NASA plant Start von Boeings bemanntem Starliner-Raumschiff für Anfang Juni

Nach dem Heliumleck wurde noch ein Problem an der Kapsel festgestellt. Doch das Risiko ist der NASA zu gering, um den Starliner-Start weiter hinauszuschieben.

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Starliner-Kapsel auf einer Rakete auf dem Weg zur Startrampe

Boeing Starliner auf Atlas V Rakete

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Die NASA und Boeing haben einen neuen Termin für den ersten bemannten Flug des Starliner-Raumschiffs festgelegt. Nachdem die Probleme, die zu den letzten Verzögerungen geführt hatten, näher untersucht und als geringfügig eingestuft wurden, soll die Kapsel von Boeing mit zwei Astronauten nun am 1. Juni 2024 von einer Atlas-V-Rakete der United Launch Alliance (ULA) ins All gebracht werden und 24 Stunden später an der internationalen Raumstation ISS andocken.

Das Heliumleck, der Grund für die letzte Verschiebung des Starliner-Starts Mitte Mai, besteht weiterhin, könne laut NASA aber kompensiert werden, da es nur an einer der vier Antriebsraketen aufgetreten ist. Deshalb wird davon ausgegangen, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Sollte sich die Situation nicht deutlich verschlechtern, könne die Kapsel die Mission problemlos absolvieren.

Der Austausch des Verschlusses, an dem das Heliumleck auftritt, würde Monate dauern, da die Kapsel von der Rakete abmontiert und die giftigen Treibstoffe abgepumpt werden müssten, bevor der Verschluss (von der Größe eines Hemdknopfes) ausgetauscht werden könne. Danach würde der Prozess der Startvorbereitung von Neuem beginnen. Da es sich nicht um ein Risiko für die Flugsicherheit handelt, könne der Flug auch mit Heliumleck durchgeführt werden.

Im Rahmen der Untersuchungen wurde allerdings ein weiteres Problem am Antriebssystem der Starliner-Kapsel festgestellt. Deshalb wurde der zunächst nur um wenige Tage verschobene erste bemannte Flug des Boeing-Raumschiffs abgesagt. Dabei handelt es sich um eine Design-Schwachstelle an Boeings Raketensystem der Kapsel. In einem seltenen Fall könnten die verschiedenen Antriebsraketen nicht in der Lage sein, die Kapsel beim Wiedereintritt in die Atmosphäre entsprechend abzubremsen.

Boeing hat das Antriebssystem Starliners als Kombination verschiedener Raketen konzipiert, sodass das Abbremsen entweder mit zwei der vier großen Raketen oder mit acht kleineren Manövrierraketen durchgeführt werden kann, schreibt Ars Technica. Sollten nebeneinander platzierte Raketen ausfallen, wäre ein Abbremsen nicht möglich. Doch Boeings Ingenieure hätten innerhalb weniger Wochen einen Workaround konzipiert und erfolgreich simuliert, bei dem lediglich vier der kleineren Raketen genutzt werden für die Bremsung.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Ausfall der Raketen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre beziffert die NASA auf 0,77 Prozent. Steve Stich, Manager der kommerziellen Crew-Programme der NASA, bezeichnete dies als "ziemlich teuflischen Fall". Doch warum wurde dies nicht im Vorfeld festgestellt? Stich erklärte, dass es etwas mehr Zeit erfordert hat, um dies herauszufinden: "Vielleicht hätten wir das in einem perfekten Zeitrahmen früher erkennen können."

Boeing und die NASA fahren aber trotzdem fort mit dem nächsten Startversuch. Am Dienstag werden die beiden Astronauten nach Florida zurückkehren für ihre letzten Startvorbereitungen und am Mittwoch wird alles getestet für den Flug. Sollte grünes Licht gegeben werden, wird die Rakete mit der Starliner-Kapsel am Donnerstag, dem 30. Mai, zurück zur Startrampe gefahren. Das erste mögliche Startfenster öffnet sich um 1. Juni, aber alternativ wären Starts auch um 2., 5. und 6. Juni möglich, sollte das Wetter nicht mitspielen.

(fds)