Qualcomm: Ein Zentralrechner für alle Aufgaben im Auto

Der Snapdragon Ride Flex soll im Auto zahlreiche Aufgaben steuern – von den Cockpit-Anzeigen über Infotainment bis hin zum automatisierten Fahren.

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Der Snapdragon Ride Flex soll als zentraler Prozessor alle Aufgaben im Auto übernehmen, unterstützt von Zonen-Steuergeräten.

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Mit einem neuen zentralen Prozessor möchte Qualcomm die Anzahl und Art der Steuergeräte in Autos reduzieren und damit die Architektur gegenüber dem heutigen Stand deutlich verändern. Der "Snapdragon Ride Flex" genannte Chip soll dabei die gesamte Bandbreite an Aufgaben übernehmen - vom assistierten Fahren bis hin zum Infotainment. Um unterschiedliche Preis- und Fahrzeugklassen adressieren zu können, soll es verschiedene Ausbaustufen und Kombinationen mit Co-Prozessoren respektive zusätzlichen KI-Beschleunigern geben.

Im Rahmen des "Automotive Investor Days" nannte Qualcomm vier Beispiele für derartige Abstufungen. Demnach sind der Grad an assistiertem Fahren – von Level 1 bis Level 5 – sowie der Ausstattungsgrad bezüglich Infotainment und digitalem Cockpit ausschlaggebend für die jeweilige Konfiguration. Ein Fahrzeug, das gemäß Level 2 eigenständig fahren kann und über eine durchschnittliche Infotainment-Ausstattung verfügt, reicht demnach eine kleinere Version des "Snapdragon Ride Flex" im Zusammenspiel mit dem ADAS-Prozessor "Snapdragon Ride Vision" (Advanced Driver Assistance Systems, Fahrerassistenzsystem) aus. Daraus resultiert eine Rechenleistung im unteren zweistelligen TOPS-Bereich.

Einen dreistelligen TOPS-Wert soll bereits eine größere Version des Flex-Chips zusammen mit einem "Snapdragon Ride Vision" erreichen. Im Maximalausbau will Qualcomm etwa 2000 TOPS erreichen, was nach eigenen Angaben für automatisiertes Fahren gemäß Level 4 und 5 ausreicht. Dafür sind jedoch gleich jeweils zwei "Snapdragon Ride Flex" und KI-Beschleuniger notwendig.

Mit verschiedenen Konfigurationen und Ausbaustufen des Snapdragon Ride Flex will Qualcomm die verschiedensten Fahrzeugklassen und Preissegmente bedienen.

Im Gespräch verwies Nakul Duggal, Senior Vice President und verantwortlich für Qualcomms Automotive-Sparte, jedoch darauf, dass es trotz des zentralen Prozessors keinen Single Point of Failure (SPOF, einzelner Ausfallpunkt) geben wird. Denn auf verschiedenen Wegen sollen Redundanzen geschaffen werden, etwa durch die Verbindung der wenigen – je nach Fahrzeug vier bis zehn – Steuergeräte untereinander. Dabei handelt es sich aber nicht mehr um klassische, Domänen-basierte Steuergeräte mit ihrem jeweils festen Aufgabenbereich. Stattdessen kommen Zonen-Steuergeräte (Zonal Controller) zum Einsatz, die primär für die Anbindung von Komponenten in einem eigenen physischen Bereich im Fahrzeug zuständig sind.

Zum konkreten Aufbau des "Snapdragon Ride Flex" und den detaillierten Unterschieden der einzelnen Versionen will Qualcomm sich erst im Januar 2023 im Rahmen der nächsten CES äußern. Lediglich die Bezeichnungen für Teile des Chips hat das Unternehmen bislang bekanntgegeben, darunter eine Kryo-CPU und eine Adreno-GPU. Das erinnert an die Smartphone-Chips des Unternehmens, wie beispielsweise den Snapdragon 8+ Gen 1. Dahinter dürften sich jedoch an den Automotive-Bereich angepasste Prozessoren verbergen.

Erste Fahrzeughersteller konnte Qualcomm nach eigenen Angaben bereits für den "Snapdragon Ride Flex" gewinnen. Um welche es sich dabei handelt und ab wann erste derart ausgestattete Modelle erhältlich sein werden, ließ das Unternehmen aber unbeantwortet. Zuletzt konnte Qualcomm zahlreiche Hersteller als Kunden für seine Automotive-Produkte gewinnen, die zum Snapdragon Digital Chassis gehören. So setzen BMW und VW künftig auf Snapdragon-Ride-Komponenten für assistiertes Fahren, Volvo und Mercedes nutzen auf Bestandteile der Snapdragon Cockpit Platform für Infotainment- und Telematik-Funktionen. Insgesamt haben die Aufträge einen Wert von etwa 30 Milliarden US-Dollar, so Qualcomm. Allein 11 Milliarden stammen dabei aus Abschlüssen innerhalb der vergangenen zwei Monate.

(pbe)