App Store ist 15: Wie Apple künftig mit Konkurrenz leben muss

Am 10. Juli 2008 ging Apples eigener Softwareladen fürs iPhone an den Start. Was folgte, war eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Doch wie geht die weiter?

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(Bild: Antlii / Shutterstock.com)

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Apples App Store feiert am heutigen Montag einen runden Geburtstag: Genau 15 Jahre ist es her, dass der iPhone-Hersteller erstmals einen eigenen Softwareladen für sein Smartphone an den Start brachte. Es kam ziemlich genau ein Jahr nach dem Verkaufsstart des iPhone in den Vereinigten Staaten – und beendete eine Phase der Unsicherheit. Anfangs hatte Konzernchef Steve Jobs noch den Eindruck erweckt, Apple wolle seine Plattform äußerst geschlossen halten und nur JavaScript-basierte Web-Apps aufs iPhone lassen. Glücklicherweise änderte er dann seine Meinung und erlaubte endlich "echte" iOS-Programme. Der Rest ist quasi Geschichte: Der App Store wurde ein gigantischer Erfolg, der Apple viele Milliarden US-Dollar einbrachte und noch einbringt. 30 Prozent Provision nimmt das Unternehmen für jeden App-Verkauf, jedes In-App-Angebot und jedes Abo normalerweise.

Los ging es in Sachen App Store sogar schon etwas früher: Im Oktober 2007 kündigte Jobs an, die Programmierung richtiger Apps für das iPhone zu ermöglichen. Am 10. Juli 2008 war es dann so weit: Apple eröffnete mit mehr als 500 Softwareanwendungen den App Store, zum Start gab es Spiele, Bildungsprogramme, Shopping-Apps und Produktivitätstools. Rund ein Viertel der Apps war damals kostenlos, viele Bezahl-Apps kosteten oft weniger als einen US-Dollar. Der neue Store stellte schließlich sogar die Vorstellung des neuen iPhone 3G einen Tag später in den Schatten, das erstmals mit UMTS-Mobilfunk kam und die tägliche Nutzung signifikant beschleunigte.

Danach war die Erfolgsgeschichte des iPhones untrennbar mit dem App Store verbunden. Mittlerweile stehen fast zwei Millionen Apps auf der Plattform zur Auswahl. Insgesamt wurden dort in den vergangenen 15 Jahren laut Apple Apps mehr als 370 Milliarden Mal heruntergeladen, fasst die dpa zusammen. Nach einer im Mai veröffentlichten Studie des Marktforschungsunternehmens Analysis Group wurden allein 2022 rund 104 Milliarden US-Dollar direkt mit digitalen Waren und Services im Apple App Store erwirtschaftet. Schaut man auf sämtliche Geschäfte, die auch indirekt über Apps aus dem Store laufen, wurde sogar erstmals die Schwelle von umgerechnet einer Billion US-Dollar Umsatz überschritten. Die App-Store-Idee wurde schnell von anderen Firmen aufgegriffen: So legte Google – nachdem es seine Android-Plattform angesichts des iPhone deutlich umgekrempelt hatte – im Herbst 2008 mit dem hauseigenen Play Store nach.

Doch nun wird das Erfolgsmodell zumindest in Europa bedroht, denn die aktuelle EU-Gesetzgebung wird das Monopol des App Stores auf dem iPhone beenden. Die EU hat Anfang Juli das Gesetz über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) verabschiedet, das wettbewerbsschädliches Verhalten großer Tech-Konzerne unterbinden soll. Der DMA soll bis 2024 seine volle Geltung entfalten. Danach können Gatekeeper wie Apple dazu gezwungen werden, App Stores von anderen Unternehmen zuzulassen. Apple erlaubt dieses nämlich immer noch nicht, wirft regelmäßig Programme von der Plattform, die dies versuchen. Berühmt-berüchtigt ist hier der weltweit ausgetragene Streit mit dem Entwicklerstudio Epic Games, das im Megahit "Fortnite" eine eigene Währung etablieren wollte, um am App Store vorbei Geld zu verdienen. Das Verfahren ist noch lange nicht ausgestanden.

Mit dem DMA hat Apple eingesehen, dass es mit dem komplett geschlossenen App Store nicht so weitergehen kann. Medienberichten zufolge wird der Konzern wohl schon mit iOS 17 damit beginnen, das sogenannte Sideloading offiziell zu erlauben. Damit wird es möglich, Apps nicht mehr nur über von Apple vorgegebene Wege auf das Gerät zu holen. Apple wehrt sich dagegen seit Jahren mit Händen und Füßen, gibt unter anderem Sicherheitsgründe an.

Für Apple-Kunden wird es zumindest in Europa mehr Wahlfreiheit geben. Es wird erwartet, dass mehrere Player wie Microsoft und Epic sofort eigene App Stores eröffnen werden, die auf dem iPhone laufen. Daneben sind direkte Installationen aus dem Web denkbar – sicherlich verbunden mit zahlreichen Sicherheitshinweisen seitens Apple. Die Firma wird dadurch potenziell weniger Umsatz machen. Doch die Bequemlichkeit, die der App Store für die Nutzer bietet, bleibt bestehen. Unternehmen, die auf der Plattform ihr Geld verdienen, blieb übrigens schon zuvor eine Umgehungsmöglichkeit: Die Möglichkeit, Abos auf eigenen Plattformen abschließen zu lassen, hat Apple nie beschnitten. Allerdings sind Hinweise darauf in den auf seiner Plattform vertriebenen Apps verboten.

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(bsc)