Linux-Desktop: Gnome 45 trotz Serverausfall veröffentlicht

Unter erschwerten Bedingungen veröffentlichte das Gnome-Projekt die jüngste Version ihres Linux-Desktops, die mit neuen Apps und viel Feinschliff erscheint.

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Screenshot Gnome Desktop mit Einstellungen, neuer Kamera-App und neuem Bildbetrachter offen

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Keywan Tonekaboni
Inhaltsverzeichnis

Der Ausfall einer Storage-Einheit sorgte fast für ein Debakel am Release-Tag: Viele Gnome-Server waren nicht erreichbar, darunter die Projekt-eigene GitLab-Instanz. Am späten Mittwochabend mitteleuropäischer Zeit waren die Dienste wieder hergestellt und das Release-Team veröffentlichte Gnome 45 noch wie geplant am 20. September.

Gnome 45 macht dort weiter, wo die Vorversion aufgehört hat. Das Projekt hat weitere Anwendungen auf die moderne Grafikbibliothek Gtk4 portiert, die Standardanwendungen (Core Apps) entrümpelt und Macken im Design der Desktopoberfläche ausgebügelt. Fans und insbesondere Programmierer von Gnome-Erweiterungen müssen sich auf grundlegende Änderungen gefasst machen.

Einer dieser Macken ist die Aktivitäten-Schaltfläche, die sich in der oberen linken Ecke des Panels befindet. Sie stieß schon seit deren Einführung mit Gnome 3 bei etlichen Usern auf wenig Gegenliebe. Anders lassen sich die vielen Gnome-Shell-Erweiterungen nicht erklären, die den Knopf und seine Funktion modifizierten oder gleich ganz entfernten.

Anstelle des Aktivitäten-Knopfes ist jetzt eine Grafik, die Anzahl und Position der Arbeitsflächen stilisiert wie Morsezeichen darstellt.

(Bild: Screenshot)

Nun hat das Gnome-Team den Knopf ganz offiziell ersetzt gegen einen Arbeitsflächen-Indikator, der die Anzahl der Arbeitsflächen sowie die Position der aktuell ausgewählten in einer schlichten Grafik visuell darstellt. Der Knopf behält aber seine bisherige Funktion: Klickt man drauf, öffnet sich die Aktivitäten-Übersicht, die Fenster, Suche und Arbeitsflächen anzeigt. Mit dem Aktivitäten-Button ist auch das App-Menü daneben weggefallen, was bereits länger schon keine sinnvolle Funktion mehr erfüllt.

Neue Symbole zeigen deutlich an, ob eine Anwendung auf Mikrofon oder Kamera zugreift.

(Bild: Screenshot)

Es gibt im Panel weitere Neuerungen. Nutzt eine Anwendung das Multimedia-Framework PipeWire, um auf die Webcam zuzugreifen, zeigt Gnome dies mit einem farbigen Symbol im Panel deutlich an. Auch das schon länger bei Audioaufzeichnungen eingeblendete Mikrofon-Symbol wird jetzt in Orange angezeigt. Anders als bei den Indikatoren für Screencasts und Bildschirmübertragungen kann man über das Kamera- und Mikrofon-Symbol den Zugriff auf die Hardware nicht untersagen. Es gibt nicht einmal einen Hinweis, welche Anwendung via PipeWire auf die Geräte zugreift.

Das Systemmenü kann man mit der Tastenkombination Super+S (auf den meisten Tastaturen Win+S) öffnen. Dort gibt es unter den Schnelleinstellungen, kompatible Hardware vorausgesetzt, einen neuen Schalter für die Tastaturhelligkeit. Das klappte bei unserem Testgerät (Dell XPS 9365) mit den drei angebotenen Stufen tadellos. Auf einem anderen Notebook erschien der Button dagegen nicht. Die Liste der Hintergrundanwendungen zeigt die laufenden Apps nicht nur an, sondern öffnet diese per Mausklick.

Über das Systemmenü kann man nun die Tastaturbeleuchtung einstellen. Im Bild ist auch das neue, versteckte helle Gnome-Theme zu sehen.

(Bild: Screenshot)

Wem das Panel und die Menüs zu dunkel sind, kann ein komplett helles Gnome-Theme einstellen, ähnlich wie es das schon länger bei Ubuntu gibt. Das "Light Theme" lässt sich derzeit aber nur via Kommandozeilenbefehl oder über die Gnome-Erweiterung "Light Style" aktivieren.