Rheinland-Pfalz: Online-Boom ist Herausforderung für Ladengeschäfte
Es gibt viele Gründe für die Verlagerung des Einkaufens ins Internet. Ein neues Förderprogramm soll kleine Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen.
Der rheinland-pfälzische Einzelhandel mit seinen Innenstadt-Läden steht nach Einschätzung der Landesregierung wegen des Trends zum Einkaufen per Mausklick vor großen Herausforderungen. Der Online-Handel könne laut Daten des Statistischen Bundesamtes als klarer Gewinner der Corona-Krise bezeichnet werden, heißt es in einer Antwort des Mainzer Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion. Es gebe einen wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen wachsendem Handel im Internet und Geschäftsschließungen, "da Konsumbedürfnisse, die bereits online erfüllt wurden, zu keinem Umsatz mehr im stationären Einzelhandel führen können".
Sortiment, Bequemlichkeit, Umtauschrecht
Seit Beginn der Corona-Pandemie vor gut einem Jahr haben zahlreiche Geschäfte teils über Wochen hinweg ihre Ladentüren absperren müssen. Untersuchungen hätten aber auch gezeigt, dass der Online-Handel aus Gründen der Bequemlichkeit vieler Menschen boome, erklärte das Wirtschaftsministerium. Zudem könnten sich Kunden beim Einkaufen im Internet einen umfassenden Sortimentsüberblick verschaffen, wie ihn stationäre Händler selbst in Großstädten nicht leisten könnten. Weitere Gründe könnten ein aus Konsumentensicht nicht optimales stationäres Angebot vor Ort und auch das im stationären Handel rechtlich nicht bestehende Umtauschrecht sein.
Digitalisierung und Online-Handel böten für den stationären Handel aber auch große Chancen, betonte das Ministerium. Es verweist dabei auf das Landes-Förderprogramm "DigiBoost", das kleine und mittlere Unternehmen sowie Soloselbstständige und Freie Berufe bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse unterstützt. Das im März gestartete Projekt richtet sich Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern. Auch das Handwerk soll dabei unterstützt werden. Der Zuschuss pro Vorhaben und Betrieb liegt bei maximal 15.000 Euro und richtet sich nach der Größe des Unternehmens. Anträge können über das digitale Kundenportal bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) gestellt werden.
Förderprogramm vs. Suchergebnisse
Das Förderprogramm wurde laut ISB gemeinsam mit Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer und Landwirtschaftskammer erstellt. Unterstützt wird beispielsweise der Aufbau professioneller, individuell programmierter Online-Shops, Infrastrukturen für mobiles Arbeiten oder digitales Lager- und Logistikmanagement. Förderfähig sind zudem die Digitalisierung von Werkstätten und 3D-Druck.
Der Handelsverband Rheinland-Pfalz hatte kürzlich eine unzureichende Förderung kleiner Einzelhändler in Rheinland-Pfalz beim Aufbau eines Online-Vertriebs kritisiert. Das Förderprogramm "DigiBoost" hätte es schon vor zwei, drei Jahren geben müssen, erklärte Hauptgeschäftsführer Thomas Scherer. Insgesamt zeigte er sich skeptisch beim Blick auf die Online-Erfolgsaussichten der meisten kleinen Einzelhändler. Die rechtlichen Unsicherheiten und Komplikationen im Online-Geschäft seien für viele kleine Ladeninhaber einfach zu groß. Zudem sei es für kleine Geschäfte schwer, im Internet überhaupt gefunden zu werden, da bei Suchergebnissen große Versandhändler und Plattformen stets vorne lägen.
(bme)