SCO vs. Linux: Mein Unix, mein Recht

In der Auseinandersetzung um die Rechtsinhaberschaft an Unix hat die SCO Group auf die Eingabe reagiert, mit der Novell den Prozess beenden wollte.

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Von
  • Detlef Borchers

In der Auseinandersetzung um die Rechtsinhaberschaft an Unix hat die SCO Group auf die Eingabe reagiert, die Novell vor Gericht eingereicht hat. In dieser Eingabe hatte Novell gefordert, das Gerichtsverfahren zu beenden, weil die SCO Group keine ausreichenden Verträge vorweisen könne, die eine Übertragung des Copyrights belegen. Gegen diese Darstellung hat SCO einen Antrag eingereicht, demzufolge Novells Begehren auf Abweisung der Klage für ungültig erklärt und der Fall an die ursprüngliche Instanz zurückverwiesen wird. In dem Antrag behauptet die SCO Group, über eine Periode von acht Jahren hinweg die Kontrolle über Unix und UnixWare-Techniken gehabt zu haben, ohne dass jemand diese Kontrolle und Rechtsinhaberschaft bestritten habe. Ergänzend argumentieren die Rechtsanwälte in einer Fußnote zum Antrag, dass das Management bei Novell, das seinerzeit die Verträge mit der Santa Cruz Operation abgeschlossen habe, nicht länger bei Novell arbeite.

Mit dieser Argumentation sollen offensichtlich die wechselnden Besitzverhältnisse der vergangenen acht Jahre vereinheitlicht werden. Novell hatte ein Abkommen mit der damaligen Santa Cruz Operation abgeschlossen, das der Firma Unix überließ und, soweit es für die Entwicklung von UnixWare notwendig war, bei Bedarf die Übertragung von Copyright-Rechten eingeräumt hat. Die Santa Cruz Operation verkaufte diese Verträge später an die Firma Caldera und nannte sich danach in Tarantella um, während Caldera in der Folge zur SCO Group umformiert wurde. All diese Wechsel werden von der SCO Group in ihrer Argumentation übergangen. Das Argument, nach dem das Management bei Novell nicht mehr dasjenige sei, welches den Vertrag abgeschlossen hatte, gilt auch für die SCO Group. Da die strittigen Zusatzklauseln des seinerzeit geschlossenen Vertrages von beiden Seiten unterschiedlich ausgelegt werden, dürfte das Verfahren "SCO gegen Novell" vor Gericht weitergeführt und nicht vorzeitig abgewiesen werden.

Unterdessen hat Newsforge, der Newsdienst des Open Source Developers Network (OSDN), eine Geschichte veröffentlicht, derzufolge sich die US-amerikanische Bankenaufsicht SEC mit SCO beschäftige. Als Quelle wird die Auskunft eines SEC-Mitarbeiters genannt, nach der viele Beschwerden über die SCO Group eintreffen würden. Als weiteres Indiz werden verspätete Finanzreports der SCO Group genannt, die zu den Pflichtveröffentlichungen einer Firma gehören. Alles zusammen ist freilich kein Beweis, dass die SEC tatsächlich ermittelt: Da solche Ermittlungen den Kurs einer Aktie empfindlich schädigen können, werden in der Regel von der SEC keine Details veröffentlicht.

Für die Veröffentlichung von Informationen über die ersten Intellectual-Property-Lizenznehmer der SCO Group, Computer Associates, Questar und Legett & Prett, macht SCO-Sprecher Blake Stowell inzwischen die Firma IBM verantwortlich. Sie habe widerrechtlich Gerichtspapiere in Umlauf gebracht, erklärte Stowell gegenüber der Salt Lake Tribune. Unterdessen berichtet die zweite Lokalzeitung am Sitz der SCO Group davon, dass seit dem späten Montagabend die Website www.sco.com wieder über das Internet erreichbar sei. Dieser Zeitung erklärte Blake Stowell, dass der Angriff des Computervirus MyDoom praktisch bis gestern gedauert habe, weil die Uhren der betroffenen Computer verstellt worden seien. Nun sei zu entscheiden, ob der Auftritt künftig unter sco.com oder der Ausweichadresse thescogroup.com erfolgen soll. Neben diesen bekannten Web-Adressen betreibt die SCO Group zahlreiche weitere Server, etwa www.sco-regional.com für die osteuropäischen Kunden; diese Server blieben von Attacken verschont.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)