SCO vs. Linux: OSDL sieht Linux-Anwender auf der sicheren Seite

SCO hat angekündigt, auch Linux-Anwender in der Auseinandersetzung um die Rechte am Unix-Code und angeblichen Code-Klau vor Gericht zu ziehen. Die Open Source Development Labs haben eine Stellungnahme ihres Rechtsexperten dagegengestellt.

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Von
  • Detlef Borchers

Neben der aktuellen Auseinandersetzung mit IBM über die Verletzung des Unix-Copyrights und dem Streit mit Novell über die Eigentumsrechte an Unix hat die SCO Group angekündigt, auch Linux-Anwender vor Gericht zu ziehen. Gegen dieses Vorhaben haben die Open Source Development Labs (OSDL) eine Stellungnahme ihres Rechtsexperten Eben Moglen freigegeben. Unter dem Titel Now They Own it, Now They Don't kommt Moglen zu dem Schluss, dass Linux-Anwender auf der sicheren Seite sind. Für jeden von SCO belangten Anwender sei es ein Leichtes, auf das anhängige Verfahren zwischen Novell und SCO zu verweisen, meint Moglen. Mit Eigentumsrechten, die von einem Dritten bestritten werden, könne man nicht einen Vierten und Fünften verklagen. Moglens Fazit: "Die Lizenzkampagne von SCO hat im vergangenen Monat ein Rad verloren und steuert gerade auf die Wand zu."

In der begleitenden Pressemeldung zu Moglens Stellungnahme erwähnt die OSDL als weiteren beruhigenden Aspekt den im Januar eingerichteten Verteidigungsfonds, der die Nerven der Linux-Anwender schonen soll. Mit Einlagen von 10 Millionen Dollar soll dieser Fonds Anwendern beistehen, die von der SCO Group verklagt werden. Allerdings ist der Aufbau des Fonds noch nicht abgeschlossen. Bei der Einrichtung zahlten Firmen wie IBM, Intel und MontaVista 3 Millionen Dollar ein, weitere 2 Millionen sind nach Auskunft der das OSDL betreuenden PR-Agentur mittlerweile eingetroffen. Man gibt sich zuversichtlich, die selbst gesetzte Marke von 10 Millionen zu erreichen, weil weitere Gelder "fest zugesagt" seien.

Unterdessen häufen sich die Spekulationen, welcher Linux-Anwender von der Klage der SCO Group ereilt wird. Am häufigsten werden der Buchhändler Amazon und die Suchmaschine Google genannt. Ein Vorgehen gegen diese Firmen würde der von SCO vertretenen Linie entsprechen, immer die höchsten Ziele ins Visier zu nehmen. So insistiert die SCO Group in der Klage gegen IBM darauf, "die Leiter hochzugehen" und IBM-Chef Palmisano und General Manager Wladawsky-Berger vor Gericht zu laden.

Entsprechend der Größe von Amazon und Google erscheinen europäische Firmen vorerst nicht bedroht. Dafür wird der Fall in Europa -- wohl etwas voreilig -- als abgeschlossen skizziert: So veröffentlichte die unter anderem von Microsoft gesponserte Lobbyisten-Gruppe EurActiv eine Mitteilung, derzufolge die umstrittene EU-Richtlinie über geistiges Eigentum von der Tagesordnung der Plenarsitzung des EU-Parlaments genommen wurde. Im verlinkten Hintergrundpapier zu dieser Nachricht wird SCO als große Softwarefirma und Eigentümerin von Unix bezeichnet, wenn es heißt:

"Große Softwarefirmen wie Microsoft (Windows) und SCO (Unix), die unter der Piraterie leiden, unterstützen die Richtlinie. Aber kleine und manchmal sogar größere Firmen wie Sun Microsystems und die Gemeinschaft der freien Softwareentwickler haben sich gegen sie ausgesprochen, weil sie befürchten, aus dem Markt gedrängt zu werden."

So eindeutig, wie hier die Eigentumsrechte an Unix impliziert werden, dürfte der Fall aber auch in Europa keineswegs zu sehen sein.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)