SCO vs. Linux: Ein Fonds für Anwender und eine Frist für Beweise

Die Frist für SCO zur Vorlage von Beweisen für angeblich in Linux enthaltenen, geklauten Unix-Code läuft ab. Die OSDL riefen derweil einen Verteidigungsfonds ins Leben, an dem sich unter anderem schon IBM und Intel beteiligten.

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Von
  • Detlef Borchers

Am heutigen Montag amerikanischer Ortszeit läuft für die SCO Group die Frist ab, die von IBM in einer Anhörung geforderten Dokumente vor dem Gericht in Salt Lake City zu präsentieren -- mit ihnen soll SCO endlich die Vorwürfe belegen, im Linux-Kernel sei unerlaubterweise von Unix System V transferierter Code enthalten. Gleichzeitig gaben die Open Source Development Laboratories (OSDL) bekannt, dass ein Fonds eingerichtet wurde, der die Prozesskosten übernehmen soll, falls Linux-Anwender von der SCO Group verklagt werden. Dieser Fonds soll mit 10 Millionen Dollar ausgestattet werden.

Die für die SCO Group zentrale Klage ist jedoch das Verfahren gegen IBM, in dem nun erste Dokumente präsentiert werden müssen. Zu diesen Dokumenten gehören schlüssige Beweise, dass IBM Quellcode missbräuchlich verwendet hat, an dem SCO die Rechte hält. Bestandteil der von SCO vorzulegenden Dokumente sollte auch der Nachweis sein, wer die Analyse des Quellcodes vorgenommen hat und wer bis dato im Rahmen eines "Non Disclosure Agreements" Einblick in die Beweise gehabt hat. Sollten die Beweise heute nicht erbracht werden können, muss die SCO eidesstattliche Erklärungen vorlegen, die erklären, warum die Dokumente fehlen. Das Gericht wie auch die von SCO verklagte Firma IBM haben bis zur nächsten Anhörung am 23. Januar Zeit zur Prüfung, ob die Dokumente dem Ersuchen von IBM entsprechen. Erst danach ist die SCO Group wieder an der Reihe, von IBM Beweismittel einzufordern.

Gegenüber dem Wall Street Journal bekräftigte SCO-Chef Darl McBride, dass man das Material an diesem Montag vor Gericht präsentieren und nicht nur an IBM verschicken werde. Wie die Öffentlichkeit informiert wird, ist indes noch ungewiss, da SCO und IBM eine Vereinbarung getroffen haben, den Code-Beweis unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu behandeln. Ansonsten befürchtete SCO eine Preisgabe von Geschäftsgeheimnissen. Von der US-Zeitung nach dem neuen Hilfsfonds befragt, gab sich MacBride fest davon überzeugt, dass die Schuld der Anwenderfirmen bereits feststeht: "Es mag noch so viel Geld in einen Verteidigungsfonds eingezahlt werden, so ist das kein Schutz, wenn man Schuld hat", meinte MacBride.

Der von der OSDL aufgelegte Hilfsfonds soll nach Angaben von Stuart Cohen, dem Leiter der OSDL, bereits mehrere Millionen Dollar enthalten, die vor allem von IBM, MontaVista und Intel stammten. Der Fonds, in den auch Hewlett Packard oder Novell einzahlen wollen, soll Linux-Anwender schützen und damit in die Entwicklung von Linux integrieren. Bislang sind Anwender kaum an der Arbeit der OSDL beteiligt, einzig Unilever ist Mitglied des Konsortiums geworden. Wiederholt hatte SCO angekündigt, prominente Endanwender in einen (Muster)Prozess zu ziehen. So hieß es bei der ersten Anhörung vor Gericht Anfang Dezember, dass man innerhalb einer Woche eine Anwender-Firma verklagen werde.

Gegenüber der New York Times erklärte Cohen, dass der Fonds auch einen Prozess übernehmen könnte, sollte Linus Torvalds direkt von SCO verklagt werden. Bislang ist Torvalds von SCO nur als Zeuge im Verfahren gegen IBM vorgeladen worden. Seine Programmierkünste sind angeblich bei 65 Dateien nachweisbar, die von SCO als erste Beweise genannt worden waren.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)