Merchandising: Amazon platziert Eigenmarken auf oberster Position

Die oberste Position der Suchergebnisse nutzt Amazon vermehrt für Produkte von Eigenmarken – weil sie besonders beliebt seien.

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Merchandising: Amazon platziert Eigenmarken auf oberster Position

(Bild: Ioan Panaite/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Weil Produkte der eigenen Marken so beliebt seien, platziert Amazon sie nun auf dem obersten Platz in den Suchergebnissen. Zuvor konnte diese Position oft von anderen Unternehmen gekauft werden und wurde dann als solche gekennzeichnet. Doch die Einnahmen aus den Produktplatzierungen sind der Handelsplattform anscheinend weniger wert als der Erlös aus dem Verkauf eigener Waren.

Eine Amazon-Sprecherin bestätigte gegenüber dem Portal Pro Publica: "Wie alle Einzelhändler entscheide auch Amazon von Zeit zu Zeit, wie es Plätze am besten nutzt – basierend auf verschiedenen Faktoren, bei denen immer die Kundenzufriedenheit im Vordergrund steht." Es handele sich daher um eine Merchandising-Funktion. Grund für die Positionierung seien die in der Regel besseren Produktbewertungen, weniger Rücksendungen sowie höhere Wiederholungskaufraten der eigenen Produkte im Vergleich zu anderen Marken.

Dass diese Änderung nun gerade in Coronazeiten umgesetzt wurde, sei reiner Zufall, beteuert Amazon. Sie sei seit langer Zeit geplant gewesen.

Amazon hat in den vergangenen Wochen hunderttausende Mitarbeiter eingestellt, um den Bestellungen während des Lockdowns gerecht werden zu können. Amazon-Chef Jeff Bezos hatte die Aktionäre gewarnt, er wolle mindestens die angelegten 4 Milliarden US-Dollar Betriebsgewinn aus dem zweiten Quartal Corona-bezogen ausgeben. Im ersten Quartal des Jahres war der Warenumsatz um gut ein Fünftel auf 41,8 Milliarden Dollar gestiegen und auch der Umsatz aus Dienstleistungen nahm um fast ein Drittel zu (33,6 Milliarden).

Bei der guten Platzierung von Eigenmarken profitiert Amazon davon, nicht dafür bezahlen zu müssen. Andere Anbieter geben zum Teil bis zu 30 Prozent ihrer auf Amazon generierten Einnahmen ab, um in den Suchergebnissen möglichst weit oben zu stehen. Dieser Unterschied kann sich auch auf den Preis eines Produktes auswirken. Laut Pro Publica hat Amazon derzeit 45 Eigenmarken mit 243.000 Produkten.

Seit Kurzem besteht der Verdacht, Amazon habe Daten von Marketplace-Händlern für die Entwicklung eigener Produkte genutzt. Das soll eine interne Untersuchung aufklären. Mitarbeitern sei es untersagt, nicht-öffentliche, händlerspezifische Daten zu verwenden.

Dass Amazon zugleich Plattform als auch Anbieter ist, sieht auch die EU-Wettbewerbsbehörde kritisch. So erhaltene Daten anderer Händler könnten einen Wettbewerbsvorteil für den Online-Riesen schaffen. Amazon erklärte gegenüber heise online, das Unternehmen werde vollumfänglich mit der Europäischen Kommission kooperieren und weiterhin daran arbeiten, andere Unternehmen jeder Größe in ihrem Wachstum zu unterstützen.

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(emw)