"Das trägt der Markt nicht mehr" - ein Interview zur Situation des Fotojournalismus

Seite 2: Crowdfunding

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Crowdfunding wird derzeit heiß diskutiert als eine Möglichkeit zur Finanzierung von Journalismus. Ist das auch eine Chance für den Bildjournalismus?

Nobel: Ich meine ja. Den Grund dafür hat der Cheffotograf der New York Times mal ganz gut formuliert. Er hat gesagt: Wir leben in einer Zeit, in der die Welt der Wörter ersetzt wird durch die Welt der Bilder. Dem stimme ich zu. Ich glaube, dass heute nur Medienkonzepte erfolgreich sein werden, die der Kraft der Fotografie mehr Raum geben. Und wenn künftig wieder mehr und mehr mit Bildern gearbeitet wird, dann wird sich das auch in den Honoraren der Fotografen auszahlen – vor allem, wenn man Qualität abliefert und weiß, was der Markt will.

Woher soll man das als Student denn wissen?

Nobel: Von den künftigen Auftraggebern. Deshalb arbeiten unsere Studenten mittlerweile schon während des Studium für Geo, für den Stern, für den Spiegel und für alle großen Zeitungen, die im General Interest unterwegs sind. Dazu kommt, dass wir eigentlich schon alles an Preisen gewonnen haben, was man weltweit gewinnen kann. Der einzige Preis der uns noch fehlt, ist der Leica Oskar Barnack Preis. Das spricht sich natürlich herum und macht auch die Studienplätze sehr begehrt.

Die Studenten sind nach ihrem Abschluss also in der Regel in Lohn und Brot?

Nobel: Ja. Dabei kommt uns eine Sache sehr zur Hilfe. Wir haben insgesamt in Deutschland nämlich eine viel zu hohe Zahl von Leuten, die Fotografie studieren und die eher eine generalistische Ausbildung bekommen. Da wir unsere Leute aber sehr zielgerichtet nur im Bereich Fotojournalismus ausbilden, haben die natürlich enorme Vorteile – schon allein aufgrund ihrer Kontakte.