Microsoft: Eure Chefs wissen nicht, was ihr Angestellten im Arbeitsalltag wollt

Microsofts Work Trend Index hält fest, wie groß die Diskrepanz der Erwartungen an die neue Arbeitsrealität zwischen Chefetagen und Mitarbeitenden ist: groß.

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(Bild: Microsoft)

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Die Wertvorstellungen der Angestellten haben sich in den letzten zwei Jahren stark verändert: Hybrid- und Remote-Arbeit seien für viele zur Pflichtbedingung bei der Wahl der Arbeitsstelle geworden. Zu diesem Schluss kommt Microsofts Work Trend Index. Und meint weiter: Es gibt keinen Weg zurück zu alten Modellen, der "große Wandel" ("great reshuffle") laufe noch immer ab. In viele Chefetagen sei diese Erkenntnis aber noch nicht durchgedrungen.

Vielerorts überdenken die Angestellten die eigenen Prioritäten, so Microsoft in der Studie weiter. Den Wunsch nach flexiblen Arbeitsmodellen rücken dabei für viele in den Fokus: Das gilt vor allem, aber nicht nur für die jüngeren Generationen der Geburtenjahrgänge seit 1980 – Generation Z und Millenials.

Aus dieser Gruppe denken derzeit 52 Prozent der Angestellten über einen Arbeitsplatzwechsel nach – aus der Gesamtheit aller Angestellten sind es immerhin 43 Prozent. Beide Werte liegen damit höher als im vergangenen Jahr. Als Grund sieht Microsoft die verschobene Schwerpunktsetzung der Menschen: 53 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die eigene Gesundheit und Wohlbefinden nun eher vor die Arbeit stellen würden als vor der Pandemie – fast genauso viele sagten das auch über Familie und Privatleben (47 Prozent).

Der Wunsch nach einem Wechsel zu einem Hybrid-Modell beschränkt sich indes nicht nur auf Angestellte: Auch knapp die Hälfte der Führungskräfte denken laut Studie über Bewerbungen auf Positionen nach, die nicht in der Nähe des eigenen Wohnorts liegen.

Das Spannungsfeld, in dem sich die Manager-Ebene bewegt, zeigt sich auch in ihrer Einschätzung des Verhältnisses der Geschäftsleitung zu Angestellten: 54 Prozent der Führungskräfte meinen, dass die Geschäftsleitung im eigenen Unternehmen den Kontakt zu den eigenen Angestellten verloren habe ("leadership is out of touch with employees") – drei Viertel beklagen gar, dass sie zudem selbst keinerlei Einfluss darauf hätten, den Wünschen der ihnen Unterstellten nachzukommen.

Dennoch, so räumt der Work Trend Index ein, müsse man gewährleisten, dass Hybrid-Arbeit auch im Alltag funktioniert: Nur 27 Prozent der Unternehmen hätten bereits Prozesse etabliert, die die hybride Zusammenarbeit bei Konferenzen regele. Gleichzeitig hat sich die Zeit, die Angestellte wöchentlich in solchen Videoanrufen verbringen – zumindest für Teams-User – um den Faktor 2,5 seit Februar 2020 gesteigert – die Zahl der angesammelten Überstunden habe zudem um 28 Prozent zugenommen. Knapp die Hälfte der befragten Entscheider bezeichnet zudem das Gewährleisten guter sozialer Verhältnisse im Team als größte Aufgabe in der hybriden Arbeitszukunft.

Microsofts Work Trend Index erscheint jährlich, 2022 aber erst zum zweiten Mal. Für die Studie hat das Unternehmen rund 31.000 Menschen aus 31 Länder befragt und zudem die Daten seines Cloud-Software-Pakets Microsoft 365 und Arbeitstrends des Berufs-Social-Networks LinkedIn berücksichtigt. Die Studie fällt mit einer Zeit zusammen, in der in Deutschland trotz wieder steigender Corona-Infektionszahlen die Home-Office-Plicht demnächst wieder zurückgenommen wird.

(jvo)