IFA

Saugbot-Trends auf der IFA: Putzflundern auf Klettertour

Auf der IFA 2024 zeigen Roborock und Dreame Saugroboter, die Stufen erklimmen, SwitchBot einen mit Stabsauger für Sofas und Ecovacs einen für hohe Teppiche.

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Roborock Qrevo Curv beim Klettern

Der will hoch hinaus: Der Roborock Qrevo Curv kann dank liftbarem Radwerk eine Stufe hochklettern.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt
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Die ebene Fläche putzen hochwertige Saug- und Wischroboter schon sehr reinlich. Passen müssen sie aber bislang bei allem, was einen Tick höher liegt. Dazu zählen Bereiche, die durch eine Schwelle getrennt sind. Möbeloberflächen scheiden für die am Boden fahrenden Roboter ebenfalls aus. Und um sehr hohe Teppiche machen sie lieber einen Bogen, um die Zierzotteln nicht versehentlich mit Schmutzwasser zu tränken.

Auf der IFA zeigen Hersteller neue Tricks, um auch in diesen Problemzonen Putzhilfe zu leisten. Roborock und Dreame haben Fahrwerke mit Liftfunktion konstruiert, die zumindest die Höhenzentimeter einer kleinen Stufe überwinden können. Der erste Schritt zum Treppensteigen ist damit gemacht. Statt das nächste Stockwerk hat SwitchBot Polsteroberflächen und andere schwer zu erreichende Stellen im Blick. Die Marke kombiniert einen Saugbot mit einem abnehmbaren Stabstaubsauger. So eine Kombi hat Ecovacs schon und belässt es vorerst dabei. Stattdessen stattet der Hersteller einen Bot mit einem Wischmodul aus, das sich während der Fahrt reinigt, sodass nur saubergespülte Putzfasern, wenn überhaupt, einen empfindlichen Teppich berühren.

Roborocks neues Oberklassemodell Qrevo Curv fährt auf drei Rädern, die das Gehäuse des Putzroboters um bis zu zehn Millimeter anheben. Dabei schraubt sich der Roboter federnd in die Luft und kann laut Roborock ein bis zu drei, mit etwas Anlauf bis zu vier Zentimeter hohes Hindernis überwinden. Bisher waren die Modelle der Marke für zwei Höhenzentimeter spezifiziert. An den vorbereiteten Demostationen klappte das verbesserte Klettern erwartungsgemäß. Roborock verwendete dafür eine schmale Doppelstufe. In der Praxis ähnelt das am ehesten einer Türschwelle mit vorgelagerter Zierleiste.

In der Praxis soll die "AdaptLift Chassis" genannte Technik dabei helfen, Flächen zu reinigen, die durch höhere Türschwellen getrennt sind. Auch beim horizontalen Rohrgestänge von Stühlen, Tischen oder Wäscheständern könnte die Mechanik einen Ausweg bieten. Solche Hindernisse sind bisher oft Endgegner. Beim Überqueren hebt mancher Saugroboter mit dem Chassis ab, sodass die Räder den Bodenkontakt verlieren und kein Entrinnen mehr möglich ist.

Wegen eines Zusatztalents stehen die Chancen des Qrevo Curv besser. Das Radtrio ist nämlich unabhängig voneinander ausfahrbar. Daher kann der Roboter gezielt die Räder, die in der Luft baumeln, ausstrecken, und so sich so vom Hindernis herunterhieven.

Und noch ein Anwendungsgebiet: Erkennt der Qrevo Curv höhere Teppiche, schraubt er sich beim Staubsaugen in die Höhe, um auszuschließen, dass sich die rotierende Walzenbürste in den langen Fasern verheddert. Eine in dem Fall automatisch aufgedrehte Saugkraft soll die höhere Entfernung zum Teppich ausgleichen.

Curv heißt das Roborock-Modell wohl auch, weil die Basisstation eine geschwungene Form hat, was sich von den eckigen Nachtschränken anderer Modelle wohltuend abhebt.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Darüber hinaus stecken im Qrevo Curv alle generellen Trendfeatures von hochwertigen Saug- und Wischrobotern. Die Seitenbürste und einer der Wischmopps fahren seitlich aus, um in Ecken zu langen, die der runde Bot sonst nicht abdeckt. Die dazugehörige Basisstation entleert den Staubbehälter sowie spült und föhnt die Wischmopps. Es gibt zwei Stationsvarianten. Eine enthält Wassertanks, die andere ist an das Hausnetz angeschlossen. Neu dabei ist der Smart-Home-Standard Matter. Der ab sofort erhältliche Putzroboter kostet zum Marktstart 1500 Euro.

So weit wie Roborock ist Dreame noch nicht. Der Hersteller brachte zur IFA eine noch nicht marktreife Produktstudie mit hebbarem Fahrwerk mit. Die Konstruktion unterscheidet sich von der Roborocks. Bei Dreames Variante haben nur die seitlichen Räder, nicht das vordere, einen Motorlift. Zudem fahren sich die Räder nicht selbst aus. Stattdessen werden sie von einem kleineren Stützrad über einen verbundenen Schwenkarm in die Luft gehebelt. Beim Wechsel zur normaler Fahrt klappt sich der Schwenkarm des Stützrads mittels eines Gelenks ein und stört dann nicht weiter.

Der Vorteil dieser Bauweise: Es geht höher hinaus. Dreame-Roboter sollen damit in jedem Fall bis zu vier Zentimeter hohe Hindernisse überwinden, auch ohne Anlauf. Roborocks Modell schafft das nur bei einer Doppelstufe.

In der Demo eines Prototyps klappte Dreames "ProLeap" genannte Technik schon gut. Innerhalb maximal eines halben Jahres soll sie Einzug in ein marktreifen Putzroboter halten.

Dreame arbeitet ebenfalls an Klettertechniken. Dieser Prototyp nutzt ein ausfahrbares Stützrad, um sich hochzuschrauben.

(Bild: Berti Kolbow-Lehradt)

Vermutlich packt Dreame dann auch gleich ein weiteres Feature hinein, das der Hersteller auf der IFA zeigte: einen versenkbaren Laserturm. Ausgefahren sorgt er für Rundumsicht bei der Navigation. Nähert sich der Roboter einem flachen Möbelstück, senkt er den Turm, sodass das Gerät unter Möbeln putzen kann, für die andere Roboter zu sperrig sind. Dass der Naviturm dann blind ist, soll verkraftbar sein, weil eine zusätzlich an der Front verbaute Laser- und Kamera-Navigation ausreiche, um den Roboter kurzzeitig in einem begrenzten Bereich umsichtig genug zu manövrieren.

Was Dreame an fertigen Produkten dabei hatte, war spektakulär unspektakulär. Der ab sofort erhältliche L40 Ultra ist ein Oberklasse-Putzroboter für 1200 Euro, der funktional im Prinzip fast alles drauf, was zu diesem Luxuspreis eben üblich ist und auch der Qrevo Curv bietet. Dazu zählt: Saugen und Putzen mit ausfahrbaren Armen sowie eine komplette Selbstreinigung in der Basisstation. Nur eine Hebefigur kann der L40 nicht vorführen.

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