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Qualcomms Snapdragon: Acht Kerne und 64 Bit fürs Handy

Mit dem Snapdragon 615 erweitert Qualcomm nicht nur sein Angebot an 64-Bit-Prozessoren für Smartphones und Tablets, sondern springt auch gleich noch auf den Octa-Core-Zug auf.

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Von
  • Benjamin Benz
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Acht Rechenkerne oder 64-Bit-Befehlssatz, ohne eines dieser beiden werbewirksamen Features scheint kaum ein Hersteller seine Smartphone-Prozessoren auf dem Mobile World Congress anpreisen zu wollen. Qualcomm macht mit dem Snapdragon 615 gleich beides auf einmal. Wie schon beim Snapdragon 410 kommt auch diesmal ein ARM-Kern von der Stange (Cortex-A53) zum Einsatz.

Der Snapdragon 615 enthält zwei Cluster aus je vier Cortex-A53-Kernen. Die beiden Cluster können zwar auch zusammenarbeiten, doch sie unterscheiden sich hinsichtlich einiger Optimierungen. So soll eines sparsamer und das andere schneller sein. Damit wählt Qualcomm einen Ansatzt, der Assoziationen zu ARMs Big-Little-Modell weckt.

Die Grafikeinheit Adreono 405 unterstützt die gleichen Funktionen wie die bisher den Topmodellen (Snapdragon 800) vorbehaltene GPU Adreno 420. Worin genau die Unterschiede liegen, ist noch nicht bekannt, doch die Feature-Liste zeigt deutliche Verbesserungen gegenüber der Adreno 306, die in Qualcomms erstem 64-Bit-Chip Snapdragon 410 zum Einsatz kommt. So gibt es nun auch Open-CL-Unterstützung.

Ein integriertes LTE-Modem (Kategorie 4), WLAN (802.11ac), Bluetooth 4.1, ein H.265-Video-Beschleuniger und eine Display-Engine für Auflösungen bis zu 2560 × 1600 Punkte runden das Angebot ab.

Seinem großen Bruder sehr ähnlich, aber mit nur vier CPU-Kernen bestückt, ist der ebenfalls neue Snapdragon 610. Für beide plant Qualcomm Reference-Designs und will im dritten Quartal mit der Auslieferung der in einem 28-nm-Prozess hergestellten SoCs beginnen.

Auch wenn nach Apples 64-Bit-Vorstoß mit dem iPhone 5S und den Ankündigungen von Mediatek weder acht Kerne noch 64 Bit überraschen, sind doch einige Dinge bemerkenswert:

  • Weder Qualcomm noch Mediatek haben zum auf Geschwindigkeit optimierten Cortex-A57 sondern zu seinem Juniorpartner Cortex-A53 gegriffen.
  • Das Speicher-Interface ist nach wie vor nur 64 Bit breit, obwohl es nicht nur acht Kerne sondern auch die GPU versorgen muss.
  • Qualcomm hat noch immer keinen 64-Bit-Nachfolger für den selbst entwickelten ARMv7-Kern Krait 400, der immerhin derzeit die Benchmark-Listen bei den Top-Geräten anführt. Folglich gibt es nun zwar ARMv8-Chips in den Baureihen Snapdragon 400 und 600, nicht aber beim Snapdragon 800. Es scheint fast, als ist Qualcomm bereit, auf Effizienz und Performance zu verzichten, nur um im 64-Bit-Rennen nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dank des integrierten LTE-Modems könnte diese Rechnung aufgehen.

(bbe)