Online-Modehändler: Zalando will hunderte Mitarbeiter entlassen

Die Chefs des großen Berliner Online-Shops sprechen von einer "sehr harten", aber notwendigen Entscheidung. Teile des Unternehmens seien zu stark gewachsen.

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(Bild: farzand01/Shutterstock.com)

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Die aktuelle Entlassungswelle in der IT- und Online-Branche in den USA schwappt weiter auch nach Deutschland über. So sieht sich nun auch der Online-Modehändler Zalando gezwungen, mehrere hundert Stellen abzubauen. Das will die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) erfahren haben, die aus einem entsprechenden Schreiben der beiden Ko-Chefs und Gründer Robert Gentz und David Schneider an die Belegschaft des Dax-Konzerns zitiert. Die Rede ist demnach von einer "sehr harten", aber "notwendigen Entscheidung, um uns auf die in der Zukunft liegenden Herausforderungen und Chancen vorzubereiten".

Dem Bericht nach sollen vor allem Mitarbeiter in der Verwaltung bis hinauf zur Führungsebene betroffen sein. Außen vor blieben Logistikzentren, der Kundendienst und die stationären Outlet-Stores. Operative Stellen bei den Zalando Studios, in denen etwa die Produktfotos für das Berliner Unternehmen und Dritte entstehen, würden ebenfalls ausgeklammert. Schneider und Gentz sollen sich eine "breite Spanne" alternativer Optionen offen gehalten haben, einschließlich potenzieller interner Versetzungen, Weiterbildung oder "Unterstützung bei der Neuorientierung". Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern würden unmittelbar beginnen. Die Konzernspitze wolle "alles geben, um unsere Kollegen während des Prozesses zu unterstützen".

Über die vergangenen Jahre seien einige Teile der Firma "zu stark gewachsen", schreiben Gentz und Schneider laut FAZ in ihrem Brief. "Wir haben ein Komplexitätslevel erreicht, dass unsere Fähigkeit schnell zu reagieren beeinflusst hat." Die Mitarbeiterzahl stieg allein zwischen 2020 und 2021 getrieben von starkem Umsatzwachstum von knapp 14.200 auf über 17.000. In den guten Jahren übernahm Zalando etwa auch die in der Hauptstadt legendäre Lifestyle-Messe "Bread & Butter" mit Starauflauf, gab sie rasch aber wieder auf. Zur Begründung hieß es: Die Veranstaltung sei nicht skalierbar und bringe das Unternehmen strategisch nicht weiter.

Zalando lag 2021 auf Platz 4 der umsatzstärksten Online-Händler in Deutschland hinter Amazon, Otto und Mediamarkt. 2020 hatte es noch für Rang 3 gereicht. Seit einigen Monaten flaut der Schwung bei Internet-Shopping aus der Coronapandemie ab. "Das makroökonomische Umfeld ist herausfordernder geworden", heißt es dazu bei Zalando. Man müsse ein Konzern "mit dem Mindset und der Struktur eines kleinen Unternehmens" sein, das Einfachheit, Pragmatismus und Sparsamkeit verkörpere. In Deutschland hatte voriges Jahr etwa schon der Lieferdienst Gorillas erklärt, rund die Hälfte der rund 600 Angestellten in der Verwaltung müssten gehen. Anfang 2023 zog Delivery Hero nach, wo vier Prozent der Belegschaft in der Berliner Zentrale den Hut nehmen sollen.

(mho)