Kernel-Log: Neue Kernel, offene Audio-Treiber für X-Fi

Creative veröffentlicht nach Versuchen mit proprietären Treibern nun Open-Source-Treiber für X-Fi; Alsa-Treiber 1.0.18 freigegeben; neue Linux-Kernel bringen Korrekturen und stopfen Sicherheitslücken; X-Server 1.5.3

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Creative Labs bietet seit kurzem über die hauseigene Download-Seite den Quellcode eines unter GPLv2 lizenzierten Linux-Treibers für X-Fi-Sound-Hardware an. Laut den Informationen zum Treiber und einer Mitteilung eines Creative-Mitarbeiters im Forum ist der Treiber allerdings nur für fortgeschrittene Anwender und keinesfalls für Produktivsysteme gedacht ("We recommend that only experienced users install this driver. Do not install this driver on a system used to perform critical tasks."). Eine Liste der vom Treiber unterstützen X-Fi-Modelle sowie dem Funktionsumfang findet sich in erwähntem Foren-Post; Aufnahme und Wiedergabe via Alsa sollen funktionieren, externe Soundkarten-I/O-Module spricht der Treiber derzeit jedoch nicht an.

Nach den beiden bereits vor über einem Jahr freigegebenen Beta-Versionen eines mehr schlecht als recht funktionierenden und proprietären Beta-Treibers von Creative sowie einem rudimentären Open-Source-Treiber auf Basis des im Linux-Umfeld mittlerweile weitgehend unbedeutenden Open Sound Systems (OSS) scheint das Treiber-Chaos rund um die X-Fi damit nun bald ein Ende zu finden. Ob sich der Creative-Treiber allerdings auch auf breiter Front durchsetzt, muss sich noch zeigen, denn Alsa- und Kernel-Entwickler Takashi Iwai arbeitet seit einigen Wochen im Rahmen des Alsa-Projekt ebenfalls an einem Treiber für X-Fi-Hardware. Die Ende Oktober veröffentlichte Version 1.0.18 der Alsa-Komponenten bringt diesen allerdings nicht mit.

Neue Kernel-Versionen

Für Anwender, die ihre Kernel selber kompilieren statt sie vom Distributor zu beziehen, veröffentlichten die Kernel-Hacker in den vergangenen Tagen gleich mehrere neue Linux-Versionen. Der Kernel 2.6.27.5 etwa bringt einige Korrekturen und kleinere Verbesserungen für die 2.6.27-Serie – enthalten ist unter anderem eine Änderung am TCP-Stack, die ein Problem im Zusammenspiel mit manchen Routern beheben soll. In der Freigabe-Mail zur neuen Version fordert Greg Kroah-Hartman Anwender von früheren Kernel-Versionen deutlich nachdrücklicher als sonst zum Wechseln auf die neue Version auf – Korrekturen für Sicherheitslücken hat er allerdings nicht explizit ausgewiesen.

Mit 2.6.25.20 und 2.6.26.8 sollen in Kürze – vermutlich schon heute Abend – zwei weitere neue Stable-Kernel erscheinen. Möglicherweise die letzten Varianten der 2.6.25- und 2.6.26-Serie, deren Pflege die Stable-Kernel-Verwalter laut einer früheren Ankündigung bald einstellen wollen – das dürfte sicherlich einer der Gründe für die nachdrückliche Aufforderung zum Update auf 2.6.27.5 sein.

Für Anwender von 2.4-Kerneln hat Willy Tarreau die Version 2.4.36.9 veröffentlicht, die einige kleinere Korrekturen bringt – darunter eine, die einen DoS-Angriffspunkt beseitigt. Nur eine Stunde später gab der Maintainer der 2.4-Serie dann noch 2.4.37-rc2 frei – die zweite Vorabversion von 2.4.37 bringt neben vielen der Korrekturen von 2.4.36.9 auch einige neue und aktualisierte Treiber mit – die Freigabe-Mail verrät Details.

Die 2.6.28-Entwicklung schritt derweil mit der Veröffentlichung von 2.6.28-rc3 und 2.6.28-rc4 weiter voran.

Kernel-Log-Staccato

  • Die Entwickler von X.org haben die X-Server-Version 1.5.3 veröffentlicht, die einige Korrekturen des zu X.org 7.4 gehörenden X-Servers bringt. Freigegeben haben die Entwickler zudem die Version 2.4.1 der libdrm.
  • Nvidia hat die Beta-Version 96.43.09 der 96xx-Legacy-Treiber für ältere Nvidia Karten veröffentlicht. Sie soll auch mit dem X-Server der 1.5er-Serie zusammenarbeiten, die etwa Fedora 9 oder Ubuntu 8.10 beiliegen.
  • Matthias Hopf berichtet in seinem Blog über die Fortschritte bei der in Entwicklung befindlichen DRI-Unterstützung für R6xx-GPUs (Radeon 2xxx/3xxx).
  • Nachdem die Kernel-Entwickler schon mehrfach erfolglos versucht haben, den vom e100-Treiber abgelösten Treiber eepro100 für ältere Intel-Netzwerkkarten aus den Kernel-Quellen zu entfernen, planen sie nun für Linux 2.6.29 den nächsten Versuch.
  • Terratec hat eine Webseite eingerichtet, auf der das Unternehmen einen Linux-Treiber anbietet sowie auf verschiedene Open-Source-Treiber verweist, die Terratec-Hardware unterstützen; es fehlt jedoch eine Übersicht, ab welcher Linux-Version die im Kernel enthaltenen Treiber die Audio- und Video-Hardware des Unternehmens unterstützt.
  • Mark Lord hat die Versionen 9.2 und 9.3 von hdparm zum Download freigegeben. Sie unterstützen nun Device Configuration Overlay (DCO), Firmware download und IDLE_IMMEDIATE.
  • Die Entwickler des Hplip-Projekts haben die Version 2.8.10 der Hplip-Treiber für Drucker und Multifunktionsgeräte von HP veröffentlicht. Sie bieten mit Hilfe eines Plug-in nun Scanner-Unterstützung bei verschiedenen LaserJet-Modellen und beherrschen den Umgang mit 46 von früheren Hplip-Versionen nicht unterstützten Geräten.
  • Das Madwifi-Projekt ist von nun an unter der Domain madwifi-project.org zu finden – beim alten Server hatte es laut der Umzugsankündigung immer wieder Probleme rund um DNS gegeben.
  • Der Entwicklerzweig des Dateisystems btrfs bietet seit kurzem Unterstützung zur Datenkomprimierung; dafür musste allerdings das On-Disk-Format erneut geändert werden.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl)