KI hilft Historikern: Größte Erweiterung antiker Textquellen seit 100 Jahren
Künstliche Intelligenz gilt als Hoffnungsträger für Historiker weltweit. Bei einigen Projekten hat sie bereits zu enormen Fortschritten verholfen.
Künstliche Intelligenz ist Historikern bei der Entschlüsselung antiker Schriften zunehmend eine Hilfe. Dies berichtet das US-Wissenschaftsmagazin Nature unter Berufung auf verschiedene befragte Wissenschaftler. Es handele sich um die größte Erweiterung antiker Textquellen seit 100 Jahren. So helfe KI unter anderem, unlesbare Schriftrollen zu vervollständigen, unterstütze aber zugleich auch dabei, unbekannte Sprachen zu verstehen und zu übersetzen.
Als ein Beispiel werden die Herculaneum-Schriftrollen genannt. Davon seien Teile mithilfe maschinellen Lernens erstmalig seit 2000 Jahren lesbar gemacht worden. Die Schriftrollen, die zwischen 1752 und 1754 bei Ausgrabungen entdeckt wurden, waren 79 nach Christus beim Ausbruch des Vesuv verkohlt worden. Die Verschüttung der Stadt durch Lava und Asche führte zwar auch zur Konservierung der antiken Rollen, stellte Historiker aber vor eine große Herausforderung.
KI ist viel schneller als der Mensch
KI half dabei, feinste Unterschiede zwischen Tinte und Papyrus zu unterscheiden und durch Analyse der Oberflächentextur das Schriftbild zu identifizieren. Diese und andere KI-Verfahren sorgen laut Wissenschaftlern dafür, dass derzeit bei vielen Forschungsprojekten eine regelrechte Flut neuer Texte zur Analyse bereitgestellt werden kann. So sei KI oftmals auch viel schneller, Schriftzeichen oder Wörter zu entziffern, weil die Technik schneller aus dem Kontext deren Bedeutung erschließen könne.
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Weitere Projekte, in denen KI bereits erfolgreich eingesetzt wurde, sind die Übersetzung von Hanja-Schriften. Hierbei geht es um Aufzeichnungen von 27 früheren koreanischen Königen aus dem 14. bis zum frühen 20. Jahrhundert, für die menschliche Übersetzer Jahrzehnte gebraucht hätten. Bei der Analyse von Linear-Schriften aus Knossos habe KI indessen zusammen mit menschlicher Expertise eine Erfolgsquote von 72 Prozent beim Ergänzen fehlender Schriftteile erreicht.
Hoffnung auf schnelle Fortschritte
Die Forscher hegen die Hoffnung, mit der Technik hunderte bislang ungeöffnete Schriftrollen lesbar machen zu können. Auch bei Dokumenten aus dem Mittelalter, Mumien-Umwicklungen aus dem alten Ägypten und verkohlten Papyri könnten bislang unzugängliche historische Quellen erschlossen werden.
(mki)