SCO vs. Linux: Aufklärung über die Antidot-Lizenz für Linux

IBM und SCO streiten darüber, ob IBM Sourcecode aus der Unix-Entwicklung oder Unix-Methoden, an denen SCO Rechte beansprucht, illegal in die Linux-Entwicklung eingebracht hat. Mit einer Antidot-Lizenz sollten sich Firmen von SCO-Ansprüchen freikaufen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 86 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Eine Antidot-Lizenz der SCO Group, mit der Internet-Provider Linux einsetzen können und doch vor den angeblichen Rechtsansprüchen von SCO sicher sind, kostet zwei Millionen Dollar. Dies ergibt sich aus einer Erklärung, die IBM im Prozess gegen SCO vor Gericht eingereicht hat und die von der Prozessbeobachtungs-Website Groklaw veröffentlicht wurde.

IBM und SCO streiten sich darüber, ob IBM Sourcecode aus der Unix-Entwicklung illegal nach Linux transferiert hat oder Methoden und Konzepte von Unix, an denen SCO Rechte beansprucht, in die Linux-Entwicklung eingebracht hat. Sollte SCO Recht haben, wären alle Firmen Rechtsverletzer, die Linux einsetzen. Dementsprechend hatte SCO im Jahre 2003 eine Antidot-Lizenz vorgestellt, mit der sich Firmen von einer drohenden Klage freikaufen konnten. Details dieser Lizenz wurden nun in der Auseinandersetzung zwischen IBM und SCO veröffentlicht, weil sich unter den von IBM eingereichten Beweisen eine Erklärung von Robert Marsh befindet. Dieser hatte als Geschäftsführer der Firma EV1Servers.net im Jahre 2004 eine Antidot-Lizenz für 20.000 Server erworben, bei denen als Betriebssystem Red Hat Linux zum Einsatz kam. Marsh und seine Firma wurden dafür von SCO der Presse vorgestellt; für die Mitarbeit in Sachen Public Relations erhielt EV1Servers.net eine Gutschrift von 600.000 Dollar, weitere 600.000 Dollar gab es als Bonus für den ersten Kunden.

Wie Marsh in seiner Erklärung zu Protokoll gibt, fühlte er sich besonders vom SCO-Mitarbeiter Philip Langer unter Druck gesetzt, der als "Regional Director of Intellectual Property Licensing" die Lizenz verkaufte. Langer deutete in den Gesprächen an, dass SCO die Mittel habe, alle Server von EV1Servers.net abschalten zu lassen. Weiter gibt Marsh an, dass die SCO-Werbung mit EV1Servers.net als Erstkäufer der Antidot-Lizenz weitgehend über seinen Kopf hinweg lief. So habe er nur kurz die Presseerklärung sehen können, in der SCO-Chef Darl McBride seine Firma falsch darstellte. Von der Sicherheitsgarantie, die sein Linux-Distributor Red Hat im Januar 2004 vorstellte, will Marsh erst nach Abschluss des Vertrages mit SCO erfahren haben. EV1Servers.net ist bis heute der größte Kunde, der von SCO eine Antidot-Lizenz kaufte.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)