Mit dem Fahrrad zur CES, zehn Jahre später
Zur CES herrscht in Las Vegas Verkehrschaos. Warum also nicht mit dem Fahrrad fahren? Wir haben es ausprobiert – zum zweiten Mal.
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- Jan-Keno Janssen
Sobald die CES beginnt, bricht in Las Vegas das Verkehrschaos aus. Warum also nicht versuchen, mit dem Fahrrad von A nach B zu kommen? Schließlich ist Vegas flach und die typischen CES-Distanzen betragen meist nur wenige Kilometer. Vor exakt zehn Jahren haben wir das Ganze schon einmal ausprobiert – und wollten jetzt beim zweiten Mal wissen: Ist es einfacher geworden?
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal hier, das bin ich auf dem Fahrrad in Las Vegas. Hier ist ja gerade die wichtigste Tech-Messe der Welt, die CES, deshalb bin ich hier. Und wenn ihr jetzt denkt, hä, ja, und was ist jetzt an Radfahren so besonders? Dann sage ich, das ist ein hochgradig komplexes Unterfangen. Denn diese Stadt ist komplett auf Autos ausgelegt, obwohl ein Fahrrad hier theoretisch das optimale Verkehrsmittel wäre.
Denn hier ist es flach und die Distanzen, die man auf der CES so zurĂĽcklegen muss, wenn man in einem der groĂźen Hotels untergebracht ist, die sind so drei, vier Kilometer lang. Und mit dem Auto, Bus oder Monorail braucht man zu StoĂźzeiten der CES manchmal ĂĽber eine Stunde fĂĽr solche Minidistanzen, einfach weil ĂĽberall Schlangen und Staus sind.
Ja, aber wenn man hier Leuten erzählt, man will ein Fahrrad nicht als Sportgerät, sondern als Verkehrsmittel benutzen, gucken die einen an, als wäre man nicht ganz richtig im Kopf. So ein Jetpack würde womöglich für weniger Ungläubigkeit sorgen. Auf dieser Liste hier der gefährlichsten Städte zum Radfahren ist Vegas übrigens auf Platz 3.
Ich habe das fast auf den Tag genau vor zehn Jahren schon mal ausprobiert und es war unfassbar aufwendig, ein Fahrrad zu besorgen und dann auch das Fahrrad irgendwo abzustellen. Ja, und weil das ein schönes, rundes Jubiläum ist, habe ich das jetzt nochmal versucht. Spoiler-Alarm, es ist immer noch beeindruckend kompliziert. Bleibt dran.
Liebe Hackerinnen, liebe Internet-Surfer, herzlich willkommen hier bei...
So, und weil ich die Fahrrad-Challenge ja vor zehn Jahren schon einmal hinbekommen habe, es aber wirklich extrem aufwendig war, ein Fahrrad zu kriegen, habe ich jetzt mal meinen Kollegen Lukas gebeten, ein Rad aufzutreiben. Vielleicht habe ich mich ja auch einfach nur dämlich angestellt damals.
Lukas: Okay, ich habe jetzt einen Laden gefunden gerade, habe auf Google Maps mal geschaut, der für uns interessant sein könnte. Der bietet nämlich E-Bikes an, mit einem Helm und einem Fahrradschloss. Kostet zwar 20 Dollar für vier Stunden, aber wir wollen ja auch mal ausprobieren, ob das funktioniert und jetzt nicht tagelang erst mal ein Fahrrad mieten. Wir brauchen das Fahrrad morgen. Eine Stunde, sagt Google Maps, brauchen wir da ungefähr zu Fuß hin, mit einer U-Bahn-Haltestelle, die wir auch noch mitnehmen, und 13 Minuten mit dem Auto, das heißt, wenn wir dann zurückfahren... Ja, ich glaube, das ist es. Ich glaube, das schicke ich jetzt den anderen mal und dann können wir uns da morgen auf den Weg machen.
Keno: Ja, ich muss sagen, hat auf jeden Fall vielversprechend ausgesehen, was Lukas da aufgetrieben hat. Vor zehn Jahren musste ich noch 15 Kilometer fahren, um zu einem Fahrradverleih zu kommen. Zu dem, den Lukas da gefunden hat, konnten wir laufen. Wir, das sind Lukas, ich und unser Videoproducer Pascal. Ja, und allein das Hinlaufen war dann schon ein ganz schönes Abenteuer und hat ziemlich lange gedauert. Ja, und dann sind wir dann irgendwann bei dem Verleih angekommen und das war auch ziemlich kurios.
O-Ton Keno vor Ort: Ja, also das war eine sehr, sehr interessante Erfahrung auf jeden Fall, weil dieser Fahrradverleih hat absolut nicht damit gerechnet, dass Kunden kommen. Und es war alles so, oh, die wollen bezahlen, wie ging jetzt nochmal das mit dem iPad? Also am schönsten fand ich eigentlich, dass ich meine Kreditkarten-Nummer... Er hatte mir sein Telefon gegeben, da stand drauf "Mom". Das war ein Familienunternehmen und die Mutter saß zu Hause im Büro und hat meine Kreditkarten-Daten aufgenommen. Und ich fand, also ich würde jetzt nicht irgendwelchen Leuten meine Kreditkarten-Daten sagen, aber ich finde, das wirkte vertrauenswürdig mit "Mom". Naja, und jetzt haben wir diese Fahrräder und ich bin noch nie so ein E-Bike gefahren, weil es hat sogar so Mofa-Griffe, wo man so Mofa-mäßig mitfahren kann. Das ist ja in Deutschland verboten. Ja, die machen Bock, die Dinger. Aber ich glaube, damit kann man auch ganz toll Unfälle bauen. Also wir müssen ein bisschen vorsichtig sein.
