SLR für die Jackentasche: Olympus E-420
Ab Mitte April kommt die auf der CeBIT 2008 angekündigte Olympus E-420 als Nachfolgerin der E-410 nach Deutschland. Wir hatten Gelegenheit für eine erste Begutachtung.
- Wolf-Dieter Roth
Olympus führte vor zwei Jahren bei der E-330 mit einem zweiten Bildsensor im Sucher "Live View" ein, das Vorschaubild auf dem Monitor, die Funktion, die jede Billig-Digiknipse hatte, doch bis dato keine Profi-Spiegelreflexkamera – bei Weitwinkel- und Makroaufnahmen und Schnappschüssen ein großer Vorteil. Leider wurde seitdem in keiner DSLR mehr ein solcher zweiter Sensor mehr verbaut, was die Live-Vorschau stark einschränkte – sie konnte nicht mehr gleichzeitig mit Autofokus genutzt werden. Erst Nikons D3 bzw. D300 und Canons 450D brachten den sogenannten Kontrast-Autofokus, wie er bei Kompaktkameras üblich ist.
Mit der E-420 holt Olympus nun wieder auf: Ihr Kontrast-Autofokus ist sogar mit 11 AF-Sensoren ausgerüstet, so wie bei der professionellen E-3, nicht nur mit dreien wie bei den bisherigen Olympus-DSLRs. Zunächst kann er allerdings nur mit den Kit-Zoomobjektiven Zuiko Digital ED 14-42 mm 1:3,5-5,6, Zuiko Digital ED 40-150 mm 1:3,5-4,5 und dem als klassischer Festbrennweite besonders flach gebauten Pancake-Objektiv Zuiko Digital 25 mm 1:2,8 genutzt werden, das es erlaubt, die Kamera fast wie eine Kompaktkamera in Jackentaschen zu stecken. Mit allen anderen Four-Thirds-Objektiven schaltet die E-420 in den sogenannten Hybrid-Autofokus-Modus, bei dem zunächst nur vorfokussiert wird, was für ein scharfes Monitorbild ausreicht. Die Feineinstellung folgt beim Auslösen.
Das uns zur Verfügung stehende Testgerät hatte leider noch keines der neuen Objektive. Doch war der Eindruck der Kamera auch im Hybrid-Autofokus mit Live View sehr angenehm – die sekundenlangen Auslöseverzögerungen der Vormodelle sind verschwunden. Ebenso die künstlich eingeschränkten Menüfunktionen des Vorgängermodells E-410: Die Menüs der E-420 kommen nun vom Flaggschiff E-3 und bieten neue Funktionen wie eine verbesserte automatische Empfindlichkeitswahl. Ein Unterwassergehäuse wie für die Vorgänger E-400 und E-410 wird es für die E-420 leider nicht geben, dafür allerdings eine Retro-Ledertasche in Weiß, Braun oder Schwarz, in das die Kamera mit einem der drei Kitobjektive wie einst die Leica stoßsicher für Spaziergänge verpackt werden kann. Das Pancake-Objektiv kostet im Kit 200 Euro Aufpreis – ebenso wie die beiden Zoom-Objektive im Doppelzoomkit gemeinsam! Einzeln kostet es jedoch auch nur 229 Euro. Es empfiehlt sich also, die Kamera mit einem oder beiden Zooms zu kaufen und das Pancake einzeln.