Know-how Farben (Teil 8): Charakteristiken und Probleme der Farbumrechnung

Seite 2: Umrechnungsmethoden und Grautöne

Inhaltsverzeichnis

Wir fassen wieder die relevanten Methoden und Optionen in ihrer Wirkung auf die Grautöne zusammen. Für die Wirkung auf gesättigte Farben schauen Sie bitte in der vorigen Folge nach.

Absolut Farbmetrisch: Innerhalb des Zielfarbraums liegende Grautöne bleiben exakt erhalten. Außerhalb davon liegende Töne werden auf den neuen Schwarzpunkt aufgehellt beziehungsweise auf den neuen Weißpunkt abgedunkelt. Eine Anpassung der Farbtemperatur erfolgt dabei jedoch nicht. Dadurch verschwinden in unserem Testbild die Unterschiede zwischen den drei hellsten sowie den zwei dunkelsten Grautönen.

Perzeptiv und Sättigung: Der Schwarzpunkt wird auf den neuen Schwarzpunkt angehoben, dabei werden jedoch auch alle benachbarten Grautöne aufgehellt, sodass die relativen Abstände erhalten bleiben. Das gleiche geschieht am oberen Ende der Helligkeit, außerdem wird hier jedoch auch die Farbtemperatur des Weißpunkts auf diejenige des Zielfarbraums verschoben. Im Lab-Modell zeigt sich dies durch eine seitliche Verschiebung des Weißpunkts, hier in Richtung der b-Achse (blaue Farben).

Relativ Farbmetrisch (ohne Tiefenkompensierung): Den Schwarzpunkt behandelt diese Methode exakt wie Absolut Farbmetrisch, der Weißpunkt wird allerdings wie bei Perzeptiv an die Farbtemperatur des Zielfarbraums angepasst. Alle Grautöne dazwischen werden, ebenfalls analog zu Perzeptiv, so verändert, dass die relativen Abstände erhalten bleiben.

Melativ Farbmetrisch (mit Tiefenkompensierung): Die Tiefenkompensierung behebt den von der Absolut Farbmetrischen Methode übernommenen Mangel, dass Unterschiede und damit Detailzeichnung in den sehr dunklen Farben verloren gehen können. Statt nur den Schwarzpunkt selbst anzuheben, werden alle Tiefen proportional angehoben.

Irritierend ist, dass Photoshops Dialoge für die Profilumwandlung und auch für den Softproof stets alle möglichen Optionen bieten, egal, ob sie bei den konkret ausgewählten Quell- und Zielprofilen wirklich zur Verfügung stehen oder nicht. Wie bereits mehrfach betont, hat Tiefenkompensierung überhaupt nur eine Wirkung, wenn als Priorität Relativ Farbmetrisch ausgewählt wurde. Ausgegraut ist diese Option aber nur bei der Priorität Absolut Farbmetrisch, obwohl es bei Perzeptiv und Sättigung ebenfalls egal ist, ob Sie in dem Kästchen ein Häkchen setzen oder nicht.

Es gibt aber noch andere Bedingungen, welche die Wahlmöglichkeiten in der Praxis einschränken. Bei Konvertierungen zwischen zwei Matrixprofilen wird stets relativ farbmetrisch umgerechnet, egal welche Priorität Sie auswählen. Auch die Option Tiefenkompensierung spielt hier keine Rolle, denn der Schwarzpunkt von Matrixprofilen liegt in der Regel im Lab-Nullpunkt. Bei Konvertierungen zwischen Arbeitsfarbräumen wie Prophoto RGB, Adobe RGB oder sRGB spielt es also gar keine Rolle, welche Rendering-Optionen Sie wählen. Nur, wenn mindestens eines der beiden beteiligten Profile ein Tabellenprofil (LUT-Profil) ist, sind die Umrechnungsmethoden Perzeptiv, Sättigung und Absolut Farbmetrisch überhaupt realisierbar.

Der Offset bezeichnet die Stelle in der Profildatei, an der ein Eintrag (Tag) beginnt, Size bezeichnet die Länge. Gleiche Offsets für unterschiedliche LUT-Tags sind ein sicheres Zeichen dafür, dass bei diesem Epson-Druckerprofil für alle Umrechnungsmethoden (Rendering Intents) die gleiche Tabelle verwendet wird, vermutlich die perzeptive.

In der vorletzten Folge hatten Sie gesehen, dass LUT-Ausgabeprofile zwingend drei Tabellen enthalten müssen, je eine für die perzeptive (B2A0), farbmetrische (B2A1) und sättigungsorientierte Methode (B2A2). Es gibt aber auch hier einen Haken: Das ICC schreibt nicht vor, dass es sich um unterschiedliche Tabellen handeln muss! Oft wird die Sättigungs-Tabelle eingespart, der entsprechende Tag verweist dann auf die Perzeptiv-Tabelle. Viele Druckerprofile enthalten in Wirklichkeit sogar nur eine einzige Tabelle (pro Richtung), auf die dreimal verwiesen wird. Kein Konvertierungs-, Softproof- oder Druckdialog verrät solche Sparmaßnahmen. Bevor Sie mühsam ausprobieren, ob Perzeptiv oder Relativ Farbmetrisch auf Ihrem heimischen Drucker oder beim Fineartdienstleister die besseren Druckergebnisse bringt, schauen Sie doch einmal mit dem ICC Profile Inspector nach, ob die beiden Tabellen B2A0 und B2A1 unterschiedliche Offset-Werte haben. Wenn nicht, handelt es sich um die gleiche Tabelle, auf die lediglich zwei Mal verwiesen wird – und dann können Sie sich zeit-, material- und kostenintensive Versuche sparen.