Computex

Nettops von ECS, FIC und Shuttle

Intels Atom-Prozessor für billige Kompakt-PCs taucht auf vielen Computex-Ständen auf, die so genannten Nettops unterscheiden sich dabei untereinander stärker als die zahlreichen Atom-Netbooks.

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Einen PC ohne Betriebssystem für 199 Euro – umgerechnet gut 300 US-Dollar – zu bauen, ist kein Problem, dazu schraubt man bloß ein paar ältere Standardkomponenten in ein billiges Gehäuse. Das knappe Budget reicht sogar für technische Schmankerl wie einen Dual-Core-Prozessor und Onboard-Grafik mit DVI-Ausgang, wenn man an anderer Stelle spart. Die von Intel propagierten Nettops mit Atom-Prozessoren müssen also schon erheblichen Zusatznutzen bieten, um sich gut verkaufen zu lassen – und über die magere CPU-Performance der 1,6-GHz-Atoms hinwegzutrösten. Für Notebooks beziehungsweise Netbooks und MIDs mag der Prozessor schnell genug sein, hier glänzt er ja auch im Gegenzug mit seiner besonders niedrigen Leistungsaufnahme. Bei Desktop-Rechnern, wo schon eine einzige 3,5-Zoll-Festplatte mehr schluckt als der Atom-Prozessor, und ineffiziente (Billig-)Netzteile locker 5 bis 10 Watt verschleudern, kommt es auf die CPU hingegen nicht mehr so sehr an.

Um die spezifischen Vorzüge des Intel Atom in einem Desktop-PC auszuschöpfen, müssen die Gerätehersteller also passende Zusatzkomponenten sorgfältig auswählen, die nicht zu teuer sein dürfen – für 499 Euro (in den USA: 599 US-Dollar ohne Steuern) bekäme ein potenzieller Käufer ja bereits den kompakten Apple mac Mini inklusive Betriebssystem, der schick aussieht, im Leerlauf sehr sparsam ist, leise arbeitet und überdies ein Mehrfaches der Atom-Rechenleistung liefert.

Die Preisnische für Atom-Nettops ist also recht schmal und setzt der Ausstattung enge Grenzen. Die Nettop-Hersteller optimieren deshalb ihre jeweiligen Atom-Nettops auf spezielle Eigenschaften, etwa besonders niedrige Preise, kompakte Bauform oder geringe Leistungsaufnahme.

Asus etwa setzt bei der Eee Box B202, die ab Mitte Juli in den USA zu Preisen ab 269 US-Dollar erhältlich sein soll, gerade nicht auf Intels Nettop-Plattform Atom 230 plus 945GC, sondern auf die sparsamere Netbook-Chipkombination Atom N270, 945GSE und ICH7-M. Das könnte eine leisere Kühlung ermöglichen. Das Gerät ist außerdem sehr kompakt und mit einem via Chrontel-Transceiver angebundenen DVI-Ausgang für digitale Displays ausgestattet.

Nettops von ECS, FIC und Shuttle (10 Bilder)

Der ECS MD100 ist für einen Atom-Nettop vergleichsweise groß.

Am Intel-Stand auf der Computex war der MD100 von Elitegroup Computer Systems (ECS) zu sehen, dem Intel-Fertigungspartner des Classmate PC. Der MD100 ist wesentlich größer als die Asus Eee Box; möglicherweise steckt das von ECS angekündigte Mainboard 945GCT-D drin, beim dem ECS nach eigenen Angaben eine Platine im DTX-Format verwendet. Ironischerweise ist das Board mit Intel-CPU damit eines der ersten in dem von AMD im letzten Jahr angekündigten und bisher wenig erfolgreichen Format.

Noch riesiger als der ECS MD100 kommt der K58 von Shuttle daher, denn er steckt im Shuttle-typischen Quader-Gehäuse. Shuttle hat mit dem K45 schon vor dem Atom-Zeitalter einen Schritt ins Billigsegment gewagt.

Der Atom-Nettop von FIC hört auf den Namen Charming, sieht aber eher nüchtern aus. Ins Gehäuse passt eine 3,5-Zoll-Festplatte, ein optisches Laufwerk braucht aber das bei Notebooks übliche Slimline-Format. Optional kann die GMA-950-Grafik im Chipsatz 945GC per DVI mit einem Display kommunizieren. Gegen den von FIC schon seit einigen Jahren gebauten GE2, den unter anderem Maxdata oder Transtec verkaufen, wirkt der Charming eher grobschlächtig.

Zum Wind PC hat MSI noch nicht viele Details verraten – außer beim Atom-Nettop-Rennen mitmachen zu wollen.

Nicht ganz so kompakte Atom-Nettops lassen sich mit Mini-ITX-Boards bestücken, für die etwa Morex das auch am Intel-Stand gezeigte Gehäuse T3310 bereithält. Atom-Boards im Mini-ITX-Format soll es – außer von Intel selbst – etwa von Foxconn, Gigabyte, Jetway, MSI, PC Partner und der Asus-OEM-Sparte Pegatron geben. Nur bei einem Board des bisher in Europa kaum bekannten Herstellers J&W Technology, dem J945ITX01, ist allerdings ein DVI-Ausgang zu sehen. Leider ist das Board auf der Hersteller-Webseite noch nicht zu finden. (ciw)