SCO vs. Linux: IBM will es wissen [Update]
IBM fordert von SCO detailliert darzulegen, wo und wie in den von SCO genannten 591 Dateien der Linux-Kernel 2.4 und/oder 2.5 gegen Rechte von SCO verstoßen haben soll.
In der Milliardenklage der SCO Group gegen IBM um die Verletzung von beiderseitigen Gechäftsvereinbarungen über den Vertrieb von Unix drängt IBM darauf, dass die Beweise auf den Tisch gelegt werden. Am Montag und am Dienstag reichten Rechtsanwälte des Konzerns zwei Memoranden beim zuständigen Gericht in Utah ein. Die Schriftstücke enthalten die Aufforderung an SCO, detailliert darzulegen, wo und wie in den von SCO genannten 591 Dateien der Linux-Kernel 2.4 und/oder 2.5 gegen Rechte von SCO verstoßen haben soll.
Sollte SCO dieser Aufforderung nicht nachkommen, fordern die IBM-Anwälte das Gericht auf, das Verfahren einzustellen. Im Schriftsatz heißt es dazu, dass SCO sich keinesfalls auf eine Geheimhaltungsklausel stützen kann. Durch die Übersendung von mehr als 100.000 Seiten von internen Produktionsdokumenten habe IBM gezeigt, dass es trotz der inadäquaten Reaktionen der Gegenseite alle notwendigen Details offen legen werde. Amerikanische Prozessbeobachter erwarten, dass SCO nun unter Hinweis auf die von IBM genannten 100.000 Seiten versuchen wird, einen weitere Fristverlängerung im Verfahren zu erreichen.
Auch wird spekuliert, dass sich der Kauf des Linux-Distributors SuSE durch Novell auf den Prozess auswirken wird. IBM hatte angekündigt, einen Aktienanteil von Novell im Werte von 50 Millionen Dollar zu erwerben -- nach der erfolgreichen Integration der SuSE-Aktivitäten. Diese Summe entspricht der Geldspritze, die die SCO Group unlängst von einem Konsortium einholen konnte.
Novell ist der "Vorbesitzer" der Unix-Rechte und hatte sie im Jahre 1995 für 145 Millionen Dollar an die damalige Firma SCO verkauft. Über die damals übernommenen Rechte der SCO Group hatte es zu Beginn der Prozesse um Linux eine Auseinandersetzung zwischen Novell und der SCO Group gegeben, in der Novell behauptet hatte, nach wie vor im Besitz der Unix-Patente zu sein. Später führte SCO eine Zusatzvereinbarung an, mit der Novell sämtliche Rechte abgetreten haben soll. Die IBM-Anwälte, die nunmehr SCO drängen, die Beweise auf den Tisch zu legen, wollen auch Einsicht in diese Zusatzvereinbarung haben.
Unbeeindruckt von den IBM-Forderungen will SCO-Geschäftsführer Darl McBride auf der Comdex-Gegenmesse CDXPO in Las Vegas eine Keynote geben. Die Keynote trägt den Titel "There's No Free Lunch -- Or Free Linux". In der Presseankündigung zu seiner Rede lässt sich McBride mit den Worten zitieren: "Wir sprechen unbequeme Wahrheiten aus, wir kämpfen für das geistige Eigentum in Amerika. Leute wollen keine unbequemen Wahrheiten hören. Doch die Alternative in diesem Kampf ist der Tod einer kompletten Industrie und der Verlust tausender Jobs."
Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:
- SCO bietet Unix-Lizenz für Linux-Nutzer
- IBM: Wir haben keinen SCO-Code in Linux übernommen
- SCO vs. Linux: Die GPL gilt für die FSF
- SCO vs. Linux: Kriegskasse aufgefüllt
- SGI findet kaum SCO-Code im Linux-Kernel
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- SCO vs. Linux: Schutz unter dem Baldachin
- IBM reicht neue Klage gegen SCO ein
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- SCO vs. Linux: /* Der Beweis und seine Folgen */
- IBM verklagt SCO
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(Detlef Borchers) / (jk)