Mittwoch: Google-Konzern wächst langsamer, Uber-Whistleblower im EU-Parlament

YouTube-Einnahmen rückläufig + Uber-Lobbying in EU + Quick-Freeze statt Vorratsdaten + WhatsApps Ausfall + Kritik zum Drachenhaus + Big Brother Awards Austria

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Weiblicher Streamer mit Kamera und iPad am Schreibtisch

(Bild: Daxiao Productions/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Frank Schräer

Der Google-Konzern Alphabet verzeichnet das niedrigste Umsatzwachstum seit 2013. Zwar sind die Werbeeinnahmen insgesamt noch leicht angestiegen, Gewinne und Aktie sinken aber trotzdem. Vor allem YouTube leidet unter sinkenden Einnahmen. Derweil hat Uber-Whistleblower MacGann im EU-Parlament seine Vorwürfe gegen seinen alten Arbeitgeber untermauert. Der Konzern habe mit allen Mitteln versucht, Gesetze zu blockieren, und dabei viel in Lobbyarbeit und Anwälte investiert. Lobbying ist kein Thema mehr beim drohenden Koalitionsstreit zur Vorratsdatenspeicherung. Der Bundesjustizminister will statt Vorratsdaten eine "Sicherungsanordnung" für Nutzerspuren – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Google hat im vergangenen Quartal die Sparsamkeit der Werbekunden deutlich zu spüren bekommen. Der Umsatz des Mutterkonzerns Alphabet legte im Jahresvergleich um lediglich sechs Prozent zu und blieb damit unter den Erwartungen. Der Reingewinn sank gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent. Auffallend war der Rückgang der Werbeerlöse bei YouTube, denn in den vergangenen Jahren war die Videoplattform eine der treibenden Kräfte für das Wachstum bei Google. Damit verfehlt Alphabet die Ziele: Vor allem YouTube leidet unter sinkenden Werbeeinnahmen.

Uber hatte zu seiner Zeit die Philosophie, weltweit fast unbegrenzte Mittel auszugeben, um geplante missliebige Gesetze zu blockieren. Dies erklärte Mark MacGann, der von 2014 bis 2016 Chef-Lobbyist des US-Konzerns war, bei einer Anhörung des EU-Parlaments. Allein 2014 und 2015 habe der Vorreiter der Sharing-Ökonomie zu diesem Zweck rund 90 Millionen US-Dollar hingeblättert. Ziel sei es gewesen, Politiker dazu zu bewegen, grundlegende Arbeits- und Menschenrechte auszuhebeln. Damit hat der Whistleblower seine Vorwürfe untermauert: "Immer weiterubern" – Wie Uber den Profit über Mensch und Gesetz stellte.

Auf das Quick-Freeze-Verfahren als Alternative zu anlassloser Vorratsdatenspeicherung setzt Bundesjustizminister Marco Buschmann. Der FDP-Politiker hat den Referentenentwurf für ein Gesetz "zur Einführung einer Sicherungsanordnung für Verkehrsdaten in der Strafprozessordnung" an andere Ressorts geschickt. Buschmann will die Menge der zu speichernden Verbindungs- und Standortdaten "auf das notwendige Maß begrenzen". Das könnte zum Koalitionsstreit führen: Justizminister will "Sicherungsanordnung" für Nutzerspuren statt Vorratsdaten.

WhatsApp war gestern für einige Zeit kaputt: Am Dienstagvormittag ab kurz vor 9 Uhr war es nicht möglich, Nachrichten mit dem Messenger zu verschicken. Die Probleme betrafen sowohl die App für iOS und Android als auch die Desktop-Variante. Innerhalb von wenigen Minuten gingen tausende Störungsmeldungen ein. Gegen 11 Uhr konnten als erstes iOS-Nutzer wieder Nachrichten empfangen, kurz darauf war WhatsApp wieder auf allen Wegen verfügbar. Eine Erklärung Metas blieb dürftig zur WhatsApp-Störung: Messenger mit weltweitem Totalausfall.

Gestört haben sich viele Zuschauer auch an "House of the Dragon", dem Game-of-Thrones-Prequel von HBO, das in der ersten Staffel die hohen an die Serie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Wäre dies die erste Fernsehserie, die auf den literarischen Werken von George R. R. Martin beruht, sie wäre sicherlich noch vor Ende der ersten Staffel abgesetzt worden. Warum diese Serie, so wie sie ist, nicht wirklich funktioniert, ist einigermaßen kompliziert. Es folgt der Versuch einer Erklärung zu House of the Dragon, Staffel 1: Das Haus der Widerlinge.

Zahllose Firmen drängen uns ihre Apps auf. Meist bringen diese Programme wenig Mehrwert – für die Nutzer. Die Firmen profitieren durchaus, nicht zuletzt durch In-App-Browser. Mit diesen kann der App-Betreiber Code einschleusen und Informationen auslesen. Dafür vergibt die Jury des österreichischen Big Brother Awards den Negativpreis 2022 in der Kategorie Kommunikation und Marketing an TikTok, weil diese App die Nutzung des Standardbrowsers verunmöglicht: Big Brother Awards Austria für TikTok-Spitzelei und europäische Chat-Überwachung.

Auch noch wichtig:

(fds)