Oracle begehrt Peoplesoft offiziell und erntet Empörung

Der Datenbankriese hat sein feindliches Übernahmeangebot für Peoplesoft nunmehr offiziell vorgelegt -- und hält sich die Option für eine Nachbesserung offen.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Der Datenbankriese Oracle hat sein am Freitag angekündigtes feindliches Übernahmeangebot an die Aktionäre von Peoplesoft nunmehr offiziell vorgelegt. 16 US-Dollar bietet der Ellison-Konzern für jede Peoplesoft-Aktie, um den Mitbewerber im Markt für Unternehmenssoftware zu einem Gesamtpreis von 5,1 Milliarden US-Dollar zu übernehmen.

Das Angebot soll zunächst bis zum siebten Juli gelten, doch Oracle-Chef Larry Ellison ließ durchblicken, im Falle einer Nachbesserung könne man es um 10 Tage verlängern. Im Erfolgsfalle will Oracle die kurz zuvor bekannt gewordene Übernahme von J. D. Edwards durch Peoplesoft neu überdenken; andernfalls wird der Konzern seine Position als Zweiter auf dem Markt für unternehmensrelevante Software an den vermeintlichen Übernahmekandidaten verlieren.

Da Peoplesoft-Aktien bereits am Freitag nachbörslich vom vorherigen Kurs um 15 US-Dollar auf über 18 Dollar stiegen, wird allerdings eine Nachbesserung des Angebots fällig sein, wenn Oracle wirklich zum Zuge kommen will. Das Unternehmen hat jedoch vorsorglich erklärt, 6 Milliarden US-Dollar auf der Hand und weitere 5 Milliarden auf Kreditbasis verfügbar zu haben, zusammen also mehr als das Doppelte der ursprünglichen Angebotshöhe.

Auf Seiten des Übernahmekandidaten hat Oracles Manöver regelrechte Tiraden empörter Äußerungen ausgelöst: "Abscheulich schlechtes Verhalten" zählt bereits zu den milderen Formulierungen des Peoplesoft-Chefs Craig Conway; später sprach dieser gegenüber der Presse von einer "Zirkusnummer, um Peoplesoft zu schaden und die geplante Übernahme von J. D. Edwards zu verhindern" und erklärte an anderer Stelle, das Oracle-Angebot sei eine "bösartige, unseriöse und durchsichtige Attacke mit dem alleinigen Ziel, uns platt zu machen". Conway hat sogar rechtliche Schritte gegen Oracle angedroht, sich über deren Inhalt aber nicht weiter ausgelassen.

Viel mehr Angst scheint man in Ellisons Hauptquartier ohnehin vor einer anderen Gegenmaßnahme zu haben: Peoplesoft könnte nämlich den eigenen Unternehmenswert durch die Herausgabe zusätzlicher Aktien an neue Kleinaktionäre oder an einen Mitbewerber steigern, der dann als sogenannter weißer Ritter aufträte. Eine solche, gemeinhin als Giftpille bezeichnete Maßnahme wäre geeignet, Oracle den Appetit auf das Übernahmeobjekt gründlich zu verderben, zumindest aber den Kaufpreis spürbar in die Höhe zu treiben. (hps)