Kalifornien: Digitale Nummernschilder für alle Fahrzeuge zugelassen
Künftig wird es in Kalifornien auch digitale Autokennzeichen geben. Bedenken bereiten Fragen zum Schutz der Privatsphäre.
Digitale Nummernschilder, die neben dem Kennzeichen auch andere Informationen anzeigen können, sind jetzt für alle Fahrzeuge in Kalifornien zugelassen. Ende September unterzeichnete Gouverneur Gavin Newsom eine entsprechende Gesetzesvorlage. Mit dieser werden die E-Ink-Kennzeichen zu einer legalen Alternative zum herkömmlichen Metallschild.
Der Schritt folgt auf ein erfolgreiches Pilotprogramm aus dem Jahr 2018, berichtet der Tech-Blog Ars Technica. Das überarbeitete Gesetz "schafft das notwendige Gleichgewicht zwischen Innovation und Datenschutz und digitalisiert gleichzeitig das Einzige, was an unseren Autos heute noch veraltet ist: die Nummernschilder", wird die kalifornische Abgeordnete Lori Wilson, die den Gesetzentwurf mitverfasst hat, zitiert.
Ein einziger Anbieter
Derzeit gibt es mit Reviver nur einen einzigen zugelassenen Hersteller von digitalen Nummernschildern. Das Produkt des Unternehmens mit dem Namen RPlate verwendet einen monochromen E-Ink-Bildschirm, der durch eine Linse oder Abdeckung geschützt ist, die laut Reviver "sechsmal stärker als Glas" ist. Das Schild verfügt außerdem über Bluetooth Low Energy und LTE "für stromsparendes IoT" und wird von einer mehrere Jahre haltbaren Batterie betrieben. Das RPlate zeigt das Nummernschild des Fahrzeugs an, kann aber über eine Smartphone-App auch andere Meldungen anzeigen, etwa dass das Fahrzeug gestohlen wurde.
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Das von Ars Technica im Rahmen des Pilotprojekts getestete digitale RPlate-Kennzeichen habe 700 US-Dollar plus einer Servicegebühr von 7 US-Dollar pro Monat gekostet, so der Bericht. Künftig werde es aber ein Abonnementmodell geben, das für ein Privatfahrzeug 19,95 US-Dollar pro Monat für 48 Monate oder 215,40 US-Dollar pro Jahr für vier Jahre kostet. Es gibt auch eine kabelgebundene Version für Flottenkunden und Nutzfahrzeuge, bei der Bluetooth und die Batterie wegfallen, dafür aber GPS und Hintergrundbeleuchtung hinzukommen. Sie ist mit 24,95 US-Dollar monatlich für 48 Monate oder 275,40 US-Dollar jährlich für vier Jahre etwas teurer.
Bedenken wegen Privatsphäre
Wegen möglicher Auswirkungen auf die Privatsphäre verbietet das kalifornische Gesetz generell die Ausstattung eines digitalen Kennzeichens mit GPS; Flotten und Nutzfahrzeuge sind von dieser Anforderung allerdings ausgenommen. Das Verändern, Fälschen, Nachahmen oder sonstige Hacken von Nummernschildern wird von dem neuen Gesetz als Straftatbestand eingestuft.
Arbeitgeber dürfen digitale Nummernschilder nicht verwenden, um ihre Angestellten zu verfolgen oder zu überwachen, aber "der Gesetzentwurf würde es einem Arbeitgeber erlauben, ein alternatives Gerät zu verwenden, um einen Angestellten während der Arbeitszeit zu orten, zu verfolgen, zu beobachten, abzuhören oder anderweitig zu überwachen, wenn dies für die Erfüllung der Pflichten des Angestellten unbedingt erforderlich ist", schreibt Ars Technica. Jedoch würden Flotten, die sich frühzeitig für digitale Nummernschilder entschieden, mit ziemlicher Sicherheit eine Flottenmanagementplattform verwenden, die bereits das Verhalten und den Standort ihrer Fahrer während der Arbeit überwacht.
Die größere unbeantwortete Frage sei, so Ars Technica, ob die intelligenten Nummernschilder genügend persönlichen Nutzen bieten, um eine breite Akzeptanz über Nutzfahrzeuge und Fahrzeugflotten hinaus zu erreichen.
(akn)