Nvision: Visual Computing als neue Branche

Nvidias Hausmesse Nvision sollte zeigen, dass Computergrafik zu mehr taugt als nur zum Spielen.

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Von
  • Benjamin Benz

Nvidia-Chef Jen-Hsun Huang im Gespräch mit John Peddie

Früh am morgen – die Teilnehmer der GeForce-LAN-Party hatten jedenfalls noch recht kleine Augen nach einer durchzockten Nacht – trafen sich der Analyst John Peddie und Nvidia-CEO Jen-Hsun Huang beim "Fireside-Talk".

Huang gab sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der NVision, räumte aber ein, dass das Ziel noch nicht ganz erreicht sei. Er fasste den Grund für die NVision mit den Worten "Giving our Country a name" zusammen. Unter dem Dach Visual Computing würde er gerne eine neue Branche der IT-Welt eröffnen. Huang meinte, Moore's Law sei mittlerweile ein Freund der GPUs und nicht mehr der CPUs. Einerseits weil Grafikberechnungen sehr gut parallelisierbar sind und andererseits weil Hersteller – aber auch Programmierer – von Grafikchips schon viel Erfahrung mit parallelen Architekturen haben. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass Visual Computing für Nvidia ein interessanter Weg sei, Geld zu verdienen. Im Grafikmarkt hingegen ist der Konkurrenzdruck sehr hoch und ein neuer schneller Chip macht die Preise für alle anderen kaputt – das bekam Nvidia kürzlich zu spüren, als AMD die Radeon-4000-Karten vorstellte. Wie nicht anders zu erwarten war, sieht Huang Visual Computing als Aufgabe der CPU und meinte gar, dass schon seit geraumer Zeit CPUs schnell genug für die meisten Aufgaben seien – ein Seitenhieb auf Intels Atom.

Jen-Hsun Huang sieht im Visual Computing Potenzial für Nvidia.

Als John Peddie nach ATIs Erfolg mit den Radeon-4000-Karten fragte, argumentierte der Nvidia-CEO, dass seine Firma versuche, neue Märkte zu erschließen und nicht anderen Marktanteile abzujagen (wie AMD/ATI). Somit sieht er CUDA als strategisches Ziel. Die Double-Precision-Fähigkeiten der GTX-200-Chips sind ein Tribut an CUDA und wissenschaftliche Berechnungen. Die diversen Erweiterungen für CUDA kosten Nvidia einige Prozent Die-Fläche, die für Grafikberechnungen nichts bringt. Jen-Hsun gab ganz den mutigen Entrepreneur und meinte, dass man eben experimentieren müsste und dass Nvidias stark eingebrochener Aktienkurs das zeige. Das habe man aber auch zuvor schon gemacht, wie etwa bei der Einführung von programmierbaren Shadern. Damals stiegen laut Jen-Hsun die Die-Fläche und die Kosten um Faktor drei, ohne dass der Anwender mehr Performance bekam.

Experimentieren sei eine lebenswichtige Strategie, da es ohne neue Konzepte nur durch Die-Shrinks und mehr Transistoren schwierig sei, auf Dauer Geld zu verdienen. Allerdings sei der Weg steinig und im Nachhinein betrachtet meinte er zu einigen früheren Entwicklungen: "Nur das Unwissen hat uns gerettet", hätte er gewusst wie viele Schwierigkeiten lauerten, er hätte Nvidia nie (mit)gegründet.

Zur NVision setzte Nvidia nicht nur auf digitale "visual" Effekte, sondern griff uh beim Wasser zur grünen Farbe.

Nach dem es in den letzten Wochen immer wieder Gerüchte um einen x86-Chip von Nvidia gab, ließ es sich John Peddie nicht nehmen auch danach zu fragen. Jen-Hsun antwortete ein wenig ausweichend, stellte aber klar, dass man nicht vorhabe, das Rad neu zu erfinden und einen eigenen Chip von Grund auf zu bauen. Außerdem meinte er, Nvidia müsse eine solche CPU nicht zwangsläufig "besitzen". Interessant seien aber auch einige Ansätze von Transmeta, denn auch CUDA basiere auf "Code Translation".

Egal, wie es mit Jen-Hsun Huangs Vision von der Visual Computing Country weitergeht, die NVision soll es auch im nächsten Jahr geben, vielleicht dann auch mit Beteiligung anderer großer Firmen. Eingeladen hatte Huang sie jedenfalls schon auf der Keynote und das schließe auch die Konkurrenten Intel und AMD ein. Sicherlich würden sich die Kosten für das Groß-Event dann auch auf mehr Schultern verteilen. Ein paar Eindrücke von der NVision vermitteln die Bilder in der Galerie.

Nvision: Visual Computing als neue Branche (11 Bilder)

Auch im kommendne Jahr soll es wieder eine NVision geben.

Zur NVision siehe auch:

(bbe)