Satelliten für iPhones: Globalstar gibt Startschuss für den Bau neuer Generation
Hinter der bloßen Vertragsvereinbarung mit einem kanadischen Unternehmen könnte eine bereits 2020 in Deutschland angemeldete Konstellation stecken.
Der Satellitennetzbetreiber Globalstar hat die kanadische Firma MDA Space mit dem Bau der "nächsten Generation der LEO-Konstellation" beauftragt. Mit LEO ist Low Earth Orbit gemeint, also eine erdnahe Umlaufbahn. Der Gesamtauftragswert beläuft sich auf 1,1 Milliarden kanadische Dollar (CAD). MDA Space soll dafür eine "next generation LEO constellation" bauen, also eine Satellitenkonstellation der nächsten Generation. Details zu den Aurora genannten Satelliten nannte MDA nicht, außer dem Detail, dass sie mit "Software-defined Radios" ausgestattet werden.
Damit setzen die Partner einen im November 2023 aufgesetzten Vorvertrag um, bei dem MDA den Namen des Auftraggebers noch nicht bekannt geben durfte. Damals flossen bereits 350 Millionen kanadische Dollar. Nun kommen etwa 750 Millionen CAD für zusammen 1,1 Milliarden CAD hinzu.
Megakonstellation am Horizont
Hinter den nüchternen Zahlen und der nur angerissenen Projektbeschreibung dürfte weit mehr stecken als es den Anschein hat. Dazu erstmal ein wenig Hintergrund: Globalstar betreibt aktuell ein Netz aus 25 LEO-Satelliten, die zur zweiten Generation gehören; der ersten Generation war wegen technischer Mängel ein zu kurzes Leben beschieden, sodass sie mittlerweile ausrangiert und ersetzt ist. Mit der zweiten Generation versorgt Globalstar eigene Satellitenempfänger und seit 2022 auch Apples iPhones ab dem Modell 14. In nichtabgedeckten Gebieten kann man darüber Notrufe und Textnachrichten absetzen.
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Ende Oktober 2024 investierte Apple 1,5 Milliarden US-Dollar in Globalstar, was nur im Rahmen einer Pflichtmeldung an die Börse öffentlich wurde. Für 400 Millionen US-Dollar erstand Apple 20 Prozent Anteile an Globalstar. 1,1 Milliarden US-Dollar legte Apple obendrauf als Vorauszahlung für "ein neues Netz für mobile Satellitendienste einschließlich einer neuen Satellitenkonstellation mitsamt erweiterter Bodeninfrastruktur und MSS-Lizenzierung". Auch hat sich Apple 85 Prozent der Satellitenkapazitäten für den eigenen Bedarf gesichert.
Anmeldung bei der Bundesnetzagentur
Weder Globalstar noch MDA und schon gar nicht Apple haben bisher Details zur "next generation constellation" genannt. Einiges spricht aber dafür, dass damit eine im Endausbau aus 3080 Satelliten bestehende multiorbitale Megakonstellation gemeint ist. Eine solche hat Globalstar bereits 2020 bei der Bundesnetzagentur angemeldet und in den folgenden Jahren um einige Details zu den Funkfrequenzen erweitert. Damit dürfte Apple über den Partner Globalstar zu Mitbewerbern wie Starlink, AST SpaceMobile oder SpaceSail aufschließen, die handelsübliche Smartphones in Funklöchern mit Breitbanddiensten versorgen und etwa auch Bildtelefonie ermöglichen. Die bisher fortschrittlichste Technik verspricht AST, dessen BlueBird-Satelliten mit 5G-Technik in Tests mit handelsüblichen Android-Smartphones und Vodafone-SIM-Karten derzeit bis zu 120 Mbit/s erreichen.
Den Starlink-Dienst, der bestenfalls 18 Mbit/s liefert und auf modifizierten LTE-Basisstationen gründet, können Kunden von T-Mobile USA (eine Tochter der Deutschen Telekom) bereits im Rahmen eines offenen Beta-Tests nutzen. AST SpaceMobile will den öffentlichen Betrieb unter anderem mit Vodafone zur Jahreswende 2025/26 aufnehmen. Eine Übersicht über weitere aktuelle Ereignisse rund um LEO-Satelliten und Smartphones erscheint in der kommenden c't-Ausgabe 05/2025 auf Seite 44.
(dz)