Neuer Debitel-Boss setzt auf Partnerschaften

Geht es nach den neuen Vorstandschef Axel Rückert, gibt es Handys bald in Videotheken, und Arbeitslose telefonieren 20 Prozent billiger.

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Der neue Debitel-Chef Axel Rückert will den Serviceprovider auf neue Wege führen. Wie der Vorstandschef der Financial Times Deutschland (FTD) im Gespräch verriet, will er mit Partnern neue Vetriebswege erschließen. Auch über eine neue Billigmarke und einen Sondertarif für Arbeitslose denkt Rückert dem Bericht zufolge nach.

Rückert war von den Debitel-Eignern, dem britischen Finanzinvestor Permira, installiert worden. Er steht jetzt vor der Aufgabe, Debitel nach den Erwartungen des Investors zu entwickeln. Wie die FTD unter Berufung auf Branchenkenner berichtet, soll Rückert 18 Monate Zeit haben, um Debitel "glaubhaft profitabel" zu machen, dann wolle Permira das Investment wieder versilbern. Als wahrscheinlich gilt ein Börsengang. Mit 8,9 Millionen Kunden und einem Umsatz von 2,7 Milliarden Euro erwirtschaftete Deutschlands größter Mobilfunkprovider unter Rückerts Vorgänger Paul Stodden zwar ein "branchenübliches" (Debitel) Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 172 Millionen Euro, konnte mit einer Rendite von 6,3 Prozent die neuen Investoren allerdings nicht überzeugen.

Rückert setzt auf neue Vertriebswege und Partnerschaften. So schwebt ihm eine Kooperation mit Videotheken vor. Dort ließen sich zum Beispiel stark standardisierte Produkte – etwa Prepaid-Pakete – verkaufen. Auch die Einführung neuer Marken will der Debitel-Boss nicht ausschließen. Eine Billigmarke mit einem erfahrenen Partner sei durchaus attraktiv, meinte Rückert gegenüber der FTD. Das eigene Discount-Produkt "Debitel light" sei zwar gut gestartet, bleibe aber noch hinter den Erwartungen zurück. Inzwischen denkt Rückert auch über einen 20 Prozent günstigeren Sondertarif für Arbeitslose nach, den er bereits als Chef der Debitel-Tochter in Frankreich eingeführt hatte. Auch für das zuletzt eingeführte DSL-Produkt könnte sich Debitel nach einem Partner umsehen. Man müsse mit mehr Nachdruck um die Aufmerksamkeeit der Kunden werben.

Rückert steht einem Unternehmen vor, dessen Geschäftsmodell von Branchenkennern keine große Zukunft eingeräumt wird. Service-Provider, die von den Netzbetreibern Kapazitäten einkaufen und darauf eigene Angebote realisieren, geraten bei dem aktuellen Abwärtstrend auf dem Mobilfunkmarkt unter Druck. Der Erfolg der Discounter nagt besonders an den Margen der Service-Provider. Debitel versucht daher, mit einer eigenen Billiglinie und neuen Angeboten wie dem DSL-Produkt oder Handy-TV zu kontern und zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Zwischenzeitlich war auch eine Fusion mit dem Konkurrenten Mobilcom im Gespräch.

Beim Thema Handy-TV sieht Rückert den Erfolg allerdings eher mittelfristig. Er erwartet, dass in drei oder vier Jahren etwa ein Zehntel der deutschen Mobilfunkkunden auch Handy-TV nutzen. Als Einzelkämpfer könne Debitel den Markt nicht entwickeln, Rückert kann sich auch hier Partnerschaften vorstellen. Das klingt nicht so, als sei Rückert ein großer Fan dieser jüngsten Hinterlassenschaft seines Vorgängers. (vbr)