KI-Update kompakt: KI-Politiker, Suno & Udio, Verbrechensvorhersage, KI-Models

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Eine Studie der Universität Passau hat ergeben, dass KI-generierte Imitationen von Antworten in politischen Debatten von der britischen Öffentlichkeit als authentischer und relevanter wahrgenommen werden als die tatsächlichen Antworten von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Für die Studie bewerteten 948 britische Bürgerinnen und Bürger Fragen und Antworten aus der BBC-Sendung "Question Time" sowie von GPT-4-Turbo generierte Antworten. Diese wurden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zugeordnet und den Teilnehmenden blind präsentiert. Laut den Studienautoren zeigen die Ergebnisse deutlich, dass die KI-generierten Inhalte als authentischer, kohärenter und relevanter beurteilt werden als die tatsächlichen Debattenantworten. Problematisch dabei ist, dass die Antworten auch dann als authentisch bewertet wurden, wenn sie inhaltlich von den tatsächlichen Positionen der imitierten Personen abwichen. Das heißt, Sprachmodelle können überzeugende Inhalte von zum Beispiel Politikern erstellen und damit die Öffentlichkeit täuschen.

Die Forscher warnen, dass Akteure leicht große Sprachmodelle nutzen könnten, um öffentliche Informationsräume mit gefälschten, aber authentisch wirkenden politischen Aussagen zu verunreinigen und so Verwirrung über tatsächliche Aussagen zu stiften. Mehr als 85 Prozent der Befragten sagten, dass der Einsatz von KI transparent gemacht sollte. Die Forscher betonen die Notwendigkeit, die Öffentlichkeit über die Fähigkeiten moderner KI aufzuklären.

Die KI-Entwickler Suno und Udio haben auf die Klage mehrerer Musikverlage wegen Urheberrechtsverletzungen in den USA reagiert. In einer ersten Stellungnahme gaben beide Unternehmen zu, ihre KI mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert zu haben. Das US-Magazin Billboard zitiert die Firmen mit der Aussage, sie hätten "im Wesentlichen alle Musikdateien von angemessener Qualität, die im offenen Internet verfügbar sind" zum Training verwendet.

Bislang hatten die Unternehmen im Hinblick auf mögliche Urheberrechtsverletzungen keine Details zu ihrem Trainingsmaterial veröffentlicht. Die Verteidigungsstrategie der beiden Unternehmen konzentriert sich auf einen Sonderfall im US-amerikanischen Urheberrecht: den sogenannten Fair Use Index. Dieser erlaubt die Nutzung von geschütztem Material zum Beispiel zum Zitieren, für die Forschung oder für bestimmte nicht kommerzielle Zwecke. Wann dies der Fall ist, liegt oft im Ermessen der Gerichte. Experten erwarten, dass die Verfahren in den USA Jahre dauern könnten. Europäische Verlage und KI-Entwickler werden dies sehr genau beobachten. Aufgrund der unterschiedlichen Rechtslage ist es durchaus möglich, dass die Rechtsprechung hier am Ende anders ausfällt als in den USA.

Google hat einen Lizenzvertrag mit dem KI-Chatbot-Start-up Character.AI abgeschlossen. Die Gründer und Teile des Forschungsteams wechseln zu Google. Character.AI wird unter neuer Führung weitergeführt und will sich künftig auf die Anpassung von Sprachmodellen Dritter konzentrieren. Bisher verfolgte das Start-up einen "Full-Stack"-Ansatz, der das Vortrainieren eigener Sprachmodelle, deren Anpassung für die Character.AI-Plattform und den Aufbau einer globalen Nutzerplattform umfasste. Der Deal könnte eine versteckte Teilübernahme durch Google sein, um sich die Fähigkeiten des Start-ups anzueignen. Für Character.AI bedeutet er einen Kurswechsel weg vom Aufbau eines kompletten KI-Unternehmens.

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Die argentinische Regierung hat eine Spezialeinheit ihrer Sicherheitsbehörden gegründet, die Unidad de Inteligencia Artificial Aplicada a la Seguridad (UIAAS), die mithilfe von Künstlicher Intelligenz umfassend Kriminalität bekämpfen und auch vorhersagen soll. Die UIAAS soll für Ermittlungen zu Straftaten in sozialen Netzwerken und Webseiten "patrouillieren", Tatverdächtige mit Bilderkennung identifizieren, Bedrohungen durch kriminelle Gruppen erkennen und "Unruhen" vorhersagen. Dafür soll sie Bilder von Überwachungskameras in Echtzeit analysieren, historische Verbrechensdaten auswerten und ungewöhnliche Muster in Computernetzwerken erkennen.

Kritiker sind alarmiert über die umfassenden Überwachungsaufgaben der UIAAS. Amnesty International Argentinien sieht die Gefahr der Selbstzensur durch die Überwachung sozialer Medien. Der Professor für Medien- und Informationstechnologie Martín Becerra analysiert, dass die Vorhersage von Verbrechen durch Datenanalyse das Prinzip der Unschuldsvermutung angreife und Privatsphäre untergraben könne. Beatriz Busaniche von der Bürgerrechtsorganisation Vía Libre Foundation beurteilt die geplante ständige Überwachung sozialer Netzwerke als illegal. Die argentinische Regierung verweist auf Pionierländer wie die USA, China und Israel.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Einem Bericht von The Information zufolge könnte sich die neue KI-Chipreihe "Blackwell" von Nvidia um drei Monate oder mehr verspäten. Grund dafür sei ein spät entdeckter Designfehler, der dem Chiphersteller TSMC bei der Produktion aufgefallen sei. Nvidia habe seinen Kunden, darunter Microsoft, mitgeteilt, dass mit der Lieferung der neuen Blackwell-Architektur erst im ersten Quartal 2025 zu rechnen sei.

Die Verspätung der Blackwell-Chips könnte Auswirkungen auf KI-Projekte von Unternehmen wie Meta, Microsoft oder Google haben, die laut The Information milliardenschwere Deals mit Nvidia abgeschlossen haben. Im aktuellen "KI-Wettrüsten" wäre dies ein Rückschlag für Nvidia, das erst Anfang des Jahres die neue Chipreihe vorgestellt und eine Verfügbarkeit im Laufe des Jahres angekündigt hatte.

Ehemalige Entwickler von Stability.ai haben in Deutschland das KI-Start-up Black Forest Labs gegründet. Ziel ist die Entwicklung hochmoderner generativer KI-Modelle für Bild und Video. In einer Seed-Finanzierungsrunde sammelte das Unternehmen 31 Millionen US-Dollar ein. Zum Start veröffentlicht Black Forest Labs die Flux.1-Suite mit Text-zu-Bild-Modellen in drei Varianten: für kommerzielle Nutzung, nicht kommerzielle Anwendungen und lokale Entwicklung. Laut dem Unternehmen übertreffen die Modelle bekannte Konkurrenten wie Midjourney und DALL-E in Qualität und Vielseitigkeit. Als nächsten Schritt plant Black Forest Labs Text-zu-Video-Modelle.

Ein medizinischer Roboter der Bostoner Firma Perceptive hat zum ersten Mal selbstständig einen Eingriff an einem menschlichen Patienten vorgenommen und dabei etwa achtmal schneller agiert als ein Zahnarzt. Der Roboter bereitete in nur 15 Minuten einen Zahn für eine Überkronung vor. Dabei kam ein tragbarer 3D-Scanner mit optischer Kohärenztomografie (OCT) zum Einsatz, der ein detailliertes Modell des Mundraums ohne potenziell schädliche Röntgenstrahlung erstellt.

Auf Basis dieser Scans führte der Roboter, ausgestattet mit einem CNC-Bohrer sowie Spül- und Absaugfunktion, den Eingriff durch. Gesteuert wird er dabei von Künstlicher Intelligenz, die auch Bewegungen des Patienten während der Behandlung ausgleichen kann. Für den Patienten bedeutet dies mehr Komfort durch die kürzere Behandlungszeit, während Zahnärzte potenziell mehr Patienten behandeln können. Noch ist der Roboter in den USA nicht von der FDA zugelassen und ein Termin für die Markteinführung steht noch nicht fest.

Der Modekonzern Mango setzt in seiner neuesten Werbekampagne "Sunset Dream" auf KI-generierte Models, die echte Kleidungsstücke tragen. Dazu wurde jedes Teil der Kollektion fotografiert und eine KI mit den Bildern trainiert. Auf den finalen Werbefotos sind sowohl die Models als auch die Kleidung KI-generiert, basieren aber auf den realen Stücken. Mango kann so Produktionskosten senken und beruft sich auf den technischen Fortschritt, den die Marke mitgehen möchte.

Auch wenn Mango nicht der erste Modekonzern ist, der KI in der Werbung nutzt, ist er bislang der größte. Zuvor hatten bereits Luxusmarken wie Etro und Levi's ähnliche Ansätze getestet, teils mit dem Ziel, mehr Diversität zu schaffen. Google bietet eine KI-Shoppingfunktion an, die Kleidungsstücke auf verschiedene Körperformen, Größen und Hautfarben transferiert. Mango plant, in den kommenden Jahren mehr "technologische Entwicklung" in die Firmenstrategie zu integrieren und setzt KI auch bereits für Preisgestaltung und personalisierte Produktempfehlungen auf der Webseite ein.

Im vergangenen Herbst hatte Meta auf seiner hauseigenen Messe Connect KI-Chatbots angekündigt, die verschiedenen Prominenten entsprachen. Snoop-Dog, Paris Hilton, Sportler, Influencerinnen und mehr sollten als KI-Assistenten dienen. Aber es gibt sie inzwischen nicht mehr. Offenbar waren die KI-Promis kein Erfolg. Doch jetzt verhandelt Meta erneut mit Promis, um deren Stimmen zu lizenzieren – ebenfalls für KI-Zwecke. Berichten zufolge soll Meta unter anderem mit den Schauspielern Judy Dench und Keegan-Michael Key sowie der US-amerikanischen Rapperin Awkwafina sprechen.

Es gebe laut New York Times Verhandlungen mit allen großen Agenturen in Hollywood, die Stars betreuen. Für die Rechte an den Stimmen sollen Millionen US-Dollar fließen. Warum Meta Promi-Stimmen statt Chatbots mit Promi-Anstrich anbieten will, ist unklar. Die Stimmen sollen in alle Meta-AI-Produkte integriert werden, das heißt, in Instagram, Facebook, WhatsApp und in Metas Smart Glasses von Ray Ban. Bei letztgenannten ist die KI via Spracheingaben erreichbar – hier böten sich die Stimmen also explizit an.

Künstliche Intelligenz statt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Darauf setzt Taco Bell künftig in den USA – zumindest an den Annahmestellen in den Drive-Throughs. Das Unternehmen Yum! Brands, das auch hinter Pizza Hut, Habit Burger Grill und Kentucky Fried Chicken (KFC) steht, will die Technologie weltweit in Drive-Throughs seiner Marken einsetzen. Derzeit komme die Künstliche Intelligenz bereits in mehr als 100 Taco-Bell-Filialen in 13 US-Bundesstaaten zum Einsatz, heißt es. Das Unternehmen verspricht sich von der flächendeckenden Ausrollung, dass sich die Abläufe für die Angestellten verbessern. Als weiteren Punkt nennt Yum!, mit der KI erführe die Kundschaft ein kontinuierliches, freundliches Bestellerlebnis mit geringeren Wartezeiten. Yum! Brands betreibt inklusive seiner Franchise-Filialen über 59.000 Restaurants in mehr als 155 Ländern.

(igr)