Nokia trotz Gewinneinbruchs zuversichtlich

Einmalbelastungen und die schwache Wirtschaftslage lassen den Nettogewinn des Mobilfunkriesen um 61 Prozent schrumpfen. Doch angesichts steigender Marktanteile blicken die Finnen optimistisch in die nähere Zukunft.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 25 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Der finnische Mobilfunkkonzern Nokia musste im zweiten Quartal einen schweren Ergebnisrückgang verbuchen. Das Nettoergebnis sackte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 61 Prozent ab, teilte das Unternehmen am heutigen Donnerstag in Helsinki mit. Der Konzern muss Restrukturierungskosten und das abflauende globale Wirtschaftswachstum verkraften. Gleichzeitig konnte der Weltmarktführer seinen Marktanteil leicht auf 40 Prozent steigern und von April bis Juni 122 Millionen Geräte ausliefern.

Den Umsatz konnte Nokia im zweiten Quartal von 12,59 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum um 4 Prozent auf 13,15 Milliarden Euro steigern und lag damit über den Erwartungen der Analysten. Der operative Gewinn fiel von 2,36 auf 1,47 Milliarden Euro und blieb hinter den Erwartungen zurück. Unter dem Strich brach der Gewinn von 2,83 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1,1 Milliarden Euro ein. Der berichtete Gewinn pro Aktie fiel im Vergleichszeitraum von 0,72 auf 0,36 Euro. Allerdings sind beide Vergleichswerte erheblich von Einmaleffekten beeinflusst.

Im zweiten Quartal 2007 hatte Nokia Zuflüsse von 1,88 Milliarden Euro aus der Gründung von Nokia Siemens Networks – abgeschwächt durch Einmalbelastungen von 905 Millionen Euro – zu verzeichnen, während das abgelaufene Quartal mit 259 Millionen Euro für die Schließung des Bochumer Werks sowie 201 Millionen Restrukturierungskosten bei Nokia Siemens Networks belastet ist. Ohne diese Einmaleffekte stieg der Gewinn pro Aktie im Quartalsvergleich von 0,32 auf 0,36 Euro. Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo freut sich über den steigenden Marktanteil und eine starke Profitabilität. Er ist auch für den weiteren Jahresverlauf optimistisch.

Im Kerngeschäft mit Handys rechnet Nokia für den Weltmarkt mit einem Wachstum von zehn oder mehr Prozent bei den Stückzahlen, während das Marktvolumen in Euro stagnieren dürfte. Der Durchschnittsverkaufspreis von Nokia-Handys fiel im direkten Vergleich mit dem ersten Jahresabschnitt wegen sinkender Nachfrage im Hochpreissegment und des schwachen Dollars von 79 auf 74 Euro. Während die Nachfrage in Nordamerika und Europa stagniert, konnte Nokia den Handyabsatz vor allem auf asiatischen Märkten sowie in Lateinamerika und Afrika steigern. In Deutschland mussten die Finnen zuletzt Marktanteile abgeben.

Das zusammen mit Siemens gegründete Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN) legte beim Umsatzanteil um 18 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zu. Auch hier waren Lateinamerika, der Mittlere Osten und Afrika (EMEA) sowie China die stärksten Wachstumsbringer. Einmaleffektive drückten das operative Ergebnis in der Nokia-Bilanz auf minus 47 Millionen Euro; im Vorjahresquartal hatte Nokia für die Netzwerksparte noch einen Verlust von 1,27 Milliarden Euro bilanziert.

Im Bereich Services und Software steigerte Nokia den Umsatz auf 119 Millionen Euro. Die Finnen setzen große Hoffnung in das Geschäft mit Online- und Mobildiensten. Der noch junge Bereich habe im zweiten Quartal gute Impulse gezeigt, meinte Kallasvuo. "Wir glauben, dass die nächste Wachstumswelle von der Verbindung aus Endgeräten und Diensten getrieben wird". Der Konzern hatte zuletzt die Betriebssystem-Tochter Symbian komplett übernommen und mit Navteq und Plazes weitere Zukäufe getätigt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Nokia in Euro
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/00 6,5 Mrd. 0,91 Mrd.
2/00 7 Mrd. 0,98 Mrd.
3/00 7,58 Mrd. 0,92 Mrd.
4/00 9,28 Mrd. 1,21 Mrd.
1/01 8 Mrd. 1,05 Mrd.
2/01 7,35 Mrd. 0,83 Mrd.
3/01 7 Mrd. 0,76 Mrd.
4/01 8,79 Mrd. 1,15 Mrd.
1/02 7 Mrd. 0,92 Mrd.
2/02 6,94 Mrd. 0,90 Mrd.
3/02 7,2 Mrd. 0,88 Mrd.
4/02 8,8 Mrd. 1,24 Mrd.
1/03 6,7 Mrd. 0,97 Mrd.
2/03 7,02 Mrd. 0,66 Mrd.
3/03 6,9 Mrd. 0,86 Mrd.
4/03 8,79 Mrd. 1,17 Mrd.
1/04 6,63 Mrd. 0,82 Mrd.
2/04 6,64 Mrd. 0,71 Mrd.
3/04 6,94 Mrd. 0,66 Mrd.
4/04 9,063 Mrd. 1,019 Mrd.
1/05 (*) 7,396 Mrd. 0,863 Mrd.
2/05 8,059 Mrd. 0,799 Mrd.
3/05 8,403 Mrd. 0,881 Mrd.
4/05 10,333 Mrd. 1,073 Mrd.
1/06 9,507 Mrd. 1,048 Mrd.
2/06 9,813 Mrd. 1,140 Mrd.
3/06 10,100 Mrd. 0,845 Mrd.
4/06 11,701 Mrd. 1,273 Mrd.
1/07 9,856 Mrd. 0,979 Mrd.
2/07 12,587 Mrd. 2,828 Mrd.
3/07 12,898 Mrd. 1,563 Mrd.
4/07 15,717 Mrd. 1,835 Mrd.
1/08 12,660 Mrd. 1,222 Mrd.
2/08 13,151 Mrd. 1,103 Mrd.

(*) Ergebnis seit Q1 2005 ausgewiesen nach seit dem 1. Januar 2005 gültigen neuen IFRS-Bilanzierungsregeln (vbr)