Ruinen-Pornos, Geisterstadt: Fotografen kämpfen um Detroits Image

Seite 2: "Ruinen-Pornos"

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Die Southwestern High School wirkt, als hätten Lehrer und Schüler über Nacht Reißaus genommen: Kaputte Computermonitore liegen zerstreut auf dem Boden, verblichene und zerrissene Schulbücher häufen sich unter Schutt. In einem Klassenraum liegen Wachsmalstifte und verkrustete Tuschkästen, im nächsten ein Haufen ausgetrockneter Frösche und Flusskrebse, die Biologie-Schüler wohl im Unterricht sezieren sollten. Das Formaldehyd hat sie vor der Verwesung bewahrt. In der Sporthalle wellt sich der Parkettboden, im Musikraum krächzt ein kaputtes Klavier auf einigen Tasten noch ein paar schiefe Töne.

(Bild: Johannes Schmitt-Tegge)

"Ruinen-Pornos" nennen Fotografen die Bilder solcher Gebäude, die den schrittweisen Untergang der Großstadt an der kanadischen Grenze erzählen. Doch längst nicht alle freuen sich daran, dass mittlerweile Hochglanz-Bände die Misere der vergangenen Jahre erzählen. "Die Nachbarn hassen es. Es ist ein Schandfleck. Sie wünschten, es sei nie dagewesen", sagt Fotograf Dave Jordano, der in Detroit geboren und aufgewachsen ist. "Die Menschen versuchen, es zu romantisieren und zu verherrlichen", sagt der Berufsfotograf. Aber damit festige sich das Image einer komplett zerstörten Geisterstadt nur weiter.

"Genau das ist es ja", verteidigt Welter seine Touren. "Ich habe nichts davon angerichtet. Ich bin nur hier, mache Fotos und zeige es den Leuten." Welter, der auch Bilder rahmt und Foto-Workshops anbietet, reagiere nur auf eine bestehende Nachfrage. "Ich zeige Detroit, wie es ist." Und ein stadtfremder Besucher sei unter seiner Leitung sicherer, als wenn er mit einer teuren Spiegelreflexkamera allein durch ein von Drogen und Prostitution geplagtes Viertel ziehe.