Neue Gebühr bei Peloton: 99 Dollar für "Aktivierung" gebrauchter Zimmerfahrräder

Peloton bittet amerikanische Neukunden mit gebrauchten Geräten zusätzlich zur Kasse. Nicht nur deswegen schnellt der Aktienkurs nach oben.​

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Schwarze Frau auf einem Zimmerfahrrad

Nutzerin auf Peloton-Bike+

(Bild: Peloton Interactive)

Lesezeit: 3 Min.
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Peloton Interactive beschleunigt den Wertverlust seiner Zimmerfahrräder und anderer Fitnessgeräte in Nordamerika: Wer dort von Privat ein gebrauchtes Peloton-Produkt erwirbt, muss der Firma 99 US-Dollar beziehungsweise 125 kanadische Dollar, plus Steuer, zahlen. Diese "used equipment activation fee" soll die "member experience" verbessern. Bei aufgearbeiteten Gebrauchtgeräten, die direkt von Peloton gekauft werden, ist die Gebühr bereits im Kaufpreis einkalkuliert.

Hinzu kommen natürlich die monatlichen Abonnementgebühren von 44 Dollar (55 Dollar in Kanada, jeweils zuzüglich Steuer). Für die einmalige Aktivierungsgebühr verspricht das Unternehmen virtuelle Unterstützung bei der richtigen Einstellung der Geräte, beispielsweise der Anpassung der Sitzhöhe, sowie Einblick in eine Zusammenfassung der Nutzungsdaten. Letzteres erlaubt dem neuen Kunden, abzuschätzen, wie stark gebraucht sein Zimmerfahrrad, Laufband oder Rudergerät wirklich ist.

Kurzfristig wird die Gebühr ein bisschen Geld in die knappe Kasse spülen, langfristig dürfte sie den Marktwert der Peloton-Geräte reduzieren. Schon jetzt ist der Wertverlust deutlich; kosten neue Peloton-Bikes in den USA etwa 1.500 Dollar, werden gebrauchte für 300 bis 500 Dollar gehandelt. Die neue Gebühr dürfte die Gebrauchtpreise weiter drücken, was auch die Anschaffung neuer Geräte weniger attraktiv macht.

Peloton Interactive kombiniert seine Fitnessgeräte mit Online-Fitnesskursen und Software, die beispielsweise statistische Auswertungen bietet sowie dislozierte, aber gemeinsame Nutzung der Geräte ermöglicht. Inzwischen können die digitalen Angebote auch ohne Peloton-Hardware abonniert werden. 2012 gegründet, ist die Firma seit September 2019 börsennotiert. Lag der Börsenwert zu Beginn bei 8,1 Milliarden Dollar, erlebten Peloton-Bikes wenig später einen Boom. Die Coronavirus-Pandemie erforderte Einschränkungen des Soziallebens, was die vernetzten Zimmerfahrräder kurzfristig populär machte. Der Börsenwert erreichte Anfang 2021 50 Milliarden US-Dollar.

Dann folgte der Absturz mit roten Zahlen und mindestens fünf Kündigungswellen. Im Mai musste CEO Barry McCarthy den Hut nehmen, einen Nachfolger gibt es bislang nicht. Die Lage ist bescheiden. Der Kundenschwund hält an, der von Jänner bis Juni erzielte Umsatz ist um etwa 30 Millionen auf 1,36 Milliarden Dollar gefallen. Die digitalen Abos für Leute ohne Peloton-Gerät erweisen sich als Strohfeuer, sinkt die Zahl dieser Abonnenten doch monatlich um etwa neun Prozent.

Allerdings konnte Peloton im ersten Halbjahr 2024 (Finanzquartale 3 und 4) wieder positiven operativen Cashflow verbuchen und sowohl Betriebsverlust als auch Nettoverlust deutlich reduzieren. Um weiter zu sparen, fährt die Firma jetzt ihre Werbekampagnen zurück. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichen Quartalsdokument hervor.

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Genügend Anleger glauben, dass Peloton die Kehrtwende eingeleitet hat, und kauften am Mittwoch die Aktien. Das hat den Kurs an der NASDAQ am Mittwoch um gut 35 Prozent steigen lassen. Damit springt auch der Börsenwert auf fast 1,7 Milliarden Dollar.

Die hauseigene Produktion hat Peloton 2022 aufgegeben. Damals führte Peloton in Nordamerika ein Mietprogramm für Zimmerfahrräder ein, um die Einstiegshürde zu senken. Seit einem Jahr konnten auch Deutsche die Peloton-Bikes mieten, doch ist das Angebot inzwischen von der deutschen Webseite wieder verschwunden. Stattdessen versucht Peloton es jetzt in Großbritannien.

Mietern liefert Peloton übrigens keine neuen Geräte, sondern gebrauchte. Allerdings hat Peloton nicht mehr genügend gebrauchte Zimmerfahrräder vom ursprünglichen Modell Bike zur Hand, weshalb seit 1. August in Großbritannien, Kanada und den USA nur noch das Bike+ gemietet werden kann.

(ds)