Siemens legt beim operativen Gewinn zu [Update]

Der Nettogewinn des Elektrokonzerns schrumpft allerdings, da im Vorjahr der Gewinn durch Sondereffekte unter anderem durch das Aufgehen großer Teile der Kommunikationssparte in Nokia Siemens Networks aufpoliert wurde.

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  • dpa

Der Elektro-Konzern Siemens, derzeit vor allem wegen der Schmiergeldaffäre und wegen Schadensersatzforderungen gegen die ehemalige Konzernspitze in den Schlagzeilen, hat in seinem dritten Geschäftsquartal das operative Ergebnis gesteigert, der Reingewinn ging aber wegen Sondereffekten, die im Vorjahr den Nettogewinn nach oben trieben, deutlich zurück. Der operative Gewinn der drei Sektoren Industrie, Energie und Medizintechnik kletterte um 33 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel dagegen um fast ein Drittel auf 1,42 Milliarden Euro. Das Ergebnis im Vorjahresquartal war unter anderem durch die Einbringung großer Teile der Kommunikationssparte in das Joint Venture Nokia Siemens Networks aufpoliert worden. Auf bereinigter Basis legte der Umsatz um 10 Prozent auf 19,182 Milliarden Euro zu.

An seinen Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr 2007/08, das am 30. September endet, hielt Siemens fest. Demnach soll der Umsatz organisch doppelt so schnell wachsen wie die Weltwirtschaft. Die Ergebnisprognose für dieses Jahr hatte Siemens bereits zur Halbjahresbilanz wegen der Belastungen bei Großprojekten gekappt. Demnach soll das Ergebnis der Bereiche im operativen Geschäft und das Ergebnis der fortgeführten Aktivitäten nur noch auf Vorjahresniveau liegen. Für das kommende Jahr erwartet der Konzern dann für die drei Sektoren ein Gesamtergebnis von 8 bis 8,5 Milliarden Euro. Vergleichbar gerechnet lag dieses Ergebnis im Geschäftsjahr 2006/07 nach Unternehmensangaben bei 6,66 Milliarden Euro.

Für das vierte Quartal allerdings will der Siemens-Finanzchef rote Zahlen nicht ausschließen: Als Folge der Trennung vom Telefonanlagen-Bauer SEN könnte ein Verlust entstehen. "Ich will über einen Verlust im vierten Quartal nicht spekulieren", sagte Joe Kaeser bereits am Dienstagabend vor der Vorlage der Bilanzen für das dritte Quartal. "Herr Löscher hat immer gesagt, dass dieses das Jahr der Transformation ist. Da wird es auch Belastungen aus der Transformation geben."

Analysten schätzen, dass der Mehrheitsverkauf von SEN das Ergebnis um einen sehr hohen dreistelligen Millionenbetrag belasten wird. Kaeser widersprach dem auf Nachfrage nicht. "Wir bringen sehr viel Cash ein", sagte er. Siemens hat die Schulden der Tochter vor dem Verkauf beglichen, die Kasse auf 500 Millionen Euro aufgestockt und will nun zum Abschluss weitere 175 Millionen Euro zuschießen, wie Kaeser sagte.

Den Verkauf will der Finanzchef im Schlussquartal abschließen und damit auch die Belastungen in der gerade laufenden Periode verbuchen. Kaeser betonte, auch den groß angelegten Stellenabbau im Konzern möglichst zügig in die Bilanz einfließen lassen zu wollen. "Wir sind guter Dinge, dass wir die SG&A-Kosten auch im vierten Quartal verbuchen können." Mit "SG&A-Kosten" werden die Aufwendungen für Vertrieb und Verwaltung bezeichnet.

[Update]:
"Nach vorne gerichtet rechnen wir insgesamt mit einer abflachenden Wachstumsdynamik auch im Auftragseingang", sagte Konzernchef Peter Löscher. Das Unternehmen sei aber dennoch auf einem guten Weg. "Wir haben unseren eingeschlagenen Kurs im dritten Quartal bei erhöhter Schlagzahl konsequent fortgesetzt. Viele wichtige Meilensteine wurden bereits erreicht."

Beim geplanten Abbau von weltweit fast 17.000 Arbeitsplätzen strebt der Konzern weiter eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern bis Ende August an, um die dadurch erwarteten "erheblichen Aufwendungen" noch im vierten Quartal 2007/08 (30. September) verbuchen zu können. Erstmals gab Löscher am Mittwoch auch einen Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr 2008/09, für das sich der Konzern auf schwächere weltwirtschaftliche Rahmenbedingungen einstellt. "Die Wachstumsstory von Siemens bleibt intakt", betonte der Siemens-Chef aber.

(dpa) / (jk)