Klima und Verkehr: Deutschland landet im Greenpeace-Ranking auf Platz 4

Das Deutschlandticket sorgt dafür, dass Deutschland für die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Sachen Klimaschutz und Verkehr recht weit oben abschneidet.

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Ein Bild aus den Zeiten des 9-Euro-Tickets: Passagiere steigen am Bremer Hauptbahnhof in einen Regionalzug.

(Bild: heise online / anw)

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Deutschland belegt in einer aktuellen Greenpeace-Rangliste der klimafreundlichsten öffentlichen Verkehrssysteme den vierten Platz von insgesamt 30 bewerteten europäischen Ländern. Für die Umweltschutzorganisation maßgebend war das Deutschlandticket, das seit dieser Woche im ÖPNV und im Regionalverkehr gilt.

Während Deutschland von Greenpeace 69 von 100 Punkten bekam, erhielt Luxemburg als einziges Land die volle Punktzahl. Dort können seit 2020 alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos benutzt werden. Allerdings habe das ticketlose Fahren den Pkw-Verkehr noch nicht wesentlich in den ÖPNV verlagert, erläutert Greenpeace (PDF). Das liege wohl daran, dass mehr als 200.000 Menschen in Luxemburg ein- und auspendeln. Diese würden für die anderen Länder Tickets benötigen.

Für Deutschland gab Greenpeace zu bedenken, dass mit dem Deutschlandticket nicht alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzt werden können, Fernzüge bleiben außen vor. Es gebe keine generellen Sozialrabatte, die Bundesländer könnten solche Nachlässe auf eigene Kosten gewähren. Hessen beispielsweise biete Geringverdienenden das Deutschlandticket für 31 Euro an. Da zahlreiche weitere Ausnahmen und Zusatzregelungen geplant seien, könne dies zu einem Regelungsflickenteppich führen.

Solche Einschränkungen gibt es in Malta nicht, wo seit Oktober 2022 fast alle öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos genutzt werden können. Expressbusse und die Fähren zwischen den beiden Hauptinseln sind allerdings weiter kostenpflichtig, deshalb auch landete Malta bei Greenpeace mit 88 Punkten auf dem zweiten Platz. Züge oder Straßenbahnen gibt es in Malta nicht, anders als in Österreich, mit 81 Punkten auf Platz 3. Punktabzüge gab es hier unter anderem für den Preis des 2021 eingeführten Klimatickets, der mit umgerechnet 3 Euro täglich für Greenpeace zu hoch ist. Das Klimaticket gilt landesweit, aber auch für den überregionalen Schienenverkehr in Österreich.

Greenpeace hat auch die Hauptstädte der 30 Länder einzeln betrachtet. Hier kam Berlin auf 66 Punkte und damit auf Platz 23. Dort sei bis zur Einführung des Deutschlandtickets ein Regionalticket für 29 Euro erhältlich gewesen. Es sei unklar, ob dies wieder eingeführt werde, deshalb seien diese Erwägungen nicht in die Bewertung einbezogen worden. Mit 100 Punkten vorbildlichste Hauptstadt ist für Greenpeace Tallinn in Estland, zusammen mit Luxemburg und Valetta (Malta). Tallinn ist seit 2013 die erste europäische Stadt, die ihren Einwohnern kostenlosen ÖPNV bietet.

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In Deutschland wendet Greenpeace zum Deutschlandticket ein, dass es nur mit einem besseren ÖPNV-Angebot und Einschränkungen für den Pkw-Verkehr erfolgreich sein könne. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte an dem bundesweiten Fahrschein, dass es etliche Ausnahmen zu beachten gelte, die sich die Fahrgäste selbst zusammensuchen müssten. In Sachsen kritisierten Pro Bahn und die Verbraucherzentrale, dass der Zugang mit Smartphone-App oder ein reiner Online-Vertrieb nicht barrierefrei seien. Auch fehle es an Zusatztickets für Fahrräder, Hunde oder weitere Personen; durch viele verbundinterne Regelungen für solcherlei gebe es wieder einen Tarifdschungel.

(anw)