"Das trägt der Markt nicht mehr" - ein Interview zur Situation des Fotojournalismus

Seite 3: Amateurfotografen als Konkurrenz?

Inhaltsverzeichnis

Wenn man zum Beispiel mit Porträtfotografen spricht, hört man immer öfter, dass sie zunehmen unter Hobby-Fotografen leiden. Machen Amateure auch dem Fotojournalismus zu schaffen? Stichwort Leserreporter?

Nobel: Bedingt. Unsere Welt spielt sich eigentlich in einem Bereich ab, zu dem man nur Zugang als professioneller Fotograf bekommt. Beispiel Volkswagen: Die würden für Fotos aus der VW-Produktion niemals einen Amateur ans Fließband lassen. Dazu bedarf es in der Regel des Auftrags einer Redaktion und die bekommen Amateure eben nicht. Aber man muss natürlich auch sehen, dass es in der Amateurszene Leute gibt, die auch gestalterisch was auf dem Kasten haben, was zum Beispiel im Bereich der Reisefotografie zum Problem geworden ist. Hier drängen tatsächlich Amateure auf den Markt.

Prof. Rolf Nobel bei der Eröffnungspressekonferenz des Lumix Festivals 2014

(Bild: Jobst-H. Kehrhahn)

Ein wichtiger Bereich des Fotojournalismus ist die Kriegsberichterstattung. Bereiten Sie ihre Studenten auf den Kriegseinsatz vor?

Nobel: Die Bundeswehr veranstaltet entsprechende Kurse – was ich im Prinzip sehr gut finde. Wogegen ich mich aber sehr stark ausgesprochen habe, auch in der Deutschen Journalistenunion, der ich angehöre, ist, dass Studenten an diesen Kursen teilnehmen.

Warum?

Nobel: Ich finde, dort sollten vor allem Leute auf den Kriegseinsatz vorbereitet werden, die zum Beispiel von Fernsehsendern oder von Zeitschriften oder Zeitungen dorthin geschickt werden – aber nicht Studenten, die noch mitten in ihrer fotografischen Entwicklung sind. Und zweitens bin ich der festen Überzeugung, dass jemand den Krieg nicht fotografieren kann, der den Frieden nicht fotografieren kann. Punkt Drei: Ich würde keine Leute in diese Kurse schicken, die überhaupt keine Dritte-Welt-Erfahrung haben. Die Sensibilität für Gefahrenmomente muss sich erst behutsam entwickeln.