NBC Universal kartet im iTunes-Streit nach

Der Chef von NBC Universal nennt Einzelheiten des Rückzugs aus dem iTunes Store. Weil Apple sich bei der Preisfrage nicht kompromissbereit zeigte, wollte NBC einen Anteil an Apples iPod-Umsätzen.

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Bei NBC Universal (NBCU) ist man auf Apple nicht gut zu sprechen. Das Medienunternehmen hatte jüngst beschlossen, den Vertrag mit Apple über den Vertrieb von NBC-Sendungen im iTunes Store nicht zu verlängern. Der Kontrakt läuft im Dezember aus. Die ehemaligen Partner machen sich derweil gegenseitig Vorwürfe: NBC wolle den Preis treiben, hieß es aus Cupertino. Die Fernsehmacher dagegen beklagen Knebelverträge. Am Montag legte NBCU-Chef Jeff Zucker auf einer Veranstaltung der Syracuse University (US-Bundesstaat New York) nach. Apple habe eine flexible Preisgestaltung abgelehnt. Obwohl NBC-Inhalte rund 40 Prozent der Downloads von Fernsehserien ausmachten, rechnet Zucker vor, habe NBC Universal mit der Apple-Kooperation nur 15 Millionen US-Dollar eingenommen. Daher sei das Ende der Partnerschaft eine "relativ einfache Entscheidung" gewesen.

Doch geht es dabei um mehr als die Frage, ob eine Folge "Lost" nun 1,99 oder 2,99 US-Dollar kosten soll – beides dürfte dem Verbraucher für einen mit Nutzungsrestriktionen versehenen Download zu viel sein. Hinter dem zunächst kleinkariert wirkenden Gezerre um ein paar Cent steckt das wachsende Unbehagen der Inhalteanbieter über Apples Marktmacht, die Vertragsbedingungen für iTunes und das Geschäftsmodell dahinter. Apple will keine flexible Preisgestaltung, denn im iTunes-Store sollen die Downloads immer gleich ausgezeichnet sein. Apple, sagt Zucker, habe die Musikindustrie im Bezug auf Preisgestaltung zerstört, und drohe, das nun auch bei Videoinhalten zu tun. Den Inhalteanbietern fehlt mit der freien Preisgestaltung ein wesentliches Marketinginstrument. Bündelangebote, Sonderpreise oder höhere Preise sind so nicht möglich.

Apple hat das gegenüber NBCU strikt verweigert. Die wollten, so stellt es Zucker dar, nur mal experimentieren und eine Serie testweise für 2,99 US-Dollar anbieten. Von Apple hieß es, NBCU wolle den Preis bis auf 4,99 US-Dollar treiben. Als eine Einigung nicht abzusehen war, schlug Zuckers Team eine andere Variante vor: Ihr macht den Preis, dafür kriegen wir ein paar Prozent von jedem verkauften iPod. Der Hardwarehersteller ging darauf nicht ein. Kein Wunder: Der kreative Vorschlag zielt mitten ins Herz von Apples Geschäftsmodell, in dem iTunes nur ein Marketingvehikel für den iPod ist. "Apple", klagt Zucker, "hat Hardware im Gegenwert von mehreren Millionen Dollar auf dem Rücken unserer Inhalte verkauft und damit eine Menge Geld gemacht." Ganz Unrecht hat er damit nicht.

Mit Rupert Murdochs News Corp. hofft NBCU nun auf eine bessere Partnerschaft. Die beiden Medienriesen haben am Montag ihr eigenes Videoportal Hulu.com in einer halböffentlicher Betaphase gestartet. Der Dienst startet in den USA mit Serien wie "24", "Dr. House", "Monk" oder "The Simpsons" und Kinofilmen wie "Sideways" oder "Lost in Space". In der Zwischenzeit ist der NBC-Content auch bei Amazon Unbox zu haben. (vbr)