Nach Suspendierung in San Francisco: Cruise setzt alle Fahrten von Robotaxis aus

Nachdem es Cruise untersagt wurde, in San Francisco fahrerlose Robotaxis gegen Bezahlung anzubieten, hat die Firma jetzt Angebote in anderen Städten pausiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
Cruise-Fahrzeug in San Francisco

(Bild: Cruise)

Lesezeit: 3 Min.

Die GM-Tochter Cruise setzt alle Aktivitäten mit selbstfahrenden Autos ohne Sicherheitsperson aus. Fahrten mit jemandem am Steuer soll es aber weiterhin geben. Das teilte das US-Unternehmen in der Nacht zum Freitag mit. Der Schritt folgt wenige Tage auf den Verlust einer Lizenz zum Anbieten von Robotaxi-Diensten in San Francisco. Davon sind jetzt Programme in den US-Städten Phoenix, Houston, Dallas und Miami betroffen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Auf LinkedIn nannte Cruise die Reaktion eine Maßnahme, um Vertrauen zu gewinnen. Das eigene Vorgehen solle jetzt auf den Prüfstand gestellt werden. Ursache seien aber keine neuen Vorfälle, versichert Cruise noch.

Kaliforniens Kfz-Zulassungsstelle hat Cruise Anfang der Woche mit sofortiger Wirkung die Erlaubnis entzogen, fahrerlose Robotaxis gegen Geld auf den Straßen San Francisco zu betreiben. Begründet wurde der Schritt mit einer angeblichen Zurückhaltung von Kameraaufnahmen nach einem Unfall in der Westküstenmetropole. Dabei geht es um einen Vorfall vom 2. Oktober, als ein autonomes Taxi von Cruise in der Innenstadt San Franciscos eine Frau angefahren hat. Die wurde unter dem Fahrzeug eingeklemmt und musste befreit werden, nachdem das Fahrzeug sogar noch ein paar Meter gefahren ist. Bei der anschließenden Untersuchung habe Cruise anfangs nicht alle Kameraaufnahmen des Fahrzeugs weitergegeben.

Wie Reuters jetzt berichtet, hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA kurz vor der Bekanntmachung von Cruise am Donnerstag mitgeteilt, dass inzwischen fünf Vorfälle untersucht würden, bei denen autonome Cruise-Fahrzeuge plötzlich so hart gebremst haben, dass es zu Auffahrunfällen gekommen sei. Cruise hat demnach versichert, bei den Ermittlungen zu kooperieren. Außerdem hat der US-Autobauer GM erst am Dienstag publik gemacht, dass allein mit Cruise in diesem Jahr ein Verlust von 1,9 Milliarden US-Dollar eingefahren wurde. Inwieweit das zusätzlich zu der Suspendierung in San Francisco dazu beigetragen hat, den Betrieb von Robotaxis ohne Sicherheitsperson vorerst einzustellen, ist nicht bekannt.

Cruise war neben Waymo eines von zwei Unternehmen, die für Fahrten mit autonomen Taxis in San Francisco Geld nehmen durften. Das war ihnen trotz heftiger Kritik aus der Stadt von der zuständigen Behörde des Bundesstaats Kalifornien erlaubt worden. Vor allem auch die Feuerwehr der Stadt hatte Widerspruch eingelegt und auf die vielen Vorfälle verwiesen, in denen die autonomen Taxis Ersthelfer und -helferinnen behindert hätten. Nachdem noch ein paar Tage später ein Feuerwehrfahrzeug mit einem autonomen Taxi von Cruise kollidiert war, musste die US-Firma die Zahl ihrer Robotaxis auf 200 halbieren. Anfang September haben zwei autonome Cruise-Taxis dann einem Notarztwagen den Weg versperrt und damit angeblich dazu beigetragen, dass eine schwer verletzte Person verstorben ist.

(mho)