Neuer Browser-Krieg? iPhone-Auswahldialog bringt Rückenwind für kleine Anbieter

Auswahldialoge bescheren kleineren Browsern erhebliche Zuwächse in der EU. Die EU-Kommission untersucht Apples Umsetzung in iOS trotzdem.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 46 Kommentare lesen
iPhone zeigt Browser-Auswahldialog mit iOS 17.4

(Bild: Mac & i)

Lesezeit: 3 Min.

Web-Browser-Hersteller berichten über deutlich steigende Nutzerzahlen in der EU. Einen Monat nach der Einführung der vom Digital Markets Act vorgeschriebenen Browser-Auswahldialoge in iOS und Android, scheint die Maßnahme erste Wirkung zu zeigen: Kleine Browser verzeichnen teils massives Wachstum, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf Zahlen von sechs Entwicklern berichtet. So habe etwa der Aloha-Browser im März in der EU ein Nutzerwachstum von 250 Prozent verzeichnet, auch bei Opera wird von "Rekordnutzerzahlen" gesprochen.

Seit dem 7. März müssen Gatekeeper wie Apple und Google den neuen Vorgaben zufolge einen Browser-Auswahldialog einblenden. Apple hat dies mit iOS 17.4 kurz vor dem Stichtag umgesetzt. Der Hinweis erscheint nach dem Update einmalig beim ersten Öffnen des vorinstallierten Browsers Safari. Google hat den Browser-Dialog bislang nur in Android auf hauseigenen Pixel-Geräten eingeführt, entsprechend ist die Verbreitung noch überschaubar. In den kommenden Monaten sollen auch die Android-Versionen auf Geräten anderer Hersteller den Dialog integrieren. Browser-Wachstum gibt es bisher vorrangig auf iOS.

Schon kurz nach der Veröffentlichung von iOS 17.4 verzeichneten erste Anbieter wie Brave einen Zuwachs bei den Downloads. Trotz der Zahlen wächst aber auch die Kritik an der Umsetzung der Browser-Auswahldialoge – und nicht nur an der sehr langsamen Ausspielung in Android. Firefox-Hersteller Mozilla klagte gegenüber Reuters, Apple führe das Update auf iOS 17.4 deutlich langsamer ein als andere iOS-Updates. iOS-Updates stehen global zur gleichen Zeit zum Download bereit, aber nur, wenn man das manuell prüft und einspielt. Die Mehrzahl der Nutzer installiert die Updates erst, wenn Apple respektive iOS darauf aktiv hinweist – Anmerkung der Redaktion.

Die Umsetzung des Browser-Auswahldialogs in iOS hat Apple bereits ein Non-Compliance-Verfahren der EU-Kommission eingehandelt. iOS zeigt eine zufällige Liste der zwölf im jeweiligen Land nach Downloads populärsten Browser ohne weitere Erklärung an – und legt die getroffene Auswahl dann als neuen Standard-Browser fest. Apples Maßnahmen, darunter die Gestaltung des Dialogs, könnten Nutzer daran hindern, "ihre Dienste innerhalb des Apple-Ökosystems tatsächlich mühelos frei zu wählen", hieß es von den Regulierern. Die ebenfalls vom Digital Markets Act vorgeschriebene Öffnung von iOS für andere Browser-Engines hat bislang noch kein Hersteller genutzt, um eine komplette Safari-Alternative auf dem iPhone anzubieten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(lbe)