liegt allerdings nicht ausschließlich am KI-Hype. Dahinter steckt auch der Trend zu "passiven" Investitionen auf Kapitalmärkten. Index-Fonds, bei denen kein Mensch Hand anlegt, sondern die stur einen bestimmten Aktien-Index nachbilden, sind sehr beliebt, weil die Managementgebühren sehr niedrig sind.

Geldzuflüsse zu passiven Index-Fonds führen tendenziell zu überproportionalen Preisanstiegen bei den größten Konzernen, speziell, wenn diese wahrscheinlich überbewertet sind. Gleichzeitig kann es immer weniger Spekulanten geben, die durch Shortselling auf fallende Kurse der Megakonzerne wetten. Die Zugkraft der Riesen ist so groß, dass der Index sogar dann weiter steigt, wenn Anleger lediglich von aktiv gemanagten Aktienfonds in passive Index-Fonds umschichten, ohne zusätzliches Geld in den Markt zu pumpen. Das haben Hao Jiang von der Michigan State University, Dimitri Vayanos von der London School of Economics und Lu Sheng von der University of CaliforniCaliforna Irvine in ihrem zum 1. Juni aktualisierten wissenschaftlichen Aufsatz "Passive Investing and the Rise of Mega-Firms" herausgearbeitet.

Sie verdeutlichen die Entwicklung mit einer simplen Statistik: 1993 verwalteten passive US-Fonds Wertpapiere im Börsenwert von "lediglich" 23 Milliarden Dollar, entsprechend 3,7 Prozent aller US-Fondsguthaben oder 0,44 Prozent des Gesamtmarktes. Nicht einmal 30 Jahre später, 2021, erreichte der Anteil der passiven US-Fonds über 53 Prozent aller Fondsguthaben oder 16 Prozent des Gesamtmarktes.

Und das dürfte noch eine zu geringe Zahl sein, kaufen doch auch manche aktive Fondsmanager gerne Index-Papiere oder versuchen, selbst nahe am Index zu bleiben. Der Nachteil für die Börsengiganten laut den drei Wirtschaftswissenschaftlern: Die Kurse werden tendenziell volatiler als jene kleinerer börsennotierter Firmen.

(vza)