Neuer IBM-Chef Palmisano wird es nicht leicht haben

Samuel J. Palmisano ist ab heute offiziell neuer Chef bei IBM.

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Von
  • Peter Bauer
  • dpa

Seit heute ist Samuel J. Palmisano offiziell IBM-Chef. Er wird es nach Ansicht von Analysten nicht leicht haben. Noch vor wenigen Tagen hatte Palmisano selbst erklärt, dass das Jahr 2002 für Technologiefirmen schwierig sein wird. Die IBM-Aktien haben in den letzten Wochen deutlich an Boden verloren. Sie notieren derzeit bei 98,12 Dollar gegenüber einem Zwölfmonatshoch von 126,39 Dollar. Die Buchführungsmethoden von IBM waren nach einem Bericht der New York Times in den letzten Tagen ins Gerede gekommen. Das Unternehmen will nach US-Medienberichten zukünftig seine Bücher weiter öffnen.

Palmisano löst den langjährigen IBM-Chef Louis V. Gerstner ab, der aber den Vorsitz im Verwaltungsrat des weltgrößten Computerkonzerns noch bis zum Jahresende behalten wird. Gerstner war 1993 IBM-Chef geworden. Der Führungswechsel war Ende Januar angekündigt worden. Palmisano trägt den Titel "Chief Executive Officer" oder Unternehmenschef und behält auch seinen Präsidententitel.

IBM hatte im Jahr 2001 einen Umsatzrückgang um drei Prozent auf 85,9 Milliarden US-Dollar (98,7 Milliarden Euro) verbucht. Der Gewinn war auf 7,7 Milliarden Dollar geschrumpft gegenüber 8,1 Milliarden Dollar im Vorjahr. Damit hatte IBM allerdings viel besser abgeschnitten als die meisten anderen Computer- und Technologiekonzerne. Gerstner hatte das unter Milliardenverlusten leidende Unternehmen vom Rande des Ruins zurückgeholt und wieder zu einem der gewinnträchtigsten Konzerne gemacht.

Palmisanos Hauptproblem ist jetzt nach Meinung von Branchenkennern das relativ langsame IBM-Umsatzwachstum während der Gerstner-Ära. Er müsse versuchen, ein umsatzgetriebenes Gewinnwachstum zu erreichen.

Der Wettbewerb in der Computer- und Informationstechnologie-Branche wird immer härter. Hewlett-Packard und Compaq Computer wollen sich zusammenschließen, um ihren Kunden ganz nach dem Erfolgsbeispiel von IBM eine vollständige Produkt- und Dienstleistungspalette anbieten zu können. Dell Computer dominiert im PC-Bereich und will ins Server-Geschäft vorstoßen. Sun Microsystems ist im Server- und Internetbereich ein ganz starker Konkurrent. IBM will seinerseits der führenden Speicherprodukt-Firma EMC mehr Kunden abnehmen.

Der neue IBM-Konzernchef ist ein umgänglicher Mann, der bestens mit IBM-Beschäftigten, Kunden und Wall-Street-Analysten auskommt. Palmisanos Führungsstil ist direkt und ergebnisorientiert. Er war 1973 als Verkäufer zu IBM gekommen und stieg rasch in der IBM-Hierarchie auf. Er war zeitweise Assistent des ehemaligen IBM-Verwaltungsratsvorsitzenden John F. Akers und verbrachte zwei Jahre in Japan.

Palmisano hat das Computer-Dienstleistungsgeschäft zur wichtigsten Geschäftssparte und dem bedeutsamsten Wachstumsträger gemacht. Palmisano sanierte auch den angeschlagenen Großcomputer-Bereich. Er führte zeitweise die PC-Sparte und andere Geschäftsbereiche. Er war seit 2000 als IBM-Präsident für die Tagesgeschäfte des Gesamtkonzerns zuständig. (Peter Bauer, dpa) / (anw)