NASA: Leiter der bemannten Raumfahrt tritt kurz vor erstem US-Start zurĂĽck
Sensationeller Rücktritt bei der NASA: Der Chef der bemannten Raumfahrt gibt auf – wenige Tage vor dem ersten bemannten Start von US-Boden seit Space Shuttle.
Douglas Loverro, Leiter der bemannten Raumfahrt der NASA, ist Montagabend zurückgetreten. Das hat die NASA am Dienstag bestätigt. Der Zeitpunkt aber ist brisant: Am Donnerstag hätte Loverro die wichtige Readiness Review vor dem ersten bemannten SpaceX-Start leiten sollen. Und Mittwoch kommender Woche soll SpaceX erstmals zwei Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen. Es soll der erste bemannte Raketenstart der USA seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms 2011 werden.
Es wäre der erste große Meilenstein Loverros auf dem Weg der USA zurück zum Mond gewesen. Spätestens 2024, also noch in seiner möglichen 2. Amtszeit, möchte US-Präsident Donald Trump wieder Amerikaner auf dem Mond landen sehen. Loverro ist erst im Oktober angetreten, diesen Auftrag zu erfüllen.
Warum er nach nicht einmal einem halben Jahr aufgibt, ist nicht klar. Politico berichtet unter Berufung auf Insider, dass NASA-Chef Jim Bridenstine Loverro gegangen habe. Loverro stellt das in Abrede; weder zweifle er die Sicherheit des Raumfluges kommender Woche an noch habe es eine Meinungsverschiedenheit mit Bridenstine gegeben.
Konsequenz eines "Fehlers"
In einem Rundschreiben an seine Mitarbeiter spricht Loverro von einem "Fehler", den er Anfang des Jahres begangen habe, in der irrigen Annahme, der Schritt sei zu Erfüllung der Mission erforderlich. Nun müsse er "sehr, sehr schweren Herzens" die Konsequenzen tragen. "Ich möchte deutlich machen, dass (mein Rücktritt) nichts mit Ihrer Leistung als Organisation noch mit den Plänen, die wir in Gang gesetzt haben (…) zu tun hat", heißt es in dem Abschiedsmemo, das bei spacepolicyonline.com im Wortlaut nachzulesen ist.
Die offizielle Bestätigung der NASA beschränkt sich auf einen Absatz. Darin wird der Abschiednehmende für "signifikanten Fortschritt" gelobt, "Loverro hat mehr als vier Jahrzehnte seinen Lebens in den (öffentlichen Dienst gestellt), und wir danken ihm für seine Dienste und Beiträge zur (NASA)." Seine Karriere bei Militär und Geheimdienst reicht bis 1972 zurück.
Die Readiness Review des als "Demo-2" bekannten bemannten SpaceX-Fluges zur ISS mit der Kapsel "Crew Dragon" soll laut Space.com der dritthöchste NASA-Funktionär Steve Jurczyk leiten. Ansonsten übernimmt Ken Bowersox interimistisch die Führung der bemannten Raumfahrt der NASA. Der Mann hat das bereits im Vorjahr für einige Monate getan, nachdem der jahrelange Leiter Bill Gerstenmaier im Juli degradiert worden war und bevor Loverro im Oktober in das Amt berufen wurde. Bowersox war Offizier der Kriegsmarine und selbst fünf Mal im All. Er hält den Rekord als jüngster Space-Shuttle-Kommandant.
BestĂĽrzung in Washington
Der unerwartete Abgang hat in Washington Alarm ausgelöst. "Ich bin zutiefst besorgt über diesen plötzlichen Rücktritt, vor allem angesichts der Zeitpunktes", zitiert Politico die Vorsitzende des Raumfahrt-Unterausschusses des US-Repräsentantenhauses, Kendra Horn, "Unter der aktuellen Regierung erkennen wir ein Muster plötzlicher Abgänge, die die Anstrengungen unserer Nation bei der bemannten Raumfahrt stören." Ihr Ausschuss, der die NASA überwacht, werde Antworten brauchen.
SpaceX
Die Vorsitzende des ĂĽbergeordneten Wissenschaftsausschusses, Eddie Bernice Johnson, zeigte sich gar "schockiert". Es liege nun an NASA-Chef Bridenstine, zu entscheiden, ob der bemannte Start verschoben werden mĂĽsse. "DarĂĽber hinaus ist der RĂĽcktritt Herrn Loverros ein weiteres beunruhigendes Zeichen, dass die Artemis-Mond-Mars-Initiative noch immer nicht auf festen Beinen steht." Genau wie ihre Parteikollegin fordert auch diese Demokraten-Politikerin Auskunft der NASA ĂĽber die GrĂĽnde fĂĽr die Neubesetzung des Managerpostens.
(ds)