KI findet Offshore-Windanlagen in Satellitenbildern: EU noch knapp vor China
Mithilfe von Algorithmen hat ein Forschungsteam aus Deutschland Windkraftanlagen in den Meeren der Welt gezählt. China dürfte bereits weltweit führend sein.
Ganze 98,5 Prozent der weltweit installierten Offshore-Windkraftleistung entfallen auf die Europäische Union, China und Großbritannien. Das haben Forschende am Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) mithilfe von Satellitenbildern und KI-Technik ermittelt. Die Algorithmen seien darauf trainiert worden, automatisch solche Windkraftanlagen im riesigen Archiv der Sentinel-Satelliten der ESA zu erkennen. Demnach waren im Frühsommer 2021 insgesamt 3.267 Offshore-Windkraftanlagen in China in Betrieb, 3.096 in der EU und 2.378 in Großbritannien. Bei der Leistung habe die EU mit 15,2 Gigawatt vorn gelegen, China mit 14,1 Gigawatt knapp dahinter. Großbritannien kam demnach auf 10,7 Gigawatt.
Rasante Aufholjagd Chinas
Für die Analyse wurden Satellitenbilder ausgewertet, die seit 2016 regelmäßig vom gesamten Globus gemacht werden, erklärt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die benutzten Algorithmen seien mit Beispieldaten trainiert worden, Windkraftanlagen vor der Küste automatisch zu erkennen und auch die installierte Leistung zu ermitteln. Deutlich geworden sei neben der deutlichen Konzentration der Anlagen in Nord- und Westeuropa sowie vor der chinesischen Küste noch, wie sehr Chinas Einstieg in den Markt die Situation verändert. Den Daten zufolge seien dort im Juni 2021 allein 627 Anlagen im Bau gewesen, vor den EU-Küsten waren es demnach 63. Sieben wurden noch vor den USA gezählt.
In China hat sich die Anzahl der aktiven Offshore-Windkraftanlagen den Auswertungen zufolge zwischen 2016 und 2021 verzehnfacht. Das Wachstum von 74 Prozent in den EU-Gewässern lag demnach deutlich hinter den 970 Prozent im Reich der Mitte. Inzwischen dürfte China deswegen auch bezüglich der installierten Leistung bereits auf Platz 1 liegen. In der EU soll die Erzeugung von Offshore-Windenergie bis 2030 mindestens 60 Gigawatt erreichen, nötig ist dafür also eine Vervierfachung in neun Jahren. Ähnlich ambitionierte Ziele hat auch Großbritannien.
"Offshore-Windkraftanlagen sind ein wichtiger Baustein für eine treibhausgasneutrale Energieerzeugung und unterstützen gleichzeitig nationale Bestrebungen einer autarken Energieproduktion unabhängig von Kohle und Erdgas", erklärt Claudia Künzer vom DFD. Das Thema ist in Europa zuletzt deutlich wichtiger geworden. Gleichzeitig können solche Anlagen an Standorten mit hohen, stetigen Windgeschwindigkeiten errichtet werden. Den Analysen zufolge stehen die europäischen Anlagen vor allem in der Nord- und Ostsee. Chinas Anlagen verteilen sich vor der gesamten Küste des Landes im Ostchinesischen Meer.
(mho)