Preiskampf der TK-Branche schlägt auf die Umsätze durch

Mehr Kunden, mehr Anschlüsse, mehr Datenvolumen: In der deutschen TK-Branche wächst alles, außer den Umsätzen. Der Preiskampf und der Trend zur Flatrate lassen die Einnahmen schwinden.

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Trotz weiter steigender Anschlusszahlen und mehr vermittelten Gesprächsminuten gehen die Umsätze der Telekommunikationsbranche weiter zurück. Das geht aus einer Studie des Telekommunikationsmarkts 2007 (PDF-Datei) des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) hervor, den die Branchenvertreter zusammen mit dem Beratungsunternehmen Dialog Consult erstellt und am heutigen Dienstag in Köln vorgestellt haben.

Während sich die Verbraucher über die mit dem scharfen Wettbewerb einhergehenden Preissenkungen freuen, geraten die Umsätze der Anbieter unter Druck. 2007 ist der Jahresumsatz der gesamten Branche zum dritten Mal in Folge geschrumpft und wird einer Schätzung des Verbandes zufolge voraussichtlich 63,4 Milliarden Euro (minus 2,8 Prozent) erreichen. Davon entfallen 37 Milliarden Euro auf das Festnetz (Sprach- und Internetdienste, Interconnection usw.) und 26,4 Milliarden Euro auf den Mobilfunk.

Trotz der Regulierungsbemühungen und der wachsenden Marktanteile der vom VATM vertretenen Anbieter sei die Telekom im Festnetzbereich noch immer das marktbeherrschende Unternehmen, bilanziert der Verband. Der ehemalige Staatsbetrieb stellt 31,5 Millionen der 2007 geschätzten 38 Millionen Vollanschlüsse in Deutschland. Den Rest teilen sich Arcor (2,8 Millionen Anschlüsse), Hansenet (1,3 Millionen) und Versatel (0,7 Millionen) sowie regionale und andere Anbieter.

Nahezu zwei Drittel (62,5 Prozent) der Umsätze im Festnetzbereich streicht der Bonner Konzern ein, 37,5 Prozent oder 13,9 Milliarden gehen zu Gunsten der alternativen Netzanbieter. Die ärgert besonders, dass sie einen großen Teil ihrer Umsätze an die Telekom weiterreichen müssen. Bei den Anschlüssen der Netzbetreiber gehen von jedem umgesetzten Euro den Angaben zufolge 52 Cent für Vorleistungen wie die Miete der Teilnehmeranschlussleitung an die Telekom. Bei DSL-Resale bleiben den alternativen Angaben nach Rechnung des VATM von jedem eingenommenen Euro nur 9 Cent.

Dennoch spielt Resale auf dem deutschen Breitbandmarkt noch eine größere Rolle. Etwa ein Fünftel der 19,1 Millionen Breitbandzugänge sind Telekom-Resale; 8,6 Millionen (45 Prozent) Anschlüsse haben die Bonner direkt geschaltet. Die alternativen Anbieter kommen mit 5,9 Millionen Anschlüssen immerhin schon auf zusammen 30,9 Prozent. Andere Anschlussarten spielen auf dem Markt kaum eine Rolle, auch das TV-Kabel hat sich trotz des spürbaren Wachstums noch nicht aus seiner Nische befreien können.

Am Vergleich mit dem TV-Kabel und angestammten Diensten lässt sich zudem ablesen, dass das von der Branche als Heilsbringer erkorene Triple Play nur langsam in die Gänge kommt. Während im Kabel die klassischen TV-Dienste dominieren und nur wenige Kabelkunden auch Internet- und Telefondienste nutzen, spielen TV-Inhalte auf den klassischen TK-Netzen noch kaum eine Rolle. Nach Angaben des Deutschen Kabelverbands beziehen rund 560.000 Kunden auch Internet über das Koaxialkabel, Tendenz steigend. Technisch soll das bis Ende des Jahres bei knapp 20 Millionen Kabelanschlüssen möglich sein.

Der Datenverkehr auf den deutschen Breitbandnetzen wird 2007 eine neue Rekordmarke erreichen. Der VATM rechnet mit nahezu einem Exabyte Daten (genauer: 1.023 Millionen Gigabyte), die in diesem Jahr durch die Netze geschaufelt wurden. Trotz des weiter steigenden Gesamtvolumens nimmt der Traffic, den ein Nutzer durchschnittlich pro Monat verursacht, weiter ab – bei 4,5 Gigabyte, die ein Durchschnittskunde monatlich versurft, und weiter fallender Tendenz dürften Intensivsauger immer seltener die Kalkulation sprengen.

Die Branche investierte 5,9 Milliarden Euro in Netze und Sachanlagen, im Vorjahr waren es noch 6,2 Milliarden. Alleine 3 Milliarden steckte die Telekom in Festnetz und Mobilfunk. Während bei der Telekom nach einem weiteren Arbeitsplatzabbau noch über 147.000 Menschen beschäftigt sind, arbeiten bei der Konkurrenz 51.000, kaum weniger als im Vorjahr. Für den VATM-Präsidenten bleibt die Branche einer der "Innovationsmotoren in Deutschland".

Eickers wiederholt die alte Forderung der Branche nach einem starken Regulierer. "Eine effiziente Regulierung des Netzzugangs ist daher auch in den kommenden Jahren unumgänglich, wenn das Erfolgsmodell Wettbewerb weiter bestehen soll", meinte der Verbandschef. Den Plänen der EU-Kommissarin Viviane Reding für einen europäischen Superregulierer erteilte er allerdings eine deutliche Absage. "Wir brauchen keine neue europäische Regulierungsbehörde". (vbr)