Schlammschlacht um abtrünnigen Microsoft-Mitarbeiter

In der zweitägigen Anhörung vor Gericht erhob der ehemalige Microsoft-Manager Kai-Fu Lee, der nun für Google arbeiten will, schwere Anschuldigungen gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.

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Von
  • dpa

Der Streit um einen abtrünnigen Mitarbeiter zwischen Microsoft und Google geht vor dem King County Superior Court in Seattle in eine Schlammschlacht über. In der zweitägigen Anhörung erhob der umstrittene Manager Kai-Fu Lee schwere Anschuldigungen gegen den Softwarekonzern. Microsofts Fehlanalysen des chinesischen Marktes sowie dessen "unethisches" Geschäftsgebaren hätten ihn dazu bewegt, zum Suchmaschinenbetreiber Google zu wechseln, sagte Kai-Fu Lee laut eines Bericht der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg von heute.

Während seiner Tätigkeit bei Microsoft hätten Mitarbeiter seines Teams in China Regierungsbeamte beleidigt und unter Druck gesetzt, sagte Kai-Fu Lee in der Anhörung. Microsofts Chief Software Architect und Firmengründer Bill Gates habe ihm gegenüber fluchend seine Frustration über die Erfolglosigkeit des Konzerns in dem aufstrebenden Markt geäußert. Danach habe er seine Bemühungen in China als vergeblich angesehen.

Microsoft war im vergangenen Juli gegen seinen ehemaligen ranghohen Manager vor Gericht gezogen, nachdem Kai-Fu Lee bei Google angeheuert hatte. Lee verstößt mit seinem Wechsel nach Meinung von Microsoft gegen eine arbeitsvertragliche Vereinbarung, die es ihm untersagt, innerhalb einer bestimmten Karenzzeit eine Tätigkeit bei einem direkten Konkurrenten aufzunehmen. Microsoft beschuldigt Kai-Fu Lee auch, er habe bereits vor seinem Wechsel zu Google unternehmensinterne Informationen an den Konkurrenten weitergegeben.

Zuletzt hatte Microsoft erwirkt, dass Kai-Fu Lee zumindest vorerst nicht für Google an Suchtechnologie-Projekten, Unternehmensstrategien oder Entwicklungen speziell für den chinesischen Markt arbeiten darf. Google wiederum bestreitet, dass Kai-Fu Lee ein ausgewiesener Suchmaschinen-Experte ist. Vor dem Gericht in Seattle soll nun eine E-Mail beweisen, dass Kai-Fu Lee seine speziellen Fachkenntnisse in dem Bereich sogar nutzte, um sich bei Google zu bewerben. Kai-Fu Lee habe einen "riesigen Einfluss" auf das gehabt, was Microsoft in China gemacht hat und habe zu den zwei einflussreichsten Managern gehört, sagte Gates der Agentur Bloomberg zufolge.

Unterdessen weitet Google sein Geschäft in China weiter aus. Am Wochenende eröffnete der weltgrößte Suchmaschinenbetreiber seinen neuen Dienst der lokalen Suche in China. Google Bendi soll lokale Informationen etwa über Kaffee-Shops oder Restaurants in über hundert chinesischen Städten liefern. Google soll im Reich der Mitte nach Erhebungen des staatlichen Internet-Informations-Zentrums CNNIC bereits die zweitgrößte Suchmaschine sein, für die Suche nach bestimmten Websites und Informationen sei sie bereits auf Platz eins. (dpa) / (anw)