Also der Ausleihvorgang war zwar ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber die Fahrräder sind super. Die haben nämlich nicht nur Mofa-Griffe, die kann man auch so fahren wie ein Mofa. Bei 20 mph regeln die ab, das entspricht 32 km/h und ist echt ganz schön schnell. Aber halt auch teuer. 20 Dollar für 4 Stunden, was wir jetzt gemacht haben, das geht. Aber wenn man die Teile wirklich für die ganze Messe, also fünf Tage, haben will, zahlt man 400 Dollar. 80 Dollar am Tag.
So, aber jetzt erstmal losfahren. Ja, das hat richtig Spaß gemacht. Ein bisschen in Vegas rumheizen. Auch wenn wir manchmal echt Angst hatten, also wenn da irgendwelche riesigen SUVs mit ihren riesigen Außenspiegeln auf Kopfhöhe an einem vorbeifahren. Nicht so gut.
Mit unserem Smartphone in der Fahrthalterung und Navigations-App klappte dann auch die Wegfindung ganz okay. Und wow, wir sind angekommen und zwar definitiv smoother als mit dem Auto, weil einfach überall Stau war und wir da dann vorbeifahren konnten. Aber das Fahrradparken war immer noch ein Problem. Ich habe auf dem Messegelände mehrere CES- und Sicherheitsmitarbeiter gefragt, wo ich mein Rad abstellen kann. Und einer hat zum Beispiel gesagt, dass hinter den Messehallen, also mindestens eine Viertelstunde zu Fuß vom Haupteingang entfernt, ein Fahrradständer sei. Und dass es sonst keine Möglichkeit gebe.
Nur durch Glück haben wir in einer unauffälligen Ecke mit Mülltonnen hinter dem Barbecue-Stand tatsächlich einen Fahrradständer gefunden. Das war nur ein paar Meter vom Haupteingang entfernt. Und da standen sogar schon Fahrräder. Es gab also bei den über 100.000 Messegästen zumindest schon mal zwei, die auch mit dem Rad gekommen sind. Ein Fortschritt. Hier sieht man übrigens ganz schön, wie unfassbar lang die Bus- und Taxi-Schlangen zu den Stoßzeiten sind.
So, dann Fahrräder abgestellt und dann jetzt mal rein in die Messe.
O-Ton Lukas vor Ort: So, jetzt waren wir kurz auf der Messe. Und jetzt müssen wir die Fahrräder wieder zurückbringen. Ja. 15 Minuten. Laut Google Maps. Zehn. Überragend. Überragend, dann schauen wir mal.
Keno: Also, der Verkehr jetzt am Ende des Messe-Tages, der war krass. Aber mit den Rädern konnten wir einfach an den Autos und den Schlangen vorbeifahren. Bilde mir sogar ein, dass ein, zwei Leute sogar ein bisschen neidisch geguckt haben.
Mein Fazit: Also, Fahrradfahren in Vegas ist immer noch ein Wahnsinn. Aber es haben sich schon ein paar Dinge verbessert im Vergleich zu vor zehn Jahren. Erstmal –ganz wichtig – gibt es jetzt auf dem Messegelände ein paar Fahrradständer. Vor zehn Jahren wurde ich immer direkt von Cops oder Security-Leuten ermahnt, dass man hier nirgendwo Fahrräder abstellen dürfe. Da musste ich also erst in ein nahegelegenes Hotel fahren, um das Fahrrad dann in der Gepäckaufbewahrung zu lagern, was immer nur mit viel Diskussion möglich war. Das ist auch heute noch so, wenn man Termine außerhalb des Messegeländes in irgendwelchen Hotels hat.
Aber die Fahrradständer auf dem Messegelände sind zumindest ein Anfang. Außerdem gibt es jetzt tatsächlich ein paar Fahrradspuren auf den Straßen. Das sind meist einfach Busspuren, wo ein Fahrradsymbol drauf gemalt wurde. Also eher so improvisiert, aber immerhin. Und was auch ein Fortschritt ist, dass es jetzt einen Fahrradverleih gibt, der fußläufig vom Las Vegas Strip zu erreichen ist. Also fußläufig war dann am Ende doch ein bisschen weit. Aber naja, der Laden heißt übrigens Landmark Bike Rentals, falls ihr mal in Vegas seid. Allerdings müssen wir mal abwarten, wie lange sich der Laden hält. In Vegas Downtown gibt es sogar ein echtes Radleihsystem, also bei dem man per App mieten kann. Aber die CES spielt sich ja auf dem Las Vegas Strip ab. Das ist etliche Kilometer entfernt. Das bringt also auch nichts.
Insgesamt hat sich fĂĽr mich aber wieder gezeigt, dass das Fahrrad einfach in ganz vielen Situationen ein optimales Verkehrsmittel ist. Und zwar sogar in Umgebungen, die gar nicht fĂĽrs Radfahren vorgesehen sind. Also wie Las Vegas. Aber je mehr Leute es einfach machen, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Umgebung ans Radfahren angepasst wird. Also rauf aufs Rad!
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(jkj)