Qimonda-Börsengang: Gute Mienen zum bösen Spiel

Zum Feiern dürfte kaum jemandem zu Mute gewesen sein. Zu wenige Investoren interessierten sich für die Anteilsscheine der Infineon-Speicherchiptochter. Der Komplettausstieg von Infineon aus dem Speichergeschäft wird sich nun wohl verzögern.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Beim traditionellen Läuten der Börsenglocke haben die Manager von Infineon und Qimonda an der Wall Street gute Miene zum eher bösen Spiel gemacht. Neulinge dürfen bei ihrem Debüt an der US-Börse traditionell am Morgen die Glocke zur Eröffnung drücken. Qimonda-Chef Kin Wah Loh reckte den Daumen in die Höhe, der Infineon-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart applaudierte lächelnd. Doch zum Feiern dürfte kaum jemandem zu Mute gewesen sein. Zu wenige Investoren interessierten sich für die Anteilsscheine der Infineon-Tochter Qimonda. Mit Hängen und Würgen konnte der Börsengang des Speicherchip-Unternehmens zwar durchgedrückt werden. Mit einem Ausgabepreis von 13 Dollar statt erhoffter 18 Dollar geriet er aber zur Enttäuschung. Nach einem Start bei 13,50 US-Dollar pendelt der Kurs der Qimonda-Aktie am heutigen Handelstag in New York mittlerweile zwischen 13,35 und 13,40 US-Dollar.

Mehr als eine Milliarde Euro wollte Infineon eigentlich einsammeln. Zwei Drittel davon sollten an Qimonda gehen, der Rest an die Mutter. Gerade einmal gut die Hälfte ist es nun geworden. Infineon geht dabei leer aus, weil die Anteile komplett aus einer Kapitalerhöhung stammen. Analysten hatten schon früh darauf hingewiesen, dass die erhoffte Preisspanne von 16 bis 18 Dollar sehr ambitioniert war. "Es sollte eigentlich niemanden überraschen, dass es so schlecht gelaufen ist", sagte Infineon-Spezialist Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck. Das Timing sei nicht gut gewesen. Zwar gehe es mit der Speicherbranche derzeit saisonal bedingt etwas aufwärts. Insgesamt aber zeige der Trend noch nach unten. Infineon hätte nach seiner Einschätzung besser noch warten müssen. "Offenbar hat man es aber eilig gehabt."

Die Analysten von Dresdner Kleinwort zeigten Verständnis dafür, dass der Börsengang durchgezogen wurde. "Trotz des schwachen Börsengangs glauben wir, dass das Management gut gehandelt hat, die Notierung nicht zu verschieben", schrieben die Analysten. Beide Unternehmen seien nicht dringend auf das Geld aus dem Börsengang angewiesen. Infineon könne seine Anteile auch später verkaufen. Auch Infineon-Chef Ziebart verwies darauf, dass man derzeit keinen Cash-Bedarf habe.

Der Börsengang von Qimonda war schon die zweite Zellteilung: Vor sechs Jahren war Infineon selbst als Abspaltung von Siemens an die Börse gegangen. Die Motive waren ähnliche wie heute: Schon Siemens hatte sich von seiner Chipsparte Infineon getrennt, weil das Geschäft zu schwankungsanfällig war. Hohen Gewinnen im Branchenaufschwung standen satte Verluste im Abschwung gegenüber. Ähnlich sehen nun die Beweggründe bei Infineon aus. Der Konzern will sich schrittweise ganz vom volatilen Speicherbereich trennen und sich auf das ruhigere Geschäft mit Logikchips konzentrieren. Auch andere Chiphersteller haben bereits auf Spezialisierung gesetzt. So brachte AMD beispielsweise seine Flash-Speicher-Tochter Spansion an die Börse.

Der Komplettausstieg von Infineon aus dem Speichergeschäft wird sich nun wohl verzögern. In den kommenden Wochen kann Infineon über eine Mehrzuteilungsoption noch eine kleinen Anteil von 6,3 Millionen Anteilsscheinen abgeben, danach gilt erst einmal eine Haltefrist von 190 Tagen. Daher werde Infineon nun länger brauchen, um seinen Qimonda-Anteil auf eine Minderheitsbeteiligung abzubauen und aus dem schwankungsanfälligen Geschäft mit DRAM-Speicherchips auszusteigen, erklärten die Infineon-Experten von Sal. Oppenheim.

Allerdings muss Infineon ohnehin erst noch beweisen, dass man ohne die Speicher besser dasteht. "Da läuft dann nicht plötzlich alles toll", sagt Analyst Kitz. Infineon bewege sich auch mit dem künftigen Kerngeschäft mit Logikchips in einem schwierigen Umfeld. Gerade in der verlustreichen Kommunikationssparte gebe es noch erheblichen Handlungsbedarf. Das zeigt auch ein Blick auf die jüngsten Zahlen: Im abgelaufenen Quartal verdienten die beiden Logiksparten Industrie/Auto und Telekommunikation kein Geld, operativ machten die beiden Sparten zusammen einen kleinen operativen Verlust; der Konzern schrieb netto rote Zahlen. Ein Gewinn vor Steurn und Zinsen kam bei Infineon nur dank des Ergebnisses von Qimonda zustande. (Axel Höpner, dpa) / (jk